Shadow Falls Camp - Entführt in der Dämmerung: Band 3 (German Edition)

aus.
    »Auf die Identität der Frau?«
    Kylie blieb vor dem Schreibtisch stehen. »Wie könnte denn ein sterbender Vogel ein Hinweis darauf sein, wer sie ist?«
    »Manchmal haben die Geister sehr seltsame Arten und Weisen mit uns zu kommunizieren.«
    Kylie drehte und wendete ein paar Dinge in ihren konfusen Gedanken, und da fiel ihr etwas ein. »Jane Doe hat kein Gehirnmuster. Nichts. Es ist einfach leer.«
    »Leer?« Dieses Mal schien Holiday ernsthaft erstaunt zu sein.
    »Ja. Ich hab sie immer wieder neu fokussiert, weil ich dachte, ich … würde es falsch machen. Ich dachte, wir hätten alle Gehirnmuster, wie Fingerabdrücke.« Kylie ließ sich in den Stuhl gegenüber der Campleiterin fallen.
    »Ich habe noch nie jemanden gesehen, dessen Muster leer war, aber …«
    »Ich glaube, sie ist übernatürlich.« Kylie kaute auf ihrer Unterlippe herum.
    »Wie kommst du darauf?«
    »Weil sie von den Todesengeln wusste.«
    Holiday schien darüber nachzudenken. »Sie hat wahrscheinlich mitbekommen, wie du über die Todesengel geredet hast.«
    »Vielleicht schon. Aber … sie hat vor irgendetwas ziemliche Angst.«
    »Sterben kann einem auch Angst machen, wenn man noch nicht bereit dazu ist.«
    »Ich glaube, da steckt mehr dahinter«, entgegnete Kylie.
    »Wie ›mehr‹?«
    »Ich weiß nicht genau. Aber da ist … etwas.«
    »Moment mal.« Holiday ließ eine Handfläche auf die Tischplatte fallen. »Hast du mir nicht erzählt, dass sie irgendeine Operation am Kopf hatte?«
    »Ja.« Kylie berührte ihre Schläfen. »Sie hat so Narben, und ihr Kopf ist rasiert.«
    »Dann war es wahrscheinlich ein Tumor. Ich habe noch nie jemanden gesehen, der einen hatte, aber ich hab gehört, Gehirntumoren können das Muster gehörig durcheinanderbringen.«
    »Aber kann ein Tumor es auch ganz verschwinden lassen? Und wieso ist sie ausgeflippt, als ich sie gefragt habe, was sie ist? Ich denke schon, dass sie übernatürlich ist.«
    »Ich sage ja gar nicht, dass sie nicht eine von uns ist, aber … wir Übernatürlichen bleiben sehr selten länger hier, wenn wir gestorben sind. In all den Jahren, die ich jetzt schon mit Geistern zu tun habe, waren nur drei Übernatürliche darunter.«
    »Aber mein Dad ist auch geblieben.«
    »Aber er hatte auch einen sehr guten Grund zu bleiben. Um nach dir zu sehen.«
    Kylie zog ein Bein an den Körper und legte die Arme ums Schienbein. Ihre Gedanken huschten von dem Geist zu ihrem Dad und wieder zu dem Geist. »Ich weiß nicht … Irgendetwas an ihr ist anders. Weißt du noch, sie hat mir gesagt, sie hätte Nachrichten von anderen.«
    »Das ist aber nicht ungewöhnlich. Das hab ich ziemlich häufig, dass mir Geister etwas von jemand anderem ausrichten.« Holiday rollte einen Bleistift zwischen den Handflächen hin und her.
    »Aber von den Todesengeln?«
    »Nein, das nicht. Aber wie gesagt, vielleicht hat sie nur gehört, wie du die Todesengel mal erwähnt hast, und dann nur ein paar Dinge durcheinandergebracht. Hat sie die Nachricht noch einmal erwähnt?«
    »Ja. Jedes Mal, als wäre sie sehr wichtig.« Kylie runzelte die Stirn. »Sie sagt immer, dass jemand leben und jemand anderes sterben wird. Und den letzten Teil davon mag ich gar nicht.« Sie umschlang ihr Knie noch fester.
    »Ich auch nicht«, stimmte Holiday zu. »Aber wie du schon gelernt hast, sind Geister nicht sehr gut im Kommunizieren. Also, keine Panik. Stell einfach weiter Fragen und achte auf Hinweise.«
    »Ist es möglich, dass sie nur hier ist, um mir diese Nachricht zu geben?«
    »Unwahrscheinlich. Sie ist bestimmt aus einem anderen Grund hier.«
    Kylie verdrehte die Augen. »Aber wie, verdammt nochmal, soll ich ihr denn helfen, wenn sie sich nicht einmal daran erinnert, wer sie ist?«
    Holiday stützte das Kinn in eine Handfläche. »Ich hab das Gefühl, das wird kompliziert.«
    »Als ob es bei mir je anders wäre.« Kylie zog auch das zweite Bein an den Körper. »Aber eine Sache würde ich gern überprüfen.«
    »Und was?«
    »Auf dem Friedhof von Fallen. Ich weiß, du meintest, sie kann überall hergekommen sein, aber ich finde es immer noch seltsam, dass sie genau an der Stelle im Auto meiner Mom aufgetaucht ist.«
    Holiday zog die Augenbrauen hoch. »Ich werde dir nicht verbieten, dort hinzugehen, aber ein Friedhof ist nicht wirklich der beste Ort für Geisterseher. Inzwischen solltest du auch in der Lage sein, mehr als einen Geist auf einmal zu sehen, und da auf dem Friedhof gibt es einige Geister, die noch nicht gehen