Shades of Grey - Geheimes Verlangen: Band 1 - Roman (German Edition)
Sekunde länger. Ich gleite durchs Wasser und schmiege mich an ihn. Im ersten Moment spannt er sich an und beäugt mich misstrauisch, als hätte er Angst, dass ich ihn beiße. Das ist ja mal etwas ganz Neues. Meine innere Göttin betrachtet ihn mit stillem Staunen.
»Bitte sei nicht mehr böse auf mich«, flüstere ich.
»Ich bin nicht böse auf dich, Anastasia. Ich bin nur nicht daran gewöhnt, solche Gespräche zu führen, diese bohrenden Fragen. Normalerweise führe ich diese Art von Unterhaltung nur mit Dr. Flynn und mit …« Er hält abrupt inne.
»Mit ihr. Mrs. Robinson. Du redest mit ihr.« Nun bin ich diejenige, die um ihre Beherrschung ringt.
»Ja.«
»Worüber redet ihr genau?«
Er dreht sich so um, dass er mir direkt ins Gesicht sehen kann, wobei das Wasser über den Wannenrand schwappt. Er legt den Arm um meine Schulter.
»Du gibst nicht so schnell auf, was?«, fragt er mit einem Anflug
von Verärgerung in der Stimme. »Wir reden über das Leben, über Gott und die Welt – übers Geschäft. Sie und ich kennen uns eine halbe Ewigkeit, Anastasia. Wir können über alles reden.«
»Auch über mich?«
»Ja.« Noch immer sieht er mich aufmerksam an.
Ich beiße mir auf die Lippe und kämpfe gegen den Anflug von Verärgerung an.
»Wieso redest du mit ihr über mich?« Eigentlich will ich nicht weinerlich und bockig klingen, aber es gelingt mir nicht. Mir ist völlig klar, dass ich es gut sein lassen sollte. Wieder einmal hat mein Unterbewusstsein das Gesicht zu einer Munch-Fratze verzogen.
»Ich habe noch nie jemanden wie dich kennen gelernt, Anastasia.«
»Was heißt das? Jemanden, der gleich alles unterschreibt, was du ihm vorlegst, ohne auch nur einmal nachzufragen?«
Er schüttelt den Kopf. »Ich brauchte einen Rat.«
»Und was Mrs. Pädo dir rät, befolgst du?«, blaffe ich ihn an. Offenbar habe ich mein Temperament weniger gut im Griff, als ich dachte.
»Das reicht jetzt, Anastasia«, herrscht er mich an. Seine Augen sind zu Schlitzen verengt.
Ich bewege mich auf dünnem Eis und riskiere, jederzeit einzubrechen.
»Sonst lege ich dich übers Knie. Ich habe keinerlei sexuelles oder romantisches Interesse an ihr. Sie ist eine enge Freundin und Geschäftspartnerin, mehr nicht. Zwischen uns war früher einmal etwas, wovon ich mehr profitiert habe, als ich sagen kann, dafür hat es sie ihre Ehe gekostet – aber diese Phase liegt längst hinter uns.«
Das ist ein weiterer Punkt, der mir beim besten Willen nicht in den Kopf will. Sie war auch noch verheiratet. Wie konnten sie so lange zusammen sein, ohne dass jemand dahinterkam?
»Und deine Eltern haben es nie herausgefunden?«
»Nein, das habe ich dir doch gesagt.«
Mir ist klar, dass ich so nicht weiterkomme. Ich kann ihn nicht mit weiteren Fragen löchern, ohne Gefahr zu laufen, dass er vollends ausflippt.
»War’s das jetzt?«, fährt er mich an.
»Fürs Erste.«
Er holt tief Luft und entspannt sich sichtlich, als wäre ihm eine zentnerschwere Last von den Schultern genommen worden.
»Gut, jetzt bin ich an der Reihe.« Ein stählerner Ausdruck tritt in seine Augen. »Du hast nicht auf meine Mail geantwortet.«
Ich hasse es, im Mittelpunkt zu stehen. Und wann immer wir unterschiedlicher Meinung sind, scheint er wütend zu werden. Er ist eben nicht daran gewöhnt, dass ihm jemand Paroli bietet – eine Erkenntnis, die mir ganz und gar nicht gefällt.
»Ich wollte antworten, aber jetzt bist du ja hier.«
»Wäre es dir lieber, wenn ich nicht hergeflogen wäre?« Wieder ist seine Miene ausdruckslos.
»Nein, ich freue mich sogar darüber«, antworte ich leise.
»Gut.« Sichtlich erleichtert, lächelt er mich an. »Ich freue mich auch, hier zu sein, trotz deines Verhörs. Du glaubst also, es ist völlig in Ordnung, mich in die Mangel zu nehmen, während du eine Art diplomatische Immunität genießt, nur weil ich durchs halbe Land geflogen bin, um dich zu sehen? Vergiss es. Ich will wissen, wie du empfindest.«
O nein …
»Das habe ich doch gerade gesagt. Ich freue mich, dass du hergekommen bist. Danke, dass du den langen Weg auf dich genommen hast«, antworte ich lahm.
»War mir ein Vergnügen.« Seine Augen leuchten, als er sich vorbeugt und mich zärtlich küsst.
Ich ertappe mich dabei, wie ich seinen Kuss reflexartig erwidere.
Das Wasser ist immer noch warm, der Dampf wabert über unseren Köpfen. Er löst sich von mir und sieht mich an.
»Nein. Ich will zuerst ein paar Antworten, bevor mehr passiert.«
Mehr? Schon
Weitere Kostenlose Bücher