Shades of Grey - Gefährliche Liebe: Band 2 - Roman (German Edition)
er bis auf das letzte Tröpfchen Speichel ausgetrocknet, gelingt es mir, etwas zu sagen. »Hi. Leila, richtig?«, krächze ich.
Ihre Mundwinkel heben sich, wenn auch eher zu einer verzerrten Grimasse als zu einem aufrichtigen Lächeln.
»Sie spricht.«
Ihre Stimme ist leise und heiser. Mir läuft ein eisiger Schauder über den Rücken.
»Ja, ich spreche«, erwidere ich betont sanft, als hätte ich ein Kind vor mir. »Sind Sie allein hier?« Wo ist Ethan? Bei der Vorstellung, dass sie ihm etwas angetan haben könnte, beginnt mein Herz wie wild zu hämmern.
Ihre Züge verdüstern sich so sehr, dass ich einen Moment lang fürchte, sie würde gleich in Tränen ausbrechen. Sie scheint am Rande der Verzweiflung zu sein.
»Allein«, flüstert sie. »Allein.«
Die Traurigkeit, die in diesem einzelnen Wort mitschwingt, bricht mir fast das Herz. Was meint sie damit? Dass ich allein bin? Oder spricht sie von sich selbst? Dass sie allein ist, weil sie Ethan getötet hat? Oh, nein … Verzweifelt kämpfe ich gegen die Angst an.
»Was wollen Sie hier? Kann ich Ihnen irgendwie helfen?« Trotz meiner lähmenden Furcht gelingt es mir, meine Stimme ruhig und beschwichtigend klingen zu lassen. Sie runzelt die Stirn, als hätte sie nicht die leiseste Ahnung, was ich von ihr will, macht jedoch keinerlei Anstalten, auf mich loszugehen. Ihre Hand liegt immer noch locker um den Pistolengriff. Ich ignoriere das heftige Prickeln auf meiner Kopfhaut und beschließe, es mit einer anderen Taktik zu versuchen.
»Möchten Sie vielleicht einen Tee?« Wie um alles in der Welt komme ich darauf, ihr einen Tee anzubieten? Das ist Rays Standardreaktion auf jede Form der emotionalen Belastung, die ausgerechnet jetzt zum Vorschein kommt. Lieber Gott, mein Stiefvater würde einen Tobsuchtsanfall kriegen, wenn er mich jetzt sehen könnte. Mit seiner langjährigen Erfahrung in der Armee hätte er längst eingegriffen und ihr die Waffe abgeknöpft. Doch im Moment ist sie nicht auf mich gerichtet. Vielleicht ist das ja ein Signal, dass ich mich bewegen kann. Sie schüttelt den Kopf.
Ich hole tief Luft, kämpfe meine Panik nieder und mache einen winzigen Schritt in Richtung Kücheninsel. Sie runzelt die Stirn, als wäre ihr nicht ganz klar, was ich tue, und dreht sich ein kleines Stück, so dass sie mich weiterhin gut sehen kann. Mit zitternden Fingern nehme ich den Wasserkessel vom Herd und halte ihn unter den Hahn, während sich meine Atemzüge allmählich beruhigen. Okay, wenn sie mich töten wollte, hätte sie es inzwischen wahrscheinlich getan. Sie beobachtet mich mit einer Mischung aus Abwesenheit und verwirrter Neugier. Wieder wandern meine Gedanken zu Ethan. Ist er verletzt? Hat sie ihn gefesselt?
»Ist noch jemand hier?«, frage ich zögernd.
Sie packt mit ihrer freien Hand eine Strähne ihres langen Haars und beginnt, sie zu zwirbeln und daran herumzuzupfen – offenbar eine nervöse Angewohnheit. Ich sehe sie an und kann wieder einmal nur staunen, wie groß die Ähnlichkeit zwischen uns ist. Mit angehaltenem Atem warte ich darauf, dass sie etwas erwidert. Meine Anspannung wächst nahezu ins Unerträgliche.
»Allein. Ganz allein«, murmelt sie.
Ich schöpfe neuen Mut. Möglicherweise ist Ethan ja doch nicht hier. Eine Woge der Erleichterung durchströmt mich.
»Und Sie wollen sicher keinen Kaffee oder Tee?«
»Nicht durstig«, antwortet sie leise und macht einen vorsichtigen Schritt in meine Richtung.
Mein kurzer Anflug von Souveränität verpufft. Verdammt! Ich spüre, wie mich neuerlich die blanke Angst packt, wie sie dick und zähflüssig durch meine Venen pulsiert. Trotzdem nehme ich all meinen Mut zusammen und hole zwei Tassen aus dem Küchenschrank. Dabei komme ich mir unendlich tapfer vor.
»Was haben Sie, das ich nicht habe?«, fragt sie, wieder mit diesem kindlichen Singsang in der Stimme.
»Was meinen Sie damit, Leila?«, frage ich so behutsam, wie ich nur kann.
»Der Meister – Mr. Grey – erlaubt Ihnen sogar, ihn mit seinem Namen anzusprechen.«
»Ich bin nicht seine Sub, Leila. Äh, der Meister ist der Ansicht, dass ich unzulänglich bin und diese Rolle niemals erfüllen kann.«
Sie legt den Kopf auf die andere Seite – eine völlig unnatürliche Geste, die mir allmählich auf den Geist geht.
»Un-zu-läng-lich«, wiederholt sie langsam. »Aber der Meister ist so glücklich. Ich habe ihn gesehen. Er lächelt. Und lacht. Das tut er nur selten … sehr, sehr selten.«
Oh.
»Sie sehen genauso aus wie ich«, fährt
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