Shades of Grey - Gefährliche Liebe: Band 2 - Roman (German Edition)
gedacht?
»Wie lange ist das her?«, frage ich Mia.
Sie sieht mich verständnislos an.
»Christians Prügeleien?«
»Als Teenager hat er meine Eltern fast in den Wahnsinn getrieben, wenn er mit aufgeplatzter Lippe und blauem Auge nach Hause gekommen ist. Er ist von zwei Schulen geflogen und hat seine Gegner übel zugerichtet.«
Ich starre sie mit offenem Mund an.
»Hat er dir das nicht erzählt?« Sie seufzt. »Bei meinen Freunden hat er einen ziemlich schlechten Ruf. Ein paar Jahre lang war er die Persona non grata. Aber das hat aufgehört, als er fünfzehn oder sechzehn war.« Sie zuckt mit den Achseln.
Okay, noch eine Facette.
»Was also bieten Sie für die hinreißende Jill?«
»Viertausend Dollar«, ruft eine tiefe Stimme von links. Jill kreischt entzückt auf.
Ich achte nicht mehr auf die Versteigerung. Christian hatte in der Schule Probleme und war ein Schlägertyp. Warum, frage ich mich, während ich ihn mustere. Dabei fällt mir auf, dass Lily uns genauestens beobachtet.
»Jetzt darf ich Ihnen die wunderschöne Ana vorstellen.«
Oje, jetzt bin ich dran. Ich sehe nervös Mia an, die mich in die Mitte des Podiums bugsiert. Zum Glück stolpere ich nicht. Nun stehe ich, für alle deutlich sichtbar, höllisch verlegen da. Christian lächelt lasziv. Der Mistkerl.
»Die schöne Ana spielt sechs Instrumente, spricht fließend Mandarin und liebt Yoga … Nun, meine Herren?«
Christian lässt ihn fast nicht ausreden. »Zehntausend Dollar.«
Ich höre, wie Lily hinter mir nach Luft schnappt.
O nein.
»Fünfzehntausend.«
Wie bitte? Das kam von einem hochgewachsenen, makellos gekleideten Mann links vom Podium. Ich blinzle. Scheiße, wie wird Christian reagieren? Er kratzt sich am Kinn und bedenkt den Fremden mit einem spöttischen Lächeln. Christian kennt ihn also. Der Fremde nickt Christian höflich zu.
»Meine Herren! Heute Abend scheinen entschlossene Bieter unter uns zu sein.« Die Erregung des Conférenciers ist sogar noch hinter seiner Harlekinmaske zu spüren, als er sich strahlend Christian zuwendet. Tolle Show, denke ich, wenn auch leider auf meine Kosten. Mir ist zum Heulen zumute.
»Zwanzigtausend«, kontert Christian mit leiser Stimme.
Das Gemurmel der Menge verstummt. Alle starren mich, Christian und den mysteriösen Fremden an.
»Fünfundzwanzigtausend«, sagt der Fremde.
Gott, wie peinlich!
Christian scheint sich zu amüsieren. Alle Blicke ruhen auf ihm. Was wird er tun? Mein Herz schlägt wie wild, und ich habe ein flaues Gefühl im Magen.
»Einhunderttausend Dollar«, sagt er mit lauter, klarer Stimme.
»Wie bitte?«, zischt Lily deutlich hörbar hinter mir, und die anderen Anwesenden stöhnen auf. Der Fremde winkt lachend ab. Christian lächelt siegesgewiss. Aus den Augenwinkeln sehe ich Mia vor Begeisterung herumhüpfen.
»Einhunderttausend Dollar für die hübsche Ana! Zum Ersten … zum Zweiten …« Der Conférencier sieht den Fremden an, der mit gespieltem Bedauern den Kopf schüttelt und sich galant verbeugt.
»Und zum Dritten!«, ruft der Conférencier voller Triumph.
Christian tritt unter donnerndem Applaus und Jubelrufen nach vorn, hilft mir vom Podium, küsst mir die Hand und hakt mich bei sich unter. Dann führt er mich zum Ausgang des Zelts.
»Wer war das?«, frage ich.
»Jemand, den ich dir später vorstellen werde. Aber zuerst möchte ich dir etwas zeigen. Wir haben ungefähr dreißig Minuten, bis die Versteigerung der ersten Tänze vorbei ist. Dann müssen wir aufs Parkett.«
»Ein sehr teurer Tanz«, sage ich missbilligend.
»Er ist bestimmt jeden Cent wert, den ich dafür bezahlt habe.« Er grinst schelmisch. Wie ich dieses Grinsen liebe! Wieder spüre ich das vertraute Ziehen in meinem Unterleib.
Wir treten hinaus auf den Rasen. Leider gehen wir nicht zum Bootshaus, sondern in Richtung Tanzfläche, wo sich die etwa zwanzig Musiker der Bigband aufstellen. Ein paar Gäste haben sich zum Rauchen hierher zurückgezogen. Da sich die Hauptattraktion im Zelt abspielt, bleiben wir so gut wie unbemerkt.
Christian führt mich zur Rückseite des Hauses und öffnet die Terrassentür zu einem großen, behaglichen Wohnraum, den ich noch nicht kenne. Wir durchqueren den leeren Eingangsbereich bis zu einer geschwungenen Treppe mit elegantem Geländer aus poliertem Holz. Dort nimmt er meine Hand und dirigiert mich in den ersten, dann in den zweiten Stock, wo er eine weiße Tür öffnet.
»Das war früher mein Zimmer«, erklärt er mit leiser Stimme und verschließt
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