Shadow Falls Camp - Erwacht im Morgengrauen: Band 2 (German Edition)
Was genau sollte das denn heißen, dass sie von ihm träumen soll? Von ihm träumen, dass er was tut? Sich mit Fredericka im Wald vergnügt?
Kylie stopfte den Brief zurück in den Umschlag und ließ in wieder in die Schublade fallen. Hatte er etwa gedacht, sie würde sich so besser fühlen? Wenn sie so besonders war, wieso war er dann mit Fredericka weggelaufen? Warum hatte er nicht einmal versucht, ihr das in dem Brief zu erklären? Warum machte er daraus so ein Geheimnis?
Glaubte er vielleicht, sie wüsste nicht, dass Fredericka bei ihm war? Glaubte er, es tat nichts zur Sache? O Mann, dabei hat er doch sogar zugegeben, dass er mit ihr geschlafen hatte. Er hat auch zugegeben, dass Fredericka der Ansicht war, er und sie seien ein Paar. Und jetzt rannte er einfach so mit ihr davon. Wie konnte er glauben, dass das Kylie nichts ausmachte? Waren eigentlich alle Männer Schweine? Oder nein … eher Wölfe.
Nein, sie musste endlich über Lucas hinwegkommen. Nach vorn schauen. Und das hatte sie auch vor. Sie schaltete das Licht aus und ließ sich in ihr Kopfkissen sinken. Ein Bild formte sich vor ihrem inneren Auge, von Lucas und Fredericka – eng ineinander verschlungen. Sie gab ihrem Kissen einen letzten Schlag.
Am nächsten Morgen musste sich Kylie regelrecht aus dem Bett zwingen, um sich anzuziehen und fertigzumachen. Am frühen Morgen hatte sie auch noch der Geist besucht, und die Versuche, danach noch einmal einzuschlafen, waren erfolglos geblieben. Jetzt, nach nur ein oder zwei Stunden Schlaf, hätte sie am liebsten den Kopf unter der Bettdecke vergraben und den Tagesbeginn ignoriert. Wer brauchte schon Frühstück, oder Nahrung überhaupt? Sie ließ sich wieder aufs Bett plumpsen.
Fast wäre sie wieder eingeschlafen. Doch ein plötzlicher Gedanke machte sie auf einen Schlag hellwach. Hatte sie deshalb keinen Hunger, weil sie gestern Nacht das Blut getrunken hatte? Verlor sie schon den Appetit auf menschliche Nahrung?
»Kommst du?«, rief Miranda.
»Ja. Einen Moment noch.« Sie legte sich im Kissen zurück und starrte an die Decke. Sie versuchte herauszufinden, wie sie sich jetzt bei Tageslicht fühlte. Also okay, der Gedanke, ein Vampir zu sein, war jetzt kein Weltuntergang mehr, aber doch eine ziemliche Katastrophe. Außerdem wollte sie endlich Klarheit. Sie hatte ein Recht darauf, zu wissen, was sie war.
»Kommst du noch in diesem Jahrhundert?«, schallte Dellas ungeduldige Stimme drei Minuten später aus dem Wohnzimmer.
Leise beschimpfte Kylie Della und setzte sich auf.
»Selber«, rief Della zurück.
Moment. Della hatte laut gerufen. Kylie neigte den Kopf zur Seite und konzentrierte sich auf die Geräusche um sich herum, um zu sehen, ob sie über Nacht ein Supergehör bekommen hatte. Aber nein, sie konnte auch nicht besser hören als vorher. Nur Della hatte weiterhin das Supergehör. Also hatte Holiday vielleicht doch recht. Dass sie Blut mochte, hieß nicht, dass sie ein Vampir war.
Oder zumindest noch nicht.
Kylie hievte sich aus dem Bett. Sie fuhr sich mit den Händen kurz durch die Haare und bereitete sich darauf vor, sich ihren Mitbewohnerinnen und dem Tag zu stellen.
»Dir auch einen guten Morgen«, sagte Miranda, als Kylie ohne ein Wort zu sagen aus ihrem Zimmer gekrochen kam.
Kylie warf ihr einen gequälten Blick zu. Dann tat sie, was sie jeden Morgen tat: Sie schaute Miranda genau an, zuckte mit den Augenbrauen und starrte mit voller Konzentration die Stirn ihrer Mitbewohnerin an, in der Hoffnung, ihr Muster lesen zu können. Nichts. Nur ein kleiner Pickel am Haaransatz war zu sehen. Kylie hatte allerdings nicht vor, Miranda etwas davon zu sagen. Die flippte viel zu schnell aus.
»Na, du siehst ja munter aus heute Morgen«, bemerkte Della ironisch.
»Schlecht geschlafen«, murmelte Kylie.
»Ich auch«, stimmte Miranda ein und seufzte voller Selbstmitleid. »Was mache ich nur, wenn Perry herausfindet, dass Kevin mich geküsst hat?«
Della kicherte. »Du solltest dich dann jedenfalls ganz schnell vom Acker machen und gut verstecken, ehe er sich in einen Drachen verwandelt und dir Feuer unterm Arsch macht.«
»Ich meine das ernst«, fuhr Miranda sie an.
»Und du glaubst, ich nicht?«
Miranda starrte sie an.
Della zuckte mit den Schultern, als würde sie nachgeben, und ging Richtung Tür. »Zuerst musst du dich mal entscheiden, was du jetzt tun willst.«
»Wie meinst du das?«, fragte Miranda, während sie zusammen die Hütte verließen. Bevor Della antwortete, drehte sich
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