Shades of Grey - Geheimes Verlangen: Band 1 - Roman (German Edition)
wir zum Aufzug. Beim Warten riskiere ich einen verstohlenen Blick auf ihn. Er beobachtet mich aus den Augenwinkeln. Ich lächle, und seine Lippen zucken.
Als der Lift kommt, steigen wir ein. Wir sind allein. Plötzlich
verändert sich die Atmosphäre zwischen uns, vielleicht weil wir auf so engem Raum so nahe beieinander stehen. Gespannte, freudige Erwartung liegt in der Luft. Meine Atmung und mein Puls beschleunigen sich. Er dreht mir den Kopf ein wenig zu; seine Augen schimmern wie flüssiges Silber. Ich beiße mir auf die Lippe.
»Ach, Scheiß auf den Papierkram!«, knurrt er, packt mich und drückt mich gegen die Wand des Aufzugs. Ehe ich mich’s versehe, hebt er meine Hände in schraubzwingenähnlichem Griff über meinen Kopf und presst seine Hüften gegen mich. Mein Gott! Mit der freien Hand packt er meine Haare und zieht meinen Kopf hoch, und schon berühren seine Lippen meine. Es ist hart an der Schmerzgrenze. Ich stöhne auf und öffne den Mund so weit, dass seine Zunge meinen Mund erforschen kann. So bin ich noch nie geküsst worden. Meine Zunge gleitet vorsichtig über seine und beginnt einen langsamen, erotischen Tanz mit ihr. Er umfasst mein Kinn und hält mich fest. Ich kann mich nicht rühren, weder Hände noch Gesicht, und seine Hüften drücken mich fest gegen die Wand. Ich spüre seine Erektion an meinem Bauch. Wow … Er begehrt mich. Christian Grey, der griechische Gott, begehrt mich, und ich begehre ihn , hier … jetzt, im Aufzug.
»Du. Bist. Der. Wahnsinn«, bringt er keuchend hervor.
Als die Lifttüren sich plötzlich öffnen, löst er sich in Windeseile von mir. Drei Männer in Business-Anzügen mustern uns spöttisch. Mein Puls ist auf hundertachtzig; ich fühle mich, als wäre ich einen Berg hinaufgerannt. Am liebsten würde ich mich nach vorn beugen und die Hände auf den Knien abstützen, aber das wäre zu offensichtlich.
Ich schaue Christian an. Er wirkt kühl und ruhig, als hätte er gerade das Kreuzworträtsel der Seattle Times gelöst. Wie unfair. Bringt ihn meine Gegenwart denn gar nicht aus der Fassung? Er sieht mich aus den Augenwinkeln an und atmet deutlich hörbar aus. Aha, ganz spurlos ist die Sache doch nicht an ihm vorübergegangen.
Meine winzig kleine innere Göttin wiegt sich triumphierend im Sambarhythmus. Die Geschäftsleute steigen im ersten Stock aus, wir müssen noch eine Etage weiter.
»Du hast dir die Zähne geputzt«, stellt er fest.
»Mit deiner Zahnbürste.«
Er verzieht den Mund zu einem kleinen Lächeln. »Anastasia Steele, was soll ich bloß mit dir machen?«
Als die Lifttüren im Erdgeschoss aufgehen, ergreift er meine Hand und zieht mich hinaus.
»Was haben diese Aufzüge nur an sich?«, murmelt er, mehr zu sich selbst als zu mir, während er mit seinen langen Beinen das Foyer durchquert. Ich habe Mühe, mit ihm Schritt zu halten, weil ich in Gedanken noch in Aufzug Nummer drei des Heathman Hotels bin.
SECHS
C hristian öffnet die Beifahrertür des schwarzen Audi SUV, und ich steige ein. Was für ein Riesengefährt! Er hat bis jetzt kein Wort über die Sache im Aufzug verloren. Soll ich damit anfangen? Sollen wir darüber reden oder so tun, als wäre nichts geschehen? Fast erscheint er mir nicht real, mein erster hemmungsloser Kuss. Als die Minuten verstreichen, verbanne ich ihn ins Reich der Mythen, der Artussage, des untergegangenen Atlantis. Er ist nie passiert. Vielleicht habe ich mir alles nur eingebildet. Nein. Ich berühre meine Lippen, die von seinem Kuss geschwollen sind. Er ist definitiv passiert. Der Kuss hat mich verändert. Ich will diesen Mann, und er will mich.
Ich sehe ihn an. Christian wirkt wie üblich höflich und ein wenig distanziert.
Mann, wie verwirrend.
Er lässt den Motor an, fährt rückwärts aus dem Parkplatz und schaltet die Stereoanlage ein. Sogleich wird das Innere des Wagens vom engelsgleichen Gesang zweier Frauen erfüllt. Puh! In meinem konfusen Zustand berührt mich diese Musik derart, dass ich eine Gänsehaut bekomme. Christian lenkt den Audi lässig und selbstbewusst auf die Southwest Park Avenue.
»Was hören wir da gerade?«
»Das ›Blumenduett‹ von Delibes, aus der Oper Lakmé . Gefällt es dir?«
»Es ist wunderschön.«
»Ja, nicht wahr?« Er grinst mich an. Einen kurzen Moment wirkt er so jung, wie er tatsächlich ist, unbekümmert und atemberaubend
schön. Ist Musik der Schlüssel zu seinem Wesen? Ich lausche den verführerischen Stimmen.
»Kann ich das nochmal hören?«
»Natürlich.«
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