Shadow Falls Camp - Erwählt in tiefster Nacht: Band 5 (German Edition)
gemacht.«
»Ich hätte in der Tat mit dir diskutiert. Ich hätte dir gesagt, dass es ein Fehler ist. Und damit hätte ich recht gehabt.«
»Vielleicht nicht ganz. Ich habe schon ein paar Dinge gelernt. Außerdem sind da noch mein Großvater und meine Großtante. Meine Zeit hier war nicht verschwendet.«
»Ich kann ja verstehen, dass du etwas über das Chamäleon-Sein lernen möchtest, und ich stimme dir zu, dass es schön ist, sich mit seiner Familie zu vereinen. Aber nicht in so einer Zeit. Nicht, wenn dein Leben in Gefahr ist.«
Kylie sah ihn groß an. »Also ist das eigene Wohlergehen wichtiger als … die Familie. Sagen wir … Holiday ist deine Familie?« Sie wusste, dass sie gewonnen hatte.
Er versuchte gar nicht erst, weiter mit ihr zu diskutieren. »Ich geb’ auf.«
»Wow, das hab ich ja noch nie erlebt.« Kylie grinste.
»Na, dann genieß es«, meinte Burnett. »Andererseits kennst du meine einzige Schwäche und hast sie schamlos ausgenutzt.«
»Jemanden zu lieben ist keine Schwäche«, erwiderte Kylie. Doch schnell hatte sie die Sorge um ihre Freunde wieder eingeholt. »Wie sicher bist du dir, dass Mario Helen angegriffen hat?«
»Sicher genug, um hier zu sein«, gab er zurück. »Und sicher genug, um heute Nacht hier Wachen aufzustellen. Mario hat deine Macht erkannt, Kylie. Du bedrohst seine Existenz.«
Und dennoch fühlte sich Kylie machtlos. Sie sah durch das Tor hindurch und entdeckte dort Lucas und Derek. Sie standen etwa fünfzehn Meter voneinander entfernt, so als hätten sie nichts miteinander zu tun. Oder als ob … sie postiert wären. Waren sie als Wachen eingeteilt? Der Gedanke, dass Lucas für sie Wache stehen würde, wo er sie doch gerade erst so verletzt hatte, ließ Kylie schmerzvoll das Gesicht verziehen.
»Nicht Lucas«, murmelte sie.
»›Nicht Lucas‹, was?«, fragte Burnett.
Kylie kam sich kindisch vor und wollte eigentlich gar nicht darüber reden, aber sie wollte auch nicht die ganze Nacht daran denken müssen, wie nah Lucas ihr war. Sie würde sich schon früh genug damit anfreunden müssen, wieder in seiner Nähe zu sein, wenn sie morgen ins Camp zurückkehrte. Aber nicht heute Nacht. »Ich will nicht, dass Lucas Wache hält.«
Burnett öffnete den Mund, um etwas zu sagen, schloss ihn jedoch wieder, als hätte er es sich anders überlegt. Dann nickte er widerwillig.
Kylie ignorierte seinen missbilligenden Blick und holte sich schnell ihre Abschiedsumarmung ab.
Burnett zu umarmen gab ihr ein wohliges Gefühl, trotz seiner kalten Vampir-Körpertemperatur. Das Wissen, dass sie morgen nach Hause gehen konnte, erleichterte ihr den Abschied, auch wenn Lucas’ Anwesenheit im Camp ihrer Rückkehr einen bitteren Beigeschmack verlieh.
Kylie machte sich auf den Weg zurück zum Haus, doch je näher sie kam, desto weniger Lust hatte sie auf das Gespräch, das ihr zweifellos bevorstand. Sie brauchte ein paar Minuten Verschnaufpause und ging deshalb in Richtung Gartenlaube. Der Himmel leuchtete jetzt in allen Rottönen, und die Dämmerung tauchte alles in ein goldenes Licht. Als sie unter den Eichen hindurchging, fiel ihr Blick auf das Spanische Moos, das von einem Ast hing und leicht in der Brise schwang.
Sie fragte sich, ob sich ihr Großvater nun verpflichtet fühlen würde, wieder umzuziehen, weil Burnett sie so leicht hatte finden können. Sie hoffte es nicht. So unzufrieden sie auch in letzter Zeit gewesen war, so hatte sie doch die Schönheit des Geländes bewundert. Die Geräusche der Natur kündeten bereits von der Nacht – ein Vogel rief, ein paar Grillen zirpten.
Dann plötzlich schien die Szene wie eingefroren, und der friedvolle Moment wurde durch das Knacken eines Zweiges gestört. Kylie stockte der Atem, und sie schaute sich nervös um. Warum dieses kleine Geräusch sie so beunruhigte, konnte sie auch nicht genau sagen. Vielleicht war es nur eine unschuldige Waldkreatur, die sich beim abnehmenden Tageslicht heraus traute.
Doch es klang nicht unschuldig.
Wie aus dem Nichts tauchte ein Schatten auf und verschwand gleich darauf wieder hinter den Bäumen. Kylie konnte nicht erklären wieso, aber statt vor der Person wegzulaufen, fühlte sie sich zu ihr hingezogen.
Sie ging auf die Bäume zu, und da entdeckte sie eine weibliche Silhouette, die sofort wieder in den Schatten verschwand.
Kylie blieb wie angewurzelt stehen, als sie meinte, die Person zu erkennen.
Wie konnte das sein? Wie kam sie hierher? Was hatte sie hier zu suchen?
Sie musste ihm gefolgt
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