Shadow Falls Camp - Erwacht im Morgengrauen: Band 2 (German Edition)
Mrs Lakes.
Kylie richtete ihren Blick wieder auf Dereks Mutter, aber sie wusste nicht, was sie darauf sagen sollte. »Ich …«
Die Frau lächelte. »Ich bin froh, dass er hier nette Freunde gefunden hat.«
Sie schaute auf ihren Becher. »Jetzt geh ich mal wieder und bringe dich nicht weiter in Verlegenheit. Danke für das Wasser.«
Kylie schaute der Frau hinterher und murmelte: »Ich mag ihn auch sehr gern.« Und das tat sie auch. Was konnte man an Derek nicht mögen? Sie mochte seine Art, sie mochte es, dass er zu allen nett war und sich nicht für etwas Besseres hielt. Und sie mochte noch mehr an ihm.
Das Bild von ihm, wie er nackt in der Dusche vor ihr stand, nahm kurzzeitig ihre Gedanken in Beschlag. Sie mochte Derek wirklich sehr gern.
Aber wieso war sie dann nicht in seine Träume eingebrochen? Warum wählte ihr Unterbewusstsein nicht Derek als Hauptrolle für ihre schmutzigen Phantasien? Sie spürte, wie ihr Gesicht anfing zu glühen, wenn sie nur daran dachte, und sie schaute schnell auf die Plastikbecher.
»Hallo Herzchen.«
Die Gedanken an ihre Phantasien verschwanden wie auf Knopfdruck. Hallo Herzchen. Hallo Herzchen. Als ihr aufging, wer hinter ihr stand, versteinerte sie. Auch, wenn sie die Stimme nicht erkannt hätte – es gab nur eine Person, die sie Herzchen nannte.
Sie drehte sich um und hob den Blick zu ihrem Dad … Stiefvater. »Was machst du denn hier?«, platzte sie heraus und am liebsten hätte sie sich in diesem Moment auf den Boden geworfen, sich zusammengerollt und losgeheult.
»Was glaubst du denn, was ich hier mache? Ich wollte mein Mädchen besuchen.« Er lächelte und schaute sie so an wie früher, wenn sie etwas Lustiges gemacht hatte oder ihm ein gutes Zeugnis präsentiert hatte.
Ja, ihr war zum Heulen zumute. »Ich wusste nicht, dass du kommst.« War das schon Grund genug, ihn stehen zu lassen? »Du hättest es mir sagen sollen.«
Sein Blick verwandelte sich vom stolzen Vater zum unglücklichen Vater. »Das hätte ich ja getan, wenn du mal ans Telefon gegangen wärst«, sagte er leicht verstimmt. Den Tonfall hörte man bei ihm nicht so oft, weil ihre Mutter immer die Starke gewesen war.
»Ich war beschäftigt«, gab sie zurück.
Seine Augen wurden schmal. »Wir wissen beide, dass ich dir siebenmal auf die Mailbox gesprochen und dir zwei SMS und einige E-Mails geschrieben habe. Und ich kann mir nicht vorstellen, dass du permanent zu beschäftigt warst, um mir kurz zu antworten. Ich habe es sogar über eure Campleiterin versucht.«
Sie spürte Wut in sich aufsteigen, und die unerwünschten Tränen traten ihr jetzt doch in die Augen. Aber die Wut war ihr willkommen, da sie den Schmerz verdrängte. Sie schaute ihm in die Augen. Er hatte kein Recht, auf sie böse zu sein. Kein Recht, ihr zu sagen, was sie falsch gemacht hatte, wenn seine Fehler ihr Leben ruiniert hatten. Und das Leben ihrer Mutter.
»Willst du wirklich über richtig oder falsch diskutieren?«, fragte sie.
Immerhin verwandelte sich sein Gesichtsausdruck sofort von verärgert in beschämt. »Ich nehme an, deine Mutter hat mit dir geredet. Verdammt! Sie hätte dir wirklich nicht von unseren Problemen erzählen sollen.«
»Was? Machst du Witze? Willst du das jetzt allen Ernstes auf Mom schieben?«
Er blinzelte. »Ich meine doch nur … Sie hätte es nicht erzählen sollen …«
»Moment.« Kylie verschränkte die Finger ihrer Hände ineinander, um das Zittern zu unterdrücken. »Mom hat mir gar nichts erzählt.« Tränen liefen ihr übers Gesicht. »Mom musste mir nichts erzählen. Das hast du schon selbst getan. Oder, nein, das stimmt auch nicht. Du hast mir nichts erzählt , du hast es mir gezeigt.«
»Wovon redest du, Kylie?« Er beugte sich etwas zu ihr und sprach leiser, als wollte er ihr bedeuten, dasselbe zu tun.
Aber sie war zu wütend, zu verletzt, um sich darum zu scheren, wer ihren Streit mithörte. Er war gegangen. Er hatte sie und ihre Mutter für eine kleine Schlampe verlassen. Sie sah ihn wieder vor sich, wie er mit dieser Assistentin vor dem Hotel in der Stadt rum- knutschte.
»Also, zuerst hast du Holiday angebaggert, als du mich besucht hast«, stellte sie fest. »Das war peinlich genug, aber dann habe ich dich nachmittags in der Stadt gesehen. Du warst nicht allein. Ich hab dich mit deiner Assistentin in der Innenstadt von Fallen auf der Straße gesehen. Willst du wissen, warum ich das noch so genau weiß, Dad?«
Er öffnete den Mund, als wollte er etwas sagen, aber es kam
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