Shadow Falls Camp - Entführt in der Dämmerung: Band 3 (German Edition)
sollten.
»Geht schon«, befahl Kylie.
Sobald die beiden weg waren, setzte sich Kylie auf. Jane saß am Fußende ihres Bettes. In ihrem Bauch klaffte ein Loch, und Blut ergoss sich auf ihre nackten Oberschenkel. »Ich habe mein Baby nicht getötet. Ich hab ihn doch geliebt.«
»Ich weiß. Ich hab es gesehen.« Kylie hasste es, fragen zu müssen, aber Jane war zu ihr gekommen, um Antworten zu finden. »Ist das Baby gestorben? Ist es so gewesen? Ist dein Baby während der Geburt gestorben?«
Jane sah Kylie an. »Nein.« Sie lächelte, und das Blut an ihren Händen verschwand. Sie trug jetzt ein hübsches Sommerkleid mit großen gelben Sonnenblumen darauf. »Er hat gelebt. Mein Sohn hat gelebt. Ich hab nachgesehen, ob er gesund ist. Und dann bin ich zurück nach Hause.«
»Wo war denn dein Zuhause?«, fragte Kylie.
Sie blinzelte und sah verdutzt aus. »Ich weiß es nicht. Ich kann mich nicht erinnern.«
»Ich bin etwas verwirrt«, gestand Kylie. »Bist du während der Geburt gestorben?«
»Nein, ich hab dir doch schon gezeigt, wie ich gestorben bin. Sie haben mich umgebracht.« Und damit löste sie sich in Luft auf.
Kylie brauchte ewig, um wieder einzuschlafen, und als sie es endlich schaffte, wurde sie in einen anderen Traum hineingezogen. Sie erkannte sofort, was los war. Sie war nicht in einen Traum hineingegangen, sondern jemand war in ihren Traum gekommen.
Sie wartete kurz, um sicher zu sein, dass es nicht Derek war. Doch da sah sie ihn auch schon. Red. Er stand am Seeufer.
»Diesmal versuche ich nicht, dich zu täuschen«, sagte er.
»Lass mich in Ruhe!«, schrie sie ihn an.
»Ich muss dir etwas sagen …«
Kylie wachte panisch auf. Red war weg. »Komm ja nicht zurück!«, rief sie ins Dunkle und schlang die Arme um ihr Kissen. Sie war stolz auf sich selbst, dass sie so schnell aufgewacht war.
In den nächsten Tagen drehte sich in Shadow Falls alles darum, das Camp darauf vorzubereiten, eine richtige Schule zu werden. Und Kylie war das nur recht. Holiday war damit beschäftigt, potentielle Lehrer zu interviewen. Eine Gruppe Bauarbeiter – allesamt Übernatürliche – begannen mit dem Bau größerer Hütten, in denen Klassenzimmer untergebracht werden sollten. Währenddessen installierten andere Arbeiter Heizungen in den Wohnhütten.
Kylie wurde immer noch bewacht. Weil nichts mehr passiert war, fing sie an, sich schlecht zu fühlen. Deshalb suchte sie am Freitagmorgen Burnett in seinem Büro auf, um ihm vorzuschlagen, die Schatten-Sache einzustellen. Doch er lehnte ab.
»Gerade jetzt müssen wir vorsichtig sein«, beharrte er.
»Wieso denn?«
Seine Miene verfinsterte sich. »Also, zunächst mal, weil es hier gerade zugeht wie im Taubenschlag. Ich mag es nicht, wenn ständig Fremde hier sind.«
Kylie lief ein Schauer über den Rücken. »Meinst du, einer der Handwerker könnte mit Mario unter einer Decke stecken?«
Wenn ja, dann erklärte das, wieso Mirandas Gefühl, dass jemand um ihre Hütte schlich, stärker wurde. Sie legte jetzt wieder täglich Schutz-Zaubersprüche über ihre Hütte und war mit ihren Bedenken sogar zu Holiday und Burnett gegangen. Die beiden hatten ihr zugehört, sahen aber keine Veranlassung, eine neue Bedrohung zu befürchten. Oder zumindest hatte Kylie das bisher angenommen.
Burnett lehnte sich in seinem Schreibtischstuhl, der unter seinem muskelbepackten Körper viel zu klein wirkte, zurück. »Ich hab die Leute alle genauestens überprüft.« Er nahm einen herzförmigen Anti-Stress-Ball mit der Aufschrift Spende Blut in die Hand und knetete ihn. »Vielleicht hat Holiday recht und ich bin übervorsichtig, aber ich will einfach kein Risiko eingehen.«
Burnett legte den Kopf schief, als lauschte er auf ein Geräusch von draußen. Er runzelte die Stirn. »Wieder so ein Werwolf. Ich mach echt drei Kreuze, wenn das mit dem elenden Vollmond morgen vorbei ist. Entschuldige mich bitte.« Er stürmte aus dem Zimmer.
Kylie rannte hinter ihm her aus Sorge, Lucas könnte beteiligt sein. Normalerweise würde sie nicht vermuten, dass Lucas in Streitereien geriet, aber seit ein paar Tagen war er ziemlich angespannt. Als er gestern Abend zum Gute-Nacht-Sagen vorbeigekommen war, hatte er sie nicht einmal richtig geküsst.
Als sie ihn fragte, was los war, hatte er auf den bevorstehenden Vollmond verwiesen. Je näher dieser rückte, desto mehr Kontrolle erlangten seine Instinkte über seinen Verstand. Dann hatte er ihr einen Finger auf die Lippen gelegt. »Du bist die reine
Weitere Kostenlose Bücher