Shadow Falls Camp - Erwählt in tiefster Nacht: Band 5 (German Edition)
davon, dass sie in der Lage sein muss, ihr Muster zu verändern.« Doch da fiel Kylie etwas auf. »Moment mal, du kannst dich allein unsichtbar machen? Das kann man doch eigentlich erst viel später.«
»Normalerweise schon. Aber ich hab die letzten Jahre ganz viel allein geübt, um früher gehen zu können. Aber mein Muster kann ich immer noch nicht kontrollieren«, sagte Jenny betrübt.
»Bist du wirklich bereit, deine Familie zu verlassen?«
Jenny ließ sich auf der Bettkante nieder und knäulte den Rand von Dereks T-Shirt, das sie als Schlafanzugoberteil trug, in den Händen zusammen. »Es ist verdammt schwer, aber meine Familie will mich zwingen jemanden zu heiraten, den ich nicht liebe. Und er liebt mich auch nicht. Und so will ich nicht leben.«
Kylies Gedanken rasten. Sie hatte Holiday gesagt, dass das, was die Ältesten bei den Chamäleons taten, fast so schlimm war wie bei den Werwölfen. Jetzt ging ihr auf, wie recht sie hatte. Die Ältesten wollten Jenny dasselbe antun, wie Lucas’ Vater seinem Sohn.
Hieß das, Lucas tat das Richtige, wenn er sich gegen sein Rudel und seinen Vater auflehnte? Das war alles so verwirrend. Als sie Dereks und Jennys Blick auf sich spürte, beschloss Kylie, ihre Grübelei auf einen späteren Zeitpunkt zu verschieben. Immer ein Problem nach dem anderen.
Problem Nummer eins: Ihr Großvater und die gesamte Chamäleon-Gemeinschaft würden sie für die Sache mit Jenny verantwortlich machen, weil sie der Grund dafür war, dass Hayden hier war. Wie zur Hölle sollte sie da wieder rauskommen? Sie wandte sich wieder an Jenny. »Okay, jetzt erklär mir mal, wieso du nicht gleich zu Hayden gegangen bist?«
»Weil … Jedes Mal, wenn ich ihm gesagt habe, dass ich weg will, hat er gemeint, dass es falsch sei. Er fand, ich sollte warten, bis ich so weit bin. Aber die anderen wussten alle, dass ich weggehen würde, sobald ich so weit war, deshalb haben die Ältesten nach einem anderen Weg gesucht, mich dort zu halten. Nächste Woche schon sollte ich Brandon heiraten.« Sie senkte die Stimme. »Außerdem bin ich nicht wegen Hayden hergekommen. Ich bin wegen dir gekommen. Ich dachte, du würdest mich verstehen. Ich schätze, ich hab mich getäuscht.«
Kylie bekam ein schlechtes Gewissen. »Nein, du hast dich nicht getäuscht. Es ist nur … ich weiß nicht, wie ich damit umgehen soll.« Kylie hielt kurz inne. »Wie bist du denn bei Derek gelandet?«
»Du hattest immer so viele Leute um dich rum. Da hab ich Derek gesehen, und da du ihm vertraut hast, bin ich davon ausgegangen, dass ich ihm auch vertrauen kann.«
Kylie seufzte. »Bist du wirklich bereit, deine Familie hinter dir zu lassen und sie vielleicht nie wieder zu sehen?« War Lucas dazu bereit?
Jenny sah sie an, und Tränen traten in ihre Augen. Kylie fühlte sich genauso.
»Nein«, gab Jenny zu. »Aber ich bin auch nicht bereit, Brandon zu heiraten.«
»Ich weiß«, sagte Kylie. »Wir müssen einen Weg finden, damit umzugehen.« Dasselbe galt für Lucas. Aber sie hatte wirklich keine Ahnung, was zu tun war.
Kylie schielte zu Derek rüber, und ihr fiel wieder ein, wieso sie überhaupt zu ihm gekommen war. »Wir haben echt ’ne Menge zu klären«, murmelte sie.
»Was denn noch?«, fragte Derek.
Kylie hatte das gar nicht laut sagen wollen. Wieder hatte sie Bilder der Vision vor Augen – Bilder wie aus einem Horrorfilm. »Erinnerst du dich noch, wie du mal über Red, Marios Enkel, recherchiert hast? Du meintest, er hätte den Mord an seiner Mutter mitangesehen.«
»Ja, das stimmt.«
»Weißt du noch, wie seine Mutter ermordet wurde?«
Derek fuhr sich nachdenklich mit der Hand durch die Haare. »Ich glaub, in einem Artikel hieß es, sie wurde erstochen.«
Kylie runzelte die Stirn. »Das hatte ich befürchtet.«
»Wieso?«, fragte Derek.
»Sie ist mein Geist.«
Derek schnappte überrascht nach Luft. »Reds Mutter ist dein Geist?«
»Bitte sag mir, dass der Geist gerade nicht hier ist.« Jenny zog ihre Knie an die Brust und schlang die Arme darum.
»Ist schon okay.« Derek setzte sich neben das Mädchen und legte ihr eine Hand auf die Schulter, um sie zu beruhigen.
»Hör auf damit!« Jenny schlug seine Hand weg. »Ich mag es nicht, wenn du mich berührst. Du … machst, dass ich was fühle, was ich … eigentlich nicht fühle.«
Dereks Miene verfinsterte sich. »Ich wollte doch nur, dass es dir bessergeht.«
»Vielleicht will ich mich aber nicht besser fühlen!«, rief sie wütend. Dann starrten sie sich
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