Shadow Falls Camp - Entführt in der Dämmerung: Band 3 (German Edition)

»Weißt du es?«
    »Weiß ich was?«, fragte Kylie zurück.
    Della fuhr herum. »Was?« Sie starrte Kylie an und begriff. »O Fuck. Nicht schon wieder.« Sie wich zurück. »Ich flippe nicht aus. Alles okay. Ich flippe nicht aus.«
    Kylie hob die Hand, um Della zum Schweigen zu bringen, und hielt den Blick weiter auf den Geist gerichtet, der auf sie zukam.
    »Weißt du, was ich bin?« Jane sprach mit gedämpfter Stimme, die durch den Wald zu wehen schien. Der Eichelhäher rief laut über ihren Köpfen.
    »Nein«, antwortete Kylie. »Ich weiß es nicht.« Der Vogel gab ein seltsames Krächzen von sich und fiel dem Geist als lebloses Bündel vor die Füße.

8. Kapitel
    »Was war das denn?« Della verlangte eine Antwort.
    Kylie starrte den Vogel an. Er bewegte sich nicht. Er gab keinen Laut von sich. War er etwa …? Ihr wurde übel.
    »Was ist das für eine Scheiße? Jetzt regnet es schon tote Vögel. Okay, jetzt flippe ich aus. Können wir gehen, bitte ?«
    Der Geist hob den Blick von dem Eichelhäher zu Kylie. »Ist er tot?« Die Frau kniete sich hin und starrte das Tier an. Als sie wieder hochsah, hatte sie Tränen in den Augen. »Er ist tot. Genau wie ich. Genau wie es die Todesengel vorausgesagt hatten. Jemand wird leben … aber jemand anderes muss sterben.«
    »Niemand muss sterben.«
    Kylie hob den leblosen Vogel auf. Sein Kopf kippte haltlos nach hinten. Sie dachte daran, wie lebhaft der Vogel noch vor einem Moment gewesen war. Was war nur passiert? Sie sah den Geist an. »Hast du ihn getötet?«
    »Nein, ich hab ihn nicht getötet«, antwortete Della. »Moment, du redest gar nicht mit mir, oder? Ist das ein Todesengel oder nur ein Geist?«
    »Nein.« Jane sah sich um, als wäre sie genauso panisch wie Della. Sie kam näher. »Das waren die anderen. Die sind nicht nett.«
    Kylie schauderte vor Kälte. »Was denn für andere?«
    »Pst.« Der Geist legte einen Finger an die Lippen. »Sie kommen.« Die Frau verblasste und verschwand.
    Della vergrößerte ihren Sicherheitsabstand. Kylie legte die zweite Hand über den Vogel. Sie hatte Sara geheilt. War es möglich, dass sie fähig war …?
    Kylie schloss die Augen und versuchte an Heilung zu denken.
    Der Vogel zitterte. Kylie öffnete die Hände, und er streckte die Flügel aus. Seine Federn schimmerten blau und weiß im Sonnenlicht. Dann rappelte sich der Vogel auf und flog davon. Kylie beobachtete ihn, wie er im dichten Laub der Bäume verschwand. Sie war sich nicht sicher, was sie fühlen sollte. Einerseits hatte sie ein Leben gerettet, das war cool. Andererseits … Also, es war einfach zu verrückt.
    »Hast du gerade getan, was ich denke, das du getan hast?« Della machte vorsichtig einen Schritt nach vorn. »Hast du gerade den toten Vogel wieder zum Leben erweckt?«
    Kylie sah auf. »Ich bin mir nicht sicher.« Stille senkte sich über den Wald. Die Worte des Geistes hallten in Kylies Kopf wider. Sie kommen.
    Die fehlenden Geräusche verhießen nichts Gutes.
    Sie sah Della an. »Kannst du spüren, ob jemand hier ist?«
    Della hob schnüffelnd die Nase in die Luft. »Nein. Aber es ist so verdammt ruhig plötzlich.«
    »Wir sollten schnell verschwinden«, flüsterte Kylie.
    »Das musst du mir nicht zweimal sagen.« Della sauste los.
    Kylie war direkt hinter ihr. Sie wollte nur noch weglaufen – vor der Stille, dem Gefühl von Bedrohung und vor den immer wieder neuen Entdeckungen ihrer Fähigkeiten.

    »Und du bist sicher, dass er tot war?«, hakte Holiday nach.
    »Ich hab jetzt nicht seinen Herzschlag gecheckt oder so.« Kylie ging im Büro auf und ab. »Aber normalerweise fallen Vögel doch nicht einfach so bewusstlos aus den Bäumen, oder?«
    Holiday verkniff sich ein Grinsen. »Nein, ich denke nicht.«
    Aus irgendeinem Grund schien die Neuigkeit die Campleiterin nicht annähernd so zu verwundern wie Kylie.
    Kylie war direkt aus dem Wald zum Büro gerannt, um Holiday zu finden. Della, die ihren Job überaus ernst nahm, wartete vor der Tür.
    »Der Geist war da. Glaubst du, er könnte etwas damit zu tun haben? Vielleicht war ich es ja gar nicht. Der Vogel ist genau da wieder lebendig geworden, als der Geist verschwunden war. Also, war er es vielleicht.«
    »Das könnte schon sein. Ich hab allerdings noch nie etwas davon gehört, dass ein Geist mit seiner Anwesenheit wilde Tiere töten könnte, auch nicht vorübergehend. Vielleicht war der Vogel nur betäubt. Vielleicht war das ein Hinweis.«
    »Auf was denn?« Kylie ging allmählich die Geduld