Shades of Grey - Gefährliche Liebe: Band 2 - Roman (German Edition)
sie unvermittelt fort. Sie scheint mich zum ersten Mal bewusst wahrzunehmen. »Der Meister mag Gehorsame, die so aussehen wie Sie und ich. Die anderen … Sie sind ganz genauso … ganz genauso … Trotzdem dürfen nur Sie in seinem Bett schlafen. Ich hab Sie gesehen.«
Verdammt! Sie war also doch in Christians Schlafzimmer. Ich habe es mir nicht bloß eingebildet.
»Sie haben mich in seinem Bett liegen sehen?«, flüstere ich.
»Ich durfte nie im Bett des Meisters schlafen«, murmelt Leila.
Sie wirkt ätherisch, halb Gespenst, halb Mensch, unglaublich zerbrechlich. Und obwohl sie mich mit einer Waffe bedroht, überkommt mich plötzlich eine Woge des Mitleids. Ihre Finger schließen sich um die Waffe, und ich reiße die Augen auf, so dass sie aus den Höhlen zu treten drohen.
»Wieso will der Meister, dass wir so sind? Der Meister … ist ein dunkler Mann … dunkel … Etwas Dunkles schlummert in ihm. Aber ich liebe ihn trotzdem.«
Nein, nein, das stimmt nicht! , widerspreche ich lautlos. Er ist ein anständiger, guter Mann, der die Dunkelheit hinter sich gelassen hat, um mit mir auf der hellen, strahlenden Seite des Lebens sein zu können. Und nun versucht sie, ihn mit ihrer verkorksten Vorstellung, ihn zu lieben, wieder in die Finsternis zu reißen.
»Wollen Sie mir nicht lieber die Pistole geben, Leila?«, frage ich sanft.
Sie drückt die Waffe eng an ihre Brust. »Sie gehört mir. Sie ist alles, was ich noch habe.« Zärtlich streichelt sie die Waffe. »Sie kann dafür sorgen, dass sie und ihr Geliebter wieder vereint sind.«
Scheiße! Welcher Geliebte – Christian? Ich fühle mich, als hätte mir jemand einen Schlag in die Magengrube verpasst. Ich weiß, dass er jeden Moment hier sein wird, um zu sehen, wo ich so lange bleibe. Wird sie ihn erschießen? Die Vorstellung ist so grauenhaft, dass sich ein dicker Kloß in meiner Kehle bildet, der mich zu ersticken droht.
Wie auf ein Stichwort platzt Christian, gefolgt von Taylor, in dieser Sekunde zur Tür herein.
Sein Blick schweift über mich hinweg. Ich erkenne einen Anflug von Erleichterung in seinen Zügen, die jedoch schlagartig verfliegt, als er Leila entdeckt. Er bleibt stehen und starrt sie mit einer Eindringlichkeit an, die ich noch nie an ihm beobachtet habe. Ein ungezähmter, zorniger und zugleich verängstigter Ausdruck liegt in seinen Augen.
O nein … o nein.
Leilas Augen weiten sich, und für den Bruchteil einer Sekunde scheint sie wieder bei klarem Verstand zu sein. Sie blinzelt hektisch, während sich ihre Finger fester um den Griff der Waffe schließen.
Mir stockt der Atem, und mein Herz fängt so laut zu hämmern an, dass ich das Blut in meinen Ohren rauschen höre. Nein, nein, nein!
Meine ganze Welt liegt in den Händen dieser armen, durchgeknallten Frau. Wird sie abdrücken? Uns beide erschießen? Oder nur Christian? Allein bei der Vorstellung wird mir speiübel.
Die Zeit scheint stillzustehen. Nach einer gefühlten Ewigkeit senkt sie den Kopf und blickt durch ihre langen Wimpern hindurch zerknirscht zu ihm hoch.
Christian hebt die Hand und bedeutet Taylor, sich nicht von der Stelle zu rühren. Taylors bleiches Gesicht verrät seine ungezügelte Wut. Auch ihn habe ich noch nie in dieser Verfassung gesehen. Trotzdem bleibt er reglos stehen, während Christian und Leila einander weiter anstarren.
Ich beobachte das Szenario mit angehaltenem Atem. Was wird sie als Nächstes tun? Und wie wird er sich verhalten? Auf Christians Zügen zeichnet sich ein Ausdruck ab, den ich nicht benennen kann – Mitgefühl, Angst, Zuneigung … oder gar Liebe? Nein, bitte, nicht Liebe!
Sein Blick scheint sie förmlich zu durchbohren. Mit qualvoller Langsamkeit verwandelt sich die Atmosphäre im Raum. Die Spannung wächst mit jeder Sekunde, so sehr, dass die tiefe Verbindung, das Knistern zwischen ihnen geradezu mit Händen greifbar ist.
Nein! Plötzlich komme ich mir wie der Eindringling vor. Als wäre ich die Außenstehende, eine Voyeurin, die klammheimlich eine verbotene, intime Szene beobachtet.
Christians Körperhaltung verändert sich kaum merklich. Inzwischen wirkt er größer, markanter, kälter und distanzierter. Ich habe diese Aura schon einmal an ihm beobachtet – in seinem Spielzimmer.
Vor mir steht Christian, der Dom. Ich kann nur staunen, wie mühelos er in diese Rolle geschlüpft ist. Ich habe keine Ahnung, ob dieser Teil seiner Persönlichkeit angeboren ist oder er sich diese Rolle erst später angeeignet hat. Ich weiß nur, dass
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