Shadow Falls Camp - Erwählt in tiefster Nacht: Band 5 (German Edition)
»In ein paar Jahren wird es Miranda egal sein, dass ihre Mutter immer anderer Meinung ist. Und ihre Mutter wird nach und nach akzeptieren, dass Miranda ihre eigenen Entscheidungen trifft. Della wird erwachsen werden, und sie wird viel erreichen im Leben. Denn Della wird sich selbst immer das Beste abverlangen. Ihr Vater wird sich irgendwann eingestehen müssen, dass er seine Tochter zwar nicht versteht, aber dass sie dennoch erfolgreich ist.«
»Und du glaubst nicht, dass die schlechte Stimmung, die jetzt herrscht, der Beziehung dauerhaft schaden wird?«
Holiday seufzte. »Oh, es wird sicherlich Narben geben, und sie werden einiges aufzuarbeiten haben, und ja, in einigen Fällen wird der Schaden zu groß sein.« Sie hielt inne. »Aber in den meisten Fällen werden die Familien es schaffen, darüber hinwegzukommen.«
»Das macht doch Mut«, meinte Kylie.
»Hast du eigentlich die Brightens zurückgerufen?«, fragte Holiday.
Kylie hatte gestern von dem Anruf erfahren. »Ja, ich hab mit ihnen gesprochen. Sie wollten zum Elterntag kommen und meine Mom kennenlernen.«
Holiday zuckte zusammen. »Du hast mir gar nicht gesagt, dass sie kommen wollten.«
»Tun sie ja auch nicht. Ich hab nicht das Gefühl, dass meine Mom bereit ist, sie zu treffen. Nach dem Streit, den wir hatten, haben wir nicht mehr über die Brightens gesprochen. Sie hat sich entschuldigt, aber jetzt tun wir beide so, als hätte der Streit nie stattgefunden. Ich hab irgendwie Angst, sie drauf anzusprechen.«
»Das wird schon alles gut. Deine Mom wirkt nicht so, als wäre sie unvernünftig.«
»Das zeigt, dass du sie nicht gut kennst.« Kylie sagte es zwar scherzhaft, ein bisschen Wahrheit lag aber dennoch darin.
Kylie fiel noch etwas anderes ein, das sie Holiday hatte erzählen wollen. »Ich hatte gestern Nacht wieder Besuch.«
»Hat sie dieses Mal mit dir gesprochen?« Holiday wusste sofort, wen Kylie meinte.
»Ein wenig.« Kylie kaute auf ihrer Unterlippe. »Ich glaube, es hängt alles irgendwie zusammen. Das Schwert, der Geist und Mario.«
Holiday zog die Augenbrauen hoch. »Wie kommst du denn darauf?«
»Ach … nur etwas, was sie gesagt hat. Und so ein Bauchgefühl.«
»Miss Brandon?« Jemand rief nach Holiday.
Holiday drückte kurz Kylies Arm. »Wir sprechen später weiter, okay?«
Kylie nickte und sah dann, wie Lucas in den Raum geschlendert kam. Er setzte sich zu einer Gruppe Werwölfe an den Tisch. Einer von ihnen sagte etwas, und dann standen plötzlich alle auf und ließen Lucas allein sitzen.
Es ging also los, sie schlossen Lucas aus. Kylie fühlte mit ihm.
»Traurig, nicht wahr?«, raunte ihr eine Stimme ins Ohr. »Und es ist nur deine Schuld.« Kylie erkannte Clara, Lucas’ Schwester. Sie drehte sich zu der jungen Werwölfin um, doch Clara sauste davon. Mit angehaltenem Atem schaute Kylie zurück zu Lucas. Sie wäre am liebsten zu ihm gegangen und hätte ihm Trost gespendet. Doch das würde jetzt alles nur schlimmer machen.
Fünf Minuten später betrat Lucas’ Großmutter mit bedächtigen Schritten den Speisesaal. Kylies Blick schweifte über die Menge – Lucas saß immer noch allein am Tisch. Die alte Frau suchte ebenfalls den Raum mit den Augen nach etwas ab. Und sie fand … Kylie.
Kylie rutschte das Herz in die Hose, als die alte Frau langsam, aber sicher auf sie zukam. O fuck! Sie hatte wirklich keine Lust, sich von Lucas’ Großmutter anhören zu müssen, dass sie die Ziele und Pläne ihres Enkels ruiniert hatte.
Kylie wollte sich gerade in Richtung Hintertür verdrücken, als sie ihre Mom rufen hörte. Sie schaute sich um und sah … ihre Mom mit John. O Mist, er war dabei. Andererseits war ihr John noch tausendmal lieber als Lucas’ Großmutter.
Kylie lief ihren Gästen mit gespieltem Eifer entgegen. Sie betete, dass sich die alte Frau davon würde abschrecken lassen.
Nach einer kurzen Umarmung mit ihrer Mom führte Kylie die zwei zu einem leeren Tisch, möglichst weit weg von Lucas. Ihr Herz schlug erst wieder in einem normalen Rhythmus, als Lucas’ Großmutter bei ihrem Enkelsohn angekommen war.
»Gott sei Dank«, murmelte sie und bedeutete ihrer Mom und John mit einer Handbewegung, dass sie sich hinsetzen sollten.
»Was denn Gott sei Dank?«, fragte ihre Mom, ohne Kylies Aufforderung nachzukommen.
Kylie öffnete den Mund und hoffte, dass ihr irgendetwas Intelligentes – am besten eine gute Notlüge – einfallen würde. Doch in letzter Zeit blieben ihre Gebete meistens ungehört, und das war
Weitere Kostenlose Bücher