Shadow Falls Camp - Erwacht im Morgengrauen: Band 2 (German Edition)
Kylie, dass sich viele der Campteilnehmer aus dem Kreis entfernten. Die Werwölfe. Kylie schaute Holiday fragend an.
»Die meisten wollen sich nicht vor Publikum verwandeln«, erklärte ihr die Campleiterin.
Kylie konnte es ihnen nicht verübeln. Das würde sie auch nicht wollen. Was, wenn ihr die Kleidung vom Leib fallen würde? Würden dann alle sehen, wie Haare auf ihrem Körper wuchsen?
Sie dachte nur noch ans Weglaufen, aber in dem Moment hörte Luis auf zu sprechen. Das Geräusch, das aus seinem Mund kam, war nur noch ein roher Schrei. Im Hintergrund konnte Kylie die Schreie der anderen hören, die sich ebenfalls verwandelten. Ihr stockte der Atem. Ihre Füße waren wie am Boden festgenagelt. Sie wollte das nicht hören, wollte das nicht sehen, aber sie konnte auch nicht wegschauen.
Luis fiel zu Boden, sein Rücken drückte sich durch und er gab weiterhin seltsame Geräusche von sich – halb Knurren, halb Stöhnen. Es war wie aus einem Horrorfilm. Kylie sah zu, wie sich sein Körper so verformte, wie es ein menschlicher Körper nie könnte. Er legte den Kopf so weit in den Nacken, dass es ihm mit Sicherheit den Hals hätte brechen müssen. Seine Kieferknochen wuchsen, seine Wangen wurden länger, und wo zuvor sein Gesicht gewesen war, erschien jetzt eine Wolfsschnauze. Und dann wuchsen überall Haare.
Kylie blieb das Herz stehen. Ihre Haut kribbelte. Ihr Magen rebellierte.
O Gott! Etwas passierte mit ihr.
26. Kapitel
Kylie fühlte sich, als würde Sprudelwasser durch die Adern fließen. Sie beobachtete Luis, der sich jetzt vollständig in einen Wolf verwandelt hatte und in den Wald rannte. Plötzlich drehten sich alle zu ihr um und starrten sie an.
Beobachteten sie.
Erwartungsvoll.
Sie schaute Holiday an. »Ich muss … allein sein.« Sie ging davon. Sie rannte nicht – sie wollte nicht noch mehr Aufmerksamkeit auf sich lenken – aber sie lief schnell, aus Angst, auch aus ihrem Mund könnten jede Sekunde so furchtbare Geräusche dringen.
Sie schaffte es in den Wald, dann rannte sie los. Sie rannte mit unglaublicher Geschwindigkeit, duckte sich dabei unter Ästen hindurch und sprang über Baumstümpfe. Wie lange sie so rannte, wusste sie nicht. Aber schließlich brach sie völlig außer Atem und kraftlos zusammen. Ihre Muskeln zitterten.
Japsend schaute sie auf ihre Hände. Sie berührte ihr Gesicht, um zu sehen, ob sich etwas verändert hatte.
Nichts. Keine Veränderung. Sie schloss die Augen und versuchte das Kribbeln unter ihrer Haut abzustellen. Da hörte sie es.
Ein tiefes, bedrohliches Knurren.
Sie öffnete die Augen gerade rechtzeitig, um den Wolf auf sich zuspringen zu sehen. Sein Fell war fast weiß, mit ein paar grauen und braunen Flecken. Seine Augen glühten in einem leuchtenden Gold. Er hatte die Lefzen hochgezogen und entblößte seine scharfen Zähne. Das war kein gewöhnlicher Wolf. Es war ein Werwolf.
Kylie versuchte, sich aufzurichten, aber ihre Muskeln zitterten und wollten ihr nicht gehorchen. Der Wolf schien ihre Schwäche zu bemerken. Seine Haltung wurde noch aggressiver. Die etwas längeren Haare am Rücken stellten sich auf und als Kylie dem Wolf in die Augen sah, wusste sie es. Es war Fredericka. Die Werwölfin knurrte böse und ging zum Angriff über.
Kylie nahm alle Kraft zusammen und kam mühsam auf die Beine. Sie machte sich bereit, wegzurennen, als ein noch größerer Wolf mit einem riesigen Satz zwischen ihnen landete. Fredericka hielt inne. Zuerst dachte Kylie, sie würde jetzt von zwei Wölfen angegriffen werden, aber der zweite Wolf, mit dunkelgrauem Fell und hellgoldenen Augen, fuhr herum und knurrte den angreifenden Werwolf an.
Kylie hörte das Knurren der beiden Wölfe und sah, wie die beiden aufeinander losgingen. Sie hörte das Aufeinanderschlagen der Zähne und erkannte ihre Gelegenheit zur Flucht. Sie schlug sich ins Unterholz und rannte so schnell sie konnte. Sie lief nicht mehr so schnell wie vorher, aber sie zwang sich, nicht stehen zu bleiben, bis sie bei ihrer Hütte angekommen war.
Auf der Treppe zur Veranda brach sie zusammen und rang nach Luft. Als sie zum Wald zurückschaute, starrten sie ein Paar hellgolden leuchtende Augen an. Beim nächsten Atemzug erkannte sie ihn. Sie wusste nicht, warum sie sich so sicher war, aber die Erkenntnis kam ihr wie eine Erleuchtung.
Lucas war zurück.
Am nächsten Morgen wurde Kylie wie üblich von der Eiseskälte geweckt. Sie stöhnte auf und drehte sich auf die andere Seite, um auf die Uhr zu
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