Shadow Falls Camp - Entführt in der Dämmerung: Band 3 (German Edition)
sich wieder ein Erdloch aufgetan, oder war Perry als Einhorn aufgetaucht? Kylie war auf alles vorbereitet.
Sie wusste nicht, ob sie weglaufen oder kämpfen sollte. Dann spürte sie etwas an ihrer Wade.
Okay, sie war auf fast alles vorbereitet – außer auf Socke. Ihr Stinktier-Kater hätte in Holidays Hütte eingesperrt sein sollen. Und um die Sache noch schlimmer zu machen, kamen ihre Mom und Holiday jetzt angerannt, um zu sehen, was los war.
Und schon schrie ihre Mom genauso laut wie Sara, während Kylie verzweifelt Holiday anschaute.
»Es hat bestimmt Tollwut«, quietschte ihre Mutter. »Halte dich von ihm fern, Kylie.«
»Es ist schon okay«, beruhigte sie Holdiay, aber offensichtlich konnte sie bei dem Geschrei niemand hören.
Kylie gehorchte ihrer Mutter und entfernte sich von dem Tier. Aber Socke sah das gar nicht ein. Er folgte ihr und sprang spielerisch an ihr hoch.
Sara schrie wieder auf und rannte weg, um sich hinter Kylies Mom zu verstecken. Socke, der von dem Spiel anscheinend genug hatte, krallte sich in Kylies Jeans und krabbelte ihr Bein hoch. Kylie wusste nicht, was sie tun sollte, und hielt das Tier vorsichtig fest.
»Kylie, lass es fallen!«, schrie ihre Mutter. »Lass dieses Vieh sofort los!« Dann schoss sie nach vorn, als wollte sie Kylie das Tier aus dem Arm reißen.
»Mom, es ist okay«, sagte Kylie, obwohl es das ganz und gar nicht war.
Socke fauchte und verkroch sich dann mit der kleinen spitzen Nase voran in Kylies Armbeuge. Doch erst als Socke seinen flauschigen schwarz-weißen Schwanz hob und auf ihre Mom zielte, bekam auch Kylie Panik.
»Nein!« Kylie drehte sich mit Socke im Arm weg und redete beruhigend auf das Stinktier ein. »Tu das nicht. Tu das nicht«, flüsterte sie.
»Alle mal zurücktreten.« Holiday sprach diesmal lauter und mit fester Stimme. »Das Stinktier hat keine Tollwut. Es ist mein Haustier.«
Kylie schielte über ihre Schulter. Ihre Mom sah Holiday mit blankem Entsetzen an. »Sie haben ein Stinktier als Haustier?«
»Ja«, log Holiday tapfer und fast überzeugend. »Ich weiß, es klingt etwas seltsam.«
»Etwas?« Ihre Mutter riss immer noch ungläubig die Augen auf.
Kylie drückte Socke fest an sich und flüsterte ihm beruhigend zu. Dabei hätte sie selbst jemanden gebraucht, der ihr beruhigende Worte zuflüsterte. Das war genau der Grund, wieso sie es für keine gute Idee gehalten hatte, ihr altes und ihr neues Leben zu vermischen.
»Na, das lief doch super«, meinte Holiday eine Stunde später, als sie gemeinsam Kylies Mom und Sara im Auto hinterherwinkten.
Kylie war so verkrampft, dass sie das Gefühl hatte, ein paar Rippen müssten gebrochen sein. Sie sah Holiday entsetzt an. »Du machst wohl Witze. Erst muss ich mir von Lucas’ Großmutter anhören, dass ich nicht gut genug bin. Dann erzählt mir mein Vater, wie unglücklich er ist. Meine Mutter denkt, ich hab Sex mit zwei Typen. Und jetzt hält sie dich auch noch für verrückt, weil du ein Stinktier als Haustier hast.«
»Ich musste mir eben schnell etwas einfallen lassen«, verteidigte sich Holiday. »Er muss irgendwie entwischt sein, als ich vorhin aus dem Haus bin.«
»Und was ist damit, dass es ja wohl kaum hätte komischer sein können zwischen Sara, Miranda und Della. Sie haben kaum ein Wort miteinander gewechselt. Und …« Tränen traten Kylie in die Augen. »Und, wenn ich mich je gefragt hatte, ob du mir etwas verheimlichst, dann weiß ich ja jetzt Bescheid. Was sollte denn dieser Mist mit dem indianischen Blut in der Familie?«
Holiday sah schuldbewusst aus. »Ich wollte es dir sagen, ehrlich. Es gab nur noch keine Gelegenheit.«
»Ja, du sagst mir die wichtigen Sachen immer erst hinterher.« Kylie kämpfte gegen die Tränen, doch die ersten kullerten ihr schon über die Wange. »Ich hab die Geheimnisse hier satt, Holiday. Ich hab es satt, im Dunkeln gelassen zu werden. Ich hab es satt, nicht zu wissen, was ich bin. Es ist nicht fair, und ich werde es nicht mehr hinnehmen.«
Es war Mittwochabend. Die letzten paar Tage waren nur so vorbeigerauscht. Kylie hatte wie in Trance daran gearbeitet, ihren Familienstammbaum nachzuverfolgen. Holiday hatte ihr erklärt, dass es eine indianische Legende gab, wonach die Nachkommen eines bestimmten Indianerstammes von den Göttern berührt waren. Und dass diese Menschen die Gabe für Generationen in sich trugen.
Wenn Kylie irgendwie von diesen Indianern abstammte, würde das erklären, wieso sie Protector sein konnte, ohne dass ihre
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