Shadow Falls Camp - Erwacht im Morgengrauen: Band 2 (German Edition)
nicht.«
Danke, o mein Gott, danke! Sie ging dann mal von »andere nicht« aus.
Holiday ergänzte: »Übernatürliche allerdings erinnern sich immer.«
Okay, dann also kein Danke.
Kylie wollte am liebsten auf der Stelle tot umfallen. Dann erinnerte sie sich daran, wie Lucas gesagt hatte, sie wäre der Steuermann.
»Also … jetzt mal egal, was in den Träumen passiert … Bin ich dann dafür verantwortlich? Entscheide ich, was in dem Traum passiert?«
Holidays Gesichtsausdruck zufolge war ihr gerade aufgegangen, was Kylie so geträumt haben könnte. »Unsere Gefühle leiten oft unser Traumwandeln, so wie sie auch unsere Träume leiten.«
»Unser? Machst du … das etwa auch?« Hey, geteiltes Leid war halbes Leid.
Holiday lachte. »Ein kleines bisschen bin ich auch begabt auf diesem Gebiet. Und ja, ich habe auch meine Erfahrungen damit gemacht.« Sie machte eine kurze Pause. »Genau genommen bist du diejenige, die den Traum kontrolliert – vorausgesetzt du hast deine Gefühle unter Kontrolle.«
Nun ja, das half Kylie jetzt nicht wirklich weiter. Wie oft hatte sie sich schon eingestehen müssen, keine Kontrolle zu haben, wenn es um Jungs und ums Küssen ging, ganz zu schweigen von …
Holiday fuhr fort: »Der Traumwandler bereitet sozusagen die Bühne für den Traum. Du bietest der Person, von der du träumst ein Drehbuch an, je nachdem wie stark deine Fähigkeiten sind, und die Person kann das Drehbuch dann auch ablehnen oder versuchen, es zu ändern.«
Kylie bekam Kopfschmerzen. Eindeutig vom Stress. »Aber es fühlt sich so echt an.«
»Es ist echt, und auch wieder nicht.« Holiday fasste über den Tisch und nahm Kylies Hand. Sofort ließ Kylies Stress nach. »Stell es dir so vor, als würdest du ins Kino gehen. Wenn du den Film mit jemand anderem siehst, teilt ihr die Erfahrung. Ihr erlebt zwar die Gefühle, aber die Handlung des Films passiert nicht in der Realität.«
Holiday ließ Kylies Hand wieder los und lehnte sich im Stuhl zurück. »Ich bin von deiner neuen Fähigkeit beeindruckt, Kylie. Wirklich. Wenn jemand im Traumwandeln richtig gut ist, wird das als mächtige Gabe betrachtet. Man kann dadurch viel erfahren und anderen sogar etwas durch Traumwandeln beibringen. Und nur wenige haben das Glück, diese Gabe zu besitzen.«
»Da hab ich ja Glück«, sagte Kylie wenig begeistert. »Ich geh davon aus, es ist keine von den Gaben, die man zurückgeben kann, oder?«
»Nein, die kann man nicht zurückgeben. Ich befürchte, die Zeit, deine Gaben zurückzugeben, ist sowieso vorbei. Als du deine Rolle als Geisterseher angenommen hast, hast du damit auch alles andere akzeptiert.« Holiday lächelte. »Aber glaub mir, mit der Zeit wirst du es besser unter Kontrolle haben. Ehrlich, Kylie, das ist eine sehr spezielle Gabe.«
Kylie verschränkte die Arme über ihren gewachsenen Brüsten und versuchte, alles zu begreifen. Holidays Worte hallten in ihrem Kopf wider. Ich habe noch nie gehört, dass ein Werwolf die Gabe hatte. »Also … wenn ich die Gabe habe, heißt das, dass ich mich am Montag nicht in einen Werwolf verwandeln werde?«
Holiday schwieg, aber Kylie bemerkte wieder diesen Gesichtsausdruck bei ihr. Den, der bedeutete, dass sie überlegte, ob sie ihr etwas sagen sollte – und wenn, wie sie es sagen sollte, um den Schlag zu dämpfen.
»Sag es mir doch einfach«, schlug Kylie vor. Im Moment war es ihr schon fast egal, was noch kam.
Holiday runzelte die Stirn. »Du durchschaust mich ziemlich gut«, sagte sie. »Schon fast zu gut«, ergänzte sie, als könnte das auch etwas bedeuten.
Aber Kylie war von der ganzen Werwolf-Geschichte zu verwirrt, um sich jetzt auch noch um solche Andeutungen zu kümmern. »Was wolltest du mir sagen?«
Holiday schüttelte den Kopf. »Ich wollte eigentlich später mit dir darüber reden. Und gleich vorweg, das sind nur Mutmaßungen.« Sie hielt inne.
»Okay …« Kylie wedelte mit der Hand, dass Holiday weiterreden sollte.
»Nachdem du mir gestern von dem Wolf erzählt hast … Na ja, Selynn und Burnett haben mir gesagt, dass es einen alten Mythos gibt. Demnach fühlen sich echte Wölfe zu Werwölfen hingezogen, die in der Rangordnung des Rudels weit oben stehen.«
»Also bin ich ein wichtiger Werwolf?« Verdammt, sie wollte doch nicht einmal ein normaler Werwolf sein – und bestimmt nicht auch noch ein wichtiger.
»Ich hab doch gesagt, es ist nur eine der Möglichkeiten, die wir sehen. Denn ehrlich gesagt, Kylie, all die anderen Dinge – die
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