Shades of Grey - Geheimes Verlangen: Band 1 - Roman (German Edition)
Christian betätigt einen Knopf, und schon umschmeichelt mich der Gesang erneut.
»Magst du klassische Musik?«, frage ich, weil ich mir dadurch einen seltenen Blick in sein Wesen erhoffe.
»Mein Geschmack ist breit gefächert, Anastasia. Ich mag alles von Thomas Tallis bis zu den Kings of Leon. Das hängt von meiner Stimmung ab. Und du?«
»Mir geht es ähnlich. Aber Thomas Tallis sagt mir nichts.«
Er sieht kurz zu mir herüber. »Irgendwann spiele ich dir was von ihm vor. Er war ein britischer Komponist des sechzehnten Jahrhunderts, Tudorzeit, hat hauptsächlich Motetten geschrieben. Ich weiß, das klingt esoterisch, doch seine Musik ist magisch.«
Er drückt auf einen Knopf, und die Kings of Leon erklingen. Hm … das kenne ich. Sex on Fire . Wie passend! Doch dann wird die Musik von Handyklingeln übertönt. Christian betätigt einen Schalter am Lenkrad.
»Grey«, bellt er in den Lautsprecher. Er kann wirklich sehr schroff sein.
»Mr. Grey, Welch hier. Ich habe die Information, die Sie wollten«, höre ich eine raue Stimme sagen.
»Gut. Mailen Sie sie mir. Sonst noch was?«
»Nein, Sir.«
Christian beendet das Gespräch, und wieder ertönt die Musik. Kein Auf Wiedersehen oder Dankeschön. Gott sei Dank habe ich nie ernsthaft mit dem Gedanken gespielt, für ihn zu arbeiten. Schon bei der Vorstellung überläuft mich ein Schauder. Sein Kontrollbedürfnis ist übermächtig, und seine Untergebenen behandelt er schrecklich kühl. Erneut wird die Musik durch das Klingeln des Handys unterbrochen.
»Grey.«
»Man hat Ihnen die Verschwiegenheitsvereinbarung gemailt, Mr. Grey.« Eine Frauenstimme.
»Gut. Das wäre alles, Andrea.«
»Auf Wiederhören, Sir.«
Christian betätigt abermals den Knopf am Lenkrad. Die Musik erklingt sehr kurz, bevor das Handy ein weiteres Mal klingelt. Gütiger Himmel, sieht sein Leben so aus – permanent nervende Anrufe?
»Grey«, knurrt er ins Telefon.
»Hallo, Christian. Na, hattest du eine heiße Nacht?«
»Hallo, Elliot. Das Telefon ist laut geschaltet. Ich bin nicht allein im Wagen.« Christian seufzt.
»Wer ist bei dir?«
Christian verdreht die Augen. »Anastasia Steele.«
»Hi, Ana!«
Ana?
»Hallo, Elliot.«
»Hab schon eine Menge von dir gehört«, erklärt Elliot mit kehliger Stimme.
»Glaub kein Wort von dem, was Kate sagt.«
Elliot lacht.
»Ich bringe Anastasia gerade nach Hause. Soll ich dich dann mitnehmen?«
»Gern.« »Bis gleich.« Christian beendet das Gespräch, und wieder erklingt die Musik.
»Warum nennst du mich die ganze Zeit Anastasia?«
»Weil du so heißt.«
»Mir ist Ana lieber.«
»Ach, tatsächlich?«
Wir sind fast vor meinem Haus. Das ist schnell gegangen. »Anastasia«, wiederholt er. Ich mache ein finsteres Gesicht, das er ignoriert. »Was vorhin im Aufzug passiert ist, wird nicht mehr geschehen, jedenfalls nicht ohne vorherige Absprache.«
Erst vor dem Apartment fällt mir auf, dass er mich nicht gefragt hat, wo ich wohne – trotzdem weiß er es. Nun, er hat die Bücher geschickt; natürlich weiß er, wo ich wohne. Das ist so bei geschickten Stalkern, die Anrufe zurückverfolgen und einen Helikopter besitzen.
Warum will er mich nicht mehr küssen? Ich begreife es nicht und mache einen Schmollmund. Der Familienname Kryptisch würde besser zu ihm passen als Grey. Er steigt aus und eilt auf meine Seite, um mir die Tür zu öffnen – wie immer ganz der Gentleman, abgesehen von seltenen, kostbaren Momenten in Aufzügen. Ich erröte bei der Erinnerung an seinen Kuss, und nachträglich wird mir bewusst, dass ich ihn nicht berühren konnte. Gern hätte ich ihm mit den Fingern die widerspenstigen Haare noch mehr zerzaust, aber ich war nicht in der Lage, meine Hände zu bewegen. Im Nachhinein frustriert mich das.
»Mir hat das im Aufzug gefallen«, sage ich beim Aussteigen. Ich bin mir nicht sicher, ob ich ein tiefes Luftholen höre, während ich die Stufen zur Eingangstür hinaufgehe.
Kate und Elliot sitzen an unserem Esstisch. Die superteuren Erstausgaben sind Gott sei Dank verschwunden. Auf Kates Gesicht liegt ein für sie höchst untypisches Grinsen, und sie sieht auf sexy Art müde aus. Christian folgt mir ins Wohnzimmer. Trotz ihres Grinsens, das von einer tollen Nacht zeugt, beäugt sie ihn argwöhnisch.
»Hi, Ana.« Sie springt auf, um mich zu umarmen, und tritt dann einen Schritt zurück, damit sie mich besser begutachten kann.
»Guten Morgen, Christian«, sagt sie anschließend ein wenig feindselig.
»Miss
Weitere Kostenlose Bücher