Shadow Falls Camp - Erwacht im Morgengrauen: Band 2 (German Edition)
weiß doch, dass die hier so einen Wirbel um die Besuchszeiten machen, aber irgendwie war mein Handy-Akku auf einmal leer.«
»Ja, zum Glück bin ich zufällig vorbeigekommen und hab dein Auto gesehen. Ich hab Holiday schon gesagt, dass du hier bist. Mit den Besuchszeiten sind die nämlich echt streng hier.« Bitte, lieber Gott, lass mich so etwas nie wieder durchmachen.
»Ich finde das ja total übertrieben«, meinte ihre Mutter. »Man hat fast den Eindruck, die haben etwas zu verbergen.«
»Nein.« Kylie log wie gedruckt und fühlte sich nicht gerade gut dabei. »Die haben nichts zu verbergen.« Außer vielleicht: Leute, die Blut trinken, sich in alle möglichen Wesen verwandeln können, wie übergroße Bären, Einhörner oder Wölfe. Oder Mädchen, die versehentlich ein Kätzchen in ein Stinktier verwandeln. Das normale Campchaos eben.
»Aber sie sind trotzdem streng damit«, versuchte Kylie zu erklären. »Sie sagen, es sei zu unserer Sicherheit. Außerdem, du weißt ja, was du mir immer gesagt hast, Regeln sind Regeln.«
»Ich weiß und in Zukunft werde ich mich auch daran halten.«
Danke, Gott! »Würdest du gern in den Speisesaal gehen?«, fragte Kylie.
»Oder in deine Hütte«, erwiderte ihre Mom.
»Klar.« Doch dann fiel Kylie Socke ein – ihr kleines Stinktier. »Äh, ich hab ganz vergessen … Della und Miranda haben ein paar Freundinnen eingeladen. Ich glaube, im Speisesaal wäre es doch besser.«
»Auch gut«, sagte ihre Mom. »Vielleicht bekomme ich da etwas zu trinken, damit ich schnell eine Aspirin nehmen kann. In meinem Kopf hämmert es, als würde mir gleich eine Ader platzen.«
Eine eisige Kälte bildete sich plötzlich um Kylie. Sie dachte schon, der Geist wäre wieder da.
Sie schaute ihre Mutter alarmiert an. »Sag doch nicht so etwas.«
»Was denn?«
»Das mit der platzenden Ader.« Das war eine der schlimmen Folgen gewesen, die Kylie sich ausgemalt hatte, als Konsequenz des Gedächtnislöschens, wenn jemand im Kopf eines anderen herumpfuschte, und es machte ihr immer noch furchtbare Angst.
Ihre Mutter lächelte. »Ich übertreibe doch nur. Es ist alles okay.«
»Gut.« Als Kylie ihre Mutter anschaute, wurde ihr plötzlich bewusst, wie schlimm es für sie wäre, sie nie wieder zu sehen. Wieder drohten die Gefühle sie zu übermannen. Fast hätte Kylie ihre Mutter noch einmal umarmt. Sie ließ es aber doch bleiben. Nicht nur, weil es ihre Mutter wahrscheinlich misstrauisch gemacht hätte, sondern auch, weil sie, was ihre Mutter anging, bestimmt schon die monatliche Dosis an Umarmungen überschritten hatte.
Eine halbe Stunde später war ihnen erstaunlicherweise immer noch nicht der Gesprächsstoff ausgegangen. Okay, sie hatten bestimmt eine Viertelstunde über den neuen Look ihrer Mutter geredet. Und Kylie musste zugeben, dass es ihr gut gefiel. Klar, Kylie war noch etwas skeptisch, dass ihre Mutter wieder mit Männern ausgehen wollte, aber sie entschied sich, das Thema zunächst zu verdrängen.
Dann bemerkte ihre Mutter ihren »Wachstumsschub«.
»Sag mal, hast du dir etwa einen Push-up-BH gekauft?«
»Ähm, nein. Ich bin wohl noch im Wachstum.«
So kam ihre Mutter auf den Shopping-Trip zu sprechen. Aber Kylie hatte keine Lust, über das Shoppen oder irgendetwas, das mit ihrem Ausflug in die Stadt zu tun hatte, zu reden. Also erzählte sie ihrer Mutter schnell vom Besuch ihres Dads. Kylie sagte jedoch nichts von der peinlichen Situation im Speisesaal. Sie hatte ihrer Mom nie erzählt, dass sie ihren Dad in der Stadt mit der anderen gesehen hatte.
Also entschied sie sich auch dagegen, ihrer Mom zu erzählen, dass Dad und seine kleine Freundin nicht mehr zusammen waren.
»Ich bin froh, dass ihr zwei euch ausgesprochen habt«, sagte ihre Mutter. »Was auch immer er für Fehler gemacht hat, er ist trotzdem ein guter Vater.«
»Ja«, stimmte Kylie zu.
Nun versuchte Kylie ihrer Mom vorzuschwärmen, wie gut es ihr im Camp gefiel und wie viel Spaß sie beim Cupcake-Dekorieren hatte. Das waren alles Vorbereitungen, damit ihre Mutter sie im Herbst für das Internat anmelden würde. Sie hatte allerdings nicht vor, ihre Mom heute darauf anzusprechen. Denn, ob sie sich jetzt daran erinnern konnte oder nicht, ihre Mutter hatte einen harten Tag hinter sich.
»Echt, Cupcake-Dekorieren macht dir Spaß?«, fragte ihre Mutter verwundert. »Mir auch. Weißt du noch, dass ich mal so einen ähnlichen Kurs gemacht habe, als du klein warst? Als ich dir den Schneewittchen-Kuchen gemacht
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