Shadow Falls Camp - Entführt in der Dämmerung: Band 3 (German Edition)
Eltern beide übernatürlich waren. Kylie wusste nicht, warum es ihr so wichtig war, ihre Herkunft zu entschlüsseln. Mit der Suche nach ihrer Identität hatte es wenig zu tun, und sie machte sich keine Hoffnungen, dass sie dadurch herausfinden würde, was sie war. Es würde höchstens erklären, woher sie ihre Gaben hatte. Andererseits war es der einzige Hinweis, dem sie gerade nachgehen konnte.
Der Geist schaute jeden Tag ein paarmal bei ihr vorbei, redete aber immer noch nicht mit ihr. Lucas kam genauso oft bei ihr vorbei, und er redete auch nicht viel. Dafür küsste er sie umso mehr.
Sie hatte ihm nichts von dem Gespräch mit seiner Großmutter erzählt. Zum Teil deswegen, weil er auch so schon ziemlich angespannt wirkte – wahrscheinlich weil bald Vollmond war. Und ein anderer Grund war, dass sie Angst vor seiner Antwort hatte.
Sie hatte Angst, dass er seiner Großmutter recht geben würde. Dass es für ihn nie in Betracht käme, sie zu heiraten, wenn sie kein Werwolf war.
Ja, sie wusste, dass es albern war, sich zu diesem Zeitpunkt in ihrer Beziehung schon Gedanken über so etwas zu machen. Aber für sie ging es in der Liebe nun mal darum, den einen Menschen fürs Leben zu finden.
Sollte sie nur für den Moment leben oder auch an die Zukunft denken? Und sollte sie etwas anfangen, von dem sie wusste, dass es nicht ewig dauern konnte? Sollte sie es riskieren, ihr Herz an jemanden zu verschenken, der nie wirklich zu ihr gehören konnte?
Etwas früher am Abend, als Lucas zu Besuch war, hatten sie zusammen auf der Veranda gesessen und sich geküsst. Dann hatten sie den Mond angeschaut. »Fühlst du wirklich nichts, wenn du ihn ansiehst?«, wollte Lucas wissen.
Er hatte es aufgegeben, seine Hoffnung, dass sie Werwolf sein könnte, vor ihr zu verstecken. Und für sie wurde es immer schwieriger, so zu tun, als würde ihr das nichts ausmachen. Auch wenn das nichts an ihren Gefühlen für ihn änderte. Alles an ihm – von seinem Lächeln bis hin zu seinen blauen Augen und der Art und Weise, wie er sie küsste – faszinierte sie. Wenn sie ihm nahe war, fühlte sie sich friedlich und geborgen.
Kylie hatte Holiday neulich gesagt, dass sie eine Konstante im Leben bräuchte, einen Halt. Lucas war zu ihrer Konstanten geworden. Auf gewisse Weise wirkte er inzwischen wie die Wasserfälle auf sie. Wenn sie seine warme Berührung spürte, schienen alle ihre Probleme weit weg zu sein.
Aber, wenn er nicht in ihrer Nähe war, kamen die Probleme mit aller Macht zurück und machten sie fast verrückt. Irgendwann mussten sie über die bei Werwölfen so wichtige reine Abstammung sprechen, das war ihr bewusst. Und sie müssten auch darüber reden, ob sie jetzt zusammen waren oder nicht. Obwohl sie das Gefühl hatte, dass er annahm, es wäre so. Und sie musste zugeben, dass er das aus ihren früheren Gesprächen durchaus hätte schließen können. Deshalb entschied sie sich, nicht weiter darüber nachzudenken. Aber die Sache mit der Abstammung war nicht akzeptabel.
Doch im Moment hatte sie noch nicht den Nerv, sich damit zu beschäftigen.
»Hey!« Dellas Stimme holte Kylie zurück in die Gegenwart. Della kam aus ihrem Zimmer marschiert und ließ sich am Tisch in ihrem Wohnbereich nieder. »Ist Miranda schon von ihrem Knutsch-Date mit Perry zurück?«
»Noch nicht.« Kylie drehte sich im Schreibtischstuhl um. Della sah entweder gelangweilt oder genervt aus. Und sie war auffallend still in letzter Zeit. Seit dem Elterntag, um genau zu sein.
»Was machst du da?«, fragte Della.
Mir Sorgen. »Meine Mom hat endlich den Geburtsnamen meiner Urgroßmutter herausgefunden. Ich dachte, ich recherchiere mal ein bisschen auf dieser Stammbaum-Internetseite und schaue, ob ich etwas herausfinde.«
»Warum steckst du dir nicht einfach eine Feder an den Hut und nennst dich Squaw?«
Kylie funkelte sie böse an. »Das war nicht nett.«
»Sorry«, murmelte Della. »Ich hab miese Laune.«
»Was ist denn los?« Kylie stand auf und nahm zwei Getränkedosen aus dem Kühlschrank. Damit setzte sie sich zu ihrer Freundin.
Della nahm die Dose, die Kylie ihr zuschob, und öffnete sie. Es zischte, und sie hob die Coladose schnell an den Mund, um das Übergelaufene abzutrinken. Als sie Kylie wieder ansah, hatte sie Tränen in den Augen.
»Was ist los?«, wiederholte Kylie.
Della machte ein komisches Schluckauf-Geräusch, und Kylie merkte erst nach einer Sekunde, dass Della weinte. Sie musste sich beherrschen, ihre Freundin nicht in den Arm zu
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