Shadow Falls Camp - Erwählt in tiefster Nacht: Band 5 (German Edition)
aber am Ende ihre Entscheidung selbst treffen wird. Ich habe in meinem Leben schon zu viele Familienmitglieder verloren, als dass ich riskieren könnte, Kylie von mir wegzutreiben, indem ich sie gegen ihren Willen hier festhalte.«
Wieder traten Kylie Tränen in die Augen. Sie berührte die Hand ihres Großvaters. Er nahm ihre Hand. Ihre Blicke trafen sich. »Bleib hier, Kylie. Bleib hier und lerne weiter, wer du bist und wo du hingehörst.« Seine Berührung erinnerte Kylie an ihren Vater, und ihr wurde warm ums Herz.
Ein Teil von ihr wollte gern nachgeben. Doch zu welchem Preis?
4 . Kapitel
Noch bevor Kylie etwas sagen konnte, sah sie am Gesichtsausdruck ihres Großvaters, dass er bereits wusste, wie sie sich entscheiden würde. Und sie sah auch den Schmerz, den sie ihm damit verursachte. Sie konnte ihn fühlen.
»Du wirst mich nicht verlieren. Wo ich wohne, ist doch egal. Ich werde immer deine Enkelin sein. Aber ich glaube, Burnett hat recht. Ich muss zurückgehen.« Für Kylie war es die einzig richtige Entscheidung.
Shadow Falls war ihr zu Hause, doch das war nur einer der Gründe, wieso sie zurück wollte. Irgendwie wusste sie auch, dass Burnett recht hatte. So mächtig ihr Großvater und seine Chamäleon-Gruppe auch waren, so hatten sie doch den Großteil ihres Lebens damit verbracht, Konfrontationen zu vermeiden, und waren auch nicht darauf vorbereitet. Sie konnten es nicht mit Mario und seiner Killer-Truppe aufnehmen.
Das Problem war nur, dass sich Kylie alles andere als sicher war, dass die Leute im Camp es mit Mario aufnehmen konnten. Und selbst wenn, wie viele würden wie Helen verletzt oder noch schlimmer getötet werden? Es war alles schon passiert.
Kylie ging schweigend neben Burnett auf das Ausgangstor zu, während die Nacht hereinbrach. Im Westen färbte die untergehende Sonne den Himmel rosa, doch Kylie bemerkte es nicht. Als sie am Tor ankamen, sah Burnett zu ihr hinab. »Ich ruf morgen deinen Großvater an, um mit ihm eine Zeit zu vereinbaren, wann wir dich abholen.«
Kylie nickte. Sie hatte darauf bestanden, ihrem Großvater in Ruhe auf Wiedersehen sagen zu können. Doch jetzt, wo Burnett ohne sie gehen würde, wurde ihr das Herz schwer. Sie waren gar nicht richtig zum Reden gekommen. Die letzten fünfzehn Minuten ihres Gesprächs am Esstisch war es nur darum gegangen, wie Burnett sie gefunden hatte. Burnett erklärte, dass er das Maklerbüro hatte ausfindig machen können, über das Malcolm sein Haus verkauft hatte. Der zuständige Sachbearbeiter hatte Burnett dann weitere Unterlagen zur Verfügung gestellt, aus denen hervorgegangen war, dass Kylies Großvater ein weiteres Grundstück besaß.
Jetzt, wo es soweit war, fiel Kylie der Abschied schwer. »Versprich mir, dass es Helen wirklich gutgeht.«
»Es ist so, wie ich gesagt habe. Sie wird wieder gesund.«
»Und mit Dellas Auftrag ist auch alles okay? Sie ist doch nicht in Gefahr, oder?«
»Als wir das letzte Mal miteinander gesprochen haben, war alles in Ordnung.«
Kylie nickte. »Und Holiday geht es auch gut?«
»Sie macht sich Sorgen. Aber sie macht sich ja immer Sorgen um euch. Ich glaube, das ist ihr Normalzustand.«
»Aber bei euch beiden, ist doch alles … gut?«
Er lächelte. »Ja. Sehr gut.«
Burnett lächelte so selten, dass Kylie sich ausmalen konnte, wie gut es zwischen den beiden lief.
»Und wie geht es Miranda?«, fragte Kylie schnell.
»Sie ist ein wenig einsam. Ich glaube, so ganz ohne Mitbewohnerinnen fühlt sie sich nicht sehr wohl. Sie wird sich sehr darüber freuen, dass du zurückkommst – genau wie viele andere.«
»Ja, klar. Wenn niemand da ist, dessen verrücktes Muster man ständig checken kann, ist es bestimmt sehr langweilig im Camp.«
Burnett zuckte mit den Schultern. »Du würdest dich sehr wundern, wenn du wüsstest, wie viele Leute nach dir gefragt haben. Du bist viel mehr in die Gruppe integriert, als du denkst, Kylie.«
»Ich vermisse die anderen auch«, gestand Kylie. »Kann ich dich zum Abschied umarmen?«
Burnett hob missbilligend eine Augenbraue, und Kylie wusste sofort, wieso. Burnett war wohl eher von der nachtragenden Sorte.
»Ich dachte, ich werde nicht zum Abschied umarmt«, stellte er leicht beleidigt fest. Kylie hatte sich nicht bei Burnett verabschiedet, als sie das Camp verlassen hatte.
»Das war falsch von mir«, gab Kylie reumütig zu. »Ich hab einfach befürchtet, dass du mich nicht gehen lassen würdest, ohne mit mir zu diskutieren. Es hätte alles schwieriger
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