Shadow Falls Camp - Erwählt in tiefster Nacht: Band 5 (German Edition)
des Schmerzes war, den sie ihren Verwandten bescherte.
»Es tut mir leid, dass ihr so einen Stress habt wegen mir. Tut mir leid, dass …«
»Schon gut, Kind. Setz dich«, sagte ihre Großtante. »Soll ich dir ein Stück Pizza warm machen?«
»Nein, ich hab keinen Hunger.« Kylie setzte sich und schaute ihren Großvater fragend an. »Sind die Ältesten jetzt sauer? Sind sie sauer auf mich oder auf dich?«
Ihr Großvater seufzte. »Etwas aufgebracht vielleicht, aber nicht wegen einer bestimmten Person. Sie mögen keine Veränderungen, und in letzter Zeit hat es davon einige gegeben.«
Und zwar wegen mir.
Kylie biss sich auf die Lippe. »Mir hat mal jemand gesagt, man müsste sich erst Sorgen machen, wenn sich nichts mehr verändert.«
»Ich wette, diese Person ist kein Chamäleon«, meinte ihr Großvater kopfschüttelnd.
»Nein«, räumte Kylie ein.
Er nickte. »Ob es nun richtig ist oder falsch, wir neigen dazu, uns hauptsächlich in unseren Komfortzonen zu bewegen.«
»Gibt es irgendetwas, das ich tun kann?«, fragte Kylie.
Eine steile Falte erschien zwischen seinen Augenbrauen. »Bleib bei uns und lerne weiter, was du über deine Herkunft wissen musst«, meinte er dann. »Du hast bisher doch nur an der Oberfläche gekratzt.«
»Malcolm«, unterbrach ihn Kylies Großtante. »Mach es dem Mädchen doch nicht so schwer.«
»Ich befürchte doch nur, dass sie es sich selbst schwermacht«, erwiderte er.
»Ich versuche nur, das Richtige zu tun. Aber ich kann nicht hierbleiben.« Kylie schluckte.
»Es tut mir leid.« Er hob beide Hände. »Deine Tante hat recht, ich setze dich unter Druck, und das sollte ich nicht tun. Du kennst meine Meinung. Aber ich muss dir sagen, dass ich dich vermissen werde.«
»Und ich werde euch vermissen«, erwiderte Kylie. »Werdet ihr denn hier wohnen bleiben?«
Er zuckte die Achseln. »Wenn es nach den anderen geht, werden wir weiterziehen.«
»Weil sie Burnett nicht vertrauen?«, wollte Kylie wissen.
»Ich denke, das ist einer der Gründe.«
»Wie kann ich denn dann mit euch Kontakt aufnehmen?«
»Hayden Yates arbeitet ja immer noch an der Schule.«
Hayden war der Chamäleon-Lehrer, den ihr Großvater engagiert hatte, um ein Auge auf Kylie zu haben. Aus irgendeinem Grund hatte Kylie angenommen, dass er ebenfalls die Schule verlassen hatte. »Er ist immer noch Lehrer dort?«
Ihr Großvater nickte. »Er hat sie irgendwie davon überzeugt, dass du ihn unter einem Vorwand dazu gebracht hast, dich von dort wegzubringen. Sie wissen immer noch nicht, was er ist, und das sollte auch unbedingt so bleiben.«
Kylie nickte, konnte sich aber ihrer Zweifel nicht erwehren. Burnett konnte man normalerweise nicht so einfach überlisten.
»Ehrlich gesagt«, fuhr ihr Großvater fort, »ist Hayden ziemlich angetan von deinem Internat.«
»Siehst du«, meinte Kylie. »Es ist doch kein so schlechter Ort.«
An diesem Abend packte Kylie schon mal vorsorglich ihre Sachen, da sie nicht wusste, wann genau Burnett sie abholen würde. Dann legte sie sich aufs Bett, das die kuscheligste Bettwäsche und die weichste Decke hatte, die sie je erlebt hatte, und schaute sich zum tausendsten Mal die Fotos von ihrem Vater an. Man sollte meinen, dass sie jetzt, wo sie bei ihrem Großvater war, ihren Vater weniger vermissen würde. Aber nein, genau das Gegenteil schien der Fall zu sein. Diesen Mann zu sehen, der wie eine ältere Version ihres leiblichen Vaters aussah, ließ Kylie ihn noch schmerzlicher vermissen.
Schließlich, nachdem sie viel zu viel Zeit mit Gedanken darüber verbracht hatte, wie es hätte sein können, lag sie nur noch da und starrte an die Decke. Sie machte sich Sorgen, dass es ihren Großvater zu sehr verletzen könnte, wenn sie ihn verließ. Sie dachte an Della und dann an Miranda, die sich von ihren Freundinnen vernachlässigt fühlte. Sie machte sich auch Sorgen um ihre Mom, die gerade mit ihrem neuen Freund, den Kylie ziemlich gruselig fand, in England war und dort sonst was trieb.
Oje, sie musste das Bild schnell wieder aus ihrem Kopf bekommen, ansonsten würde sie ihr Abendessen ganz schnell wieder loswerden.
Sie machte sich auch Sorgen, dass sie nicht mit der Lucas-Sache würde umgehen können.
»Aber um mich machst du dir keine Sorgen?«
Die Kälte traf Kylie so unvorbereitet, dass ihr kurz die Luft wegblieb. Sie krallte die Hände in die Daunendecke und zog sie sich bis unters Kinn.
»Sollte ich mir denn um dich Sorgen machen?«, fragte Kylie und schaute zu dem
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