Shadow Falls Camp - Entführt in der Dämmerung: Band 3 (German Edition)
bremsen. Sie riss die Tür auf und stürmte ins Zimmer. Burnett und Holiday stoben auseinander, als ob … sie sich geküsst hätten. O mein Gott. Das Bild, das sie für den Bruchteil einer Sekunde gesehen hatte, haftete in ihrem Kopf.
Burnett und Holiday hatten sich geküsst. Zu jedem anderen Zeitpunkt hätte Kylie Freudensprünge vollführt.
Doch nicht jetzt.
»Wir … wir haben nur …«, stotterte Holiday.
Kylie war es egal. Ihr Herz klopfte wie wild. Ihr Verstand versuchte, die Tatsache zu verstehen, dass sie nicht übernatürlich war. Wie war das überhaupt möglich? Was hatte es zu bedeuten?
Noch während sie sich die Frage stellte, wusste sie die Antwort auf die letzte Frage. Nicht übernatürlich zu sein bedeutete, Shadow Falls zu verlassen. Holiday. Burnett. Miranda. Della. Lucas. Perry. Derek. Ellie, Jonathon und Helen. Alle. Es bedeutete, dass sie ihr neues Leben für immer verlassen musste.
Tränen traten ihr in die Augen.
»Was ist denn los?«, fragte Holiday.
Es bedeutete, nie wieder einer verlorenen Seele zu helfen. Es bedeutete, zu ihrem alten Leben zurückzukehren, wo sie sich nie zugehörig gefühlt hatte.
Okay, sie hatte ihr altes Leben schon vermisst. Aber im Moment wusste sie mit absoluter Sicherheit, dass sie ihr neues Leben mehr vermissen würde. Die letzten Monate waren zwar hart gewesen, aber sie war sich selbst und dem, was sie war, näher gekommen als je zuvor. Vielleicht wusste sie immer noch nicht, was sie war, aber dafür wusste sie viel mehr darüber, wer sie war.
»Kylie? Was ist los?«, wiederholte Holiday.
»Was zur Hölle hat das zu bedeuten?« Sie zeigte aufgebracht auf ihre Stirn.
Holiday und Burnett zuckten mit den Augenbrauen. Der Schock, der den beiden daraufhin ins Gesicht geschrieben stand, machte es ihr nicht gerade leichter. Der Kloß in ihrer Kehle wuchs auf die Größe eines Froschs an.
Eine halbe Stunde später kauerte Kylie immer noch auf Holidays Sofa, die Beine angezogen, die Stirn an die Knie gelehnt. Sie war ausgeweint.
Die Campleiterin saß neben ihr. Holidays Hand lag auf Kylies Rücken und schickte beruhigende Wellen durch ihren Körper. Aber die Angst in ihrem Bauch konnte auch Holiday nicht verjagen. Sie hatte es selbst verursacht. Sich das selbst eingebrockt. Irgendwie hatte sie ihre Kraft eingesetzt, von der sie selbst nicht wusste, dass sie sie hatte, und sich selbst in einen Menschen verwandelt. Aber war es unwiederbringlich?
Kylie hob den Kopf. »Ich wollte das nicht tun.«
»Was denn tun?«, fragte Holiday.
Kylies Hals fühlte sich wund an. »Della und ich haben uns darüber unterhalten, wie sehr wir uns wünschen … dass wir wieder Menschen sind. Dass wir es vermissen, normal zu sein, und …« Sie musste schlucken. »Und ich vermisse es ja auch. Aber gerade ist mir so klar, dass ich dieses neue Leben noch viel mehr vermissen werde. Ich will nicht menschlich sein, Holiday.«
Holiday sah sie verständnisvoll an und lächelte. »Ich weiß nicht, was passiert. Ich verstehe es nicht. Aber wenn ich eine Sache mit Sicherheit weiß, dann ist es, dass du nicht menschlich bist, Kylie. Zumindest nicht nur menschlich.«
»Aber, was wenn die Todesengel versuchen, mir eine Lektion zu erteilen? Was, wenn sie sauer auf mich sind, weil ich undankbar war, und was, wenn das meine Strafe ist?«
Holiday schüttelte den Kopf. »Ich hab noch nie gehört, dass jemand zur Strafe in einen Menschen verwandelt wurde. Und glaub mir, es gibt auf dieser Welt keinen einzigen Übernatürlichen, der sich nicht schon einmal gewünscht hat, ein Mensch zu ein. Das ist doch vollkommen normal.«
»Echt?«
»Na klar. Wir leben eben in einer Menschenwelt. Man will immer das, was man nicht haben kann. Und ja, manchmal wäre es wirklich einfacher. Aber nur, indem man es sich wünscht, kann man die Dinge nicht ändern.«
Kylie nickte. »Also, denkst du, das ist alles nur Zufall?«
»Ich weiß es nicht. Aber wenn ich raten müsste, würde ich sagen, dass sich dein Muster wahrscheinlich genauso wieder verändert, wie es sich schon oft verändert hat.«
»Meinst du, ich hab meine Gaben vielleicht nicht mehr, bis es sich wieder zurückverwandelt?«
Die Frage schien Holiday zu überraschen. »Ich … Warte mal. Kannst du immer noch spüren, dass ich versuche, deine Gefühle zu beeinflussen?« Holiday legte ihre Hand auf Kylies Schulter.
Kylie spürte die Wärme, die von Holidays Berührung ausging, durch ihr Shirt. Die sanfte Wärme sickerte in ihre Haut ein und
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