Shadow Falls Camp - Erwählt in tiefster Nacht: Band 5 (German Edition)
daran erinnern, wie es damals für sie war. Ich meine … wer sagt denn, dass man, wenn die Tür verschlossen ist, nicht ein Fenster finden kann. Und wenn das Fenster verschlossen ist, dann schlag es ein. Wenn das nicht klappt, hol dir einen verdammten Vorschlaghammer und schaff dir ein neues Fenster.«
Er schüttelte den Kopf. »Du weißt nicht, wie sie sind.«
»Doch, das weiß ich! Die Ältesten bei den Chamäleons sind genau wie die bei den Werwölfen. Sie wollen Hochzeiten arrangieren und den jungen Chamäleons sagen, was sie zu tun und lassen haben. Ich weiß auch noch nicht, wie ich das ändern kann, aber ich werde es, verdammt nochmal, probieren.«
»Das ist nicht dasselbe«, sagte Lucas und klang leicht verletzt.
»Vielleicht ist es nicht genau dasselbe. Aber du gibst trotzdem auf.«
»Ich gebe
uns
aber nicht auf. Das ist es doch, was zählt.«
Sie schüttelte den Kopf. »Doch, du gibst uns wohl auf. Wenn du es nicht in den Rat schaffst, gibt es kein uns mehr.«
»Das meinst du nicht ernst!« Jetzt war er wirklich wütend.
»Glaub ja nicht, dass das mein Wunsch ist. Aber ich weiß einfach, dass du mich hassen wirst, wenn du alles aufgibst, was du bist und was du immer gewollt hast. Vielleicht jetzt noch nicht, aber eines Tages wirst du mich dafür hassen. Und ich kann diese Beziehung nicht eingehen, wenn ich das weiß. Das geht einfach nicht.«
Innerhalb eines Sekundenbruchteils beendete Kylie den Traum und schoss in ihrem Bett hoch. Dann weinte sie sich in den Schlaf. Doch kurz bevor sie einschlief, hörte sie noch die vertraute Stimme ihres Vaters.
»Bald. Bald werden wir zusammen sein.«
Sie fragte sich, ob sie sich immer noch nach Lucas sehnen würde, wenn sie tot wäre.
Am nächsten Morgen stand Kylie völlig übermüdet bei den anderen und wartete darauf, dass Chris die Namen für die Lern-deine-Campkollegen-kennen-Stunde verlas. Perry, der an diesem Morgen ihr offizieller Schatten war, stand neben ihr. Miranda lehnte an Perrys anderer Seite. Della war auf irgendeinem Vampirtreffen.
Lucas war auch nicht da. Aber Kylie hatte eine SMS von ihm bekommen, in der stand:
Ich glaub, ich hab ein Fenster gefunden.
Sie schöpfte neue Hoffnung. Und gestattete sich, noch ein wenig in Erinnerungen zu schwelgen, wie gut Lucas gestern Nacht ausgesehen hatte. Sie wäre wirklich zu gern zu ihm unter die Decke geschlüpft. Schnell schob sie die Gedanken an den sexy Werwolf beiseite und suchte nach einem anderen Thema, über das sie nachdenken konnte. Da gab es zum Beispiel Lucinda und die Frage, wie Kylie weiter vorgehen sollte. Der Geist stand in der Menge ein paar Meter vor Kylie, sprach aber nicht mehr mit ihr. Wollte der Geist wirklich, dass sie gegen Mario kämpfte? Würde sie dann in die Hölle kommen?
Es war etwas anderes, jemanden zu ermutigen, sich zur Himmelspforte aufzumachen. Aber wie konnte sie einen Geist ermutigen, in die Hölle zu gehen?
Kylie schauderte bei dem Gedanken.
»Du bist heut ganz schön still«, stellte Miranda fest. »Alles okay bei dir?«
Kylie nickte und entdeckte Derek in der Menge. Ihre Gedanken wanderten zu Jenny, und sie überlegte, wie sie das Problem lösen konnte. Sie hatte das Gefühl, dass es das einzig Richtige war, Hayden miteinzubeziehen.
Jenny hatte Bedenken, weil sie fürchtete, dass er darauf bestehen würde, dass sie zu ihren Eltern zurückkehrte. Doch Kylie war sich da nicht so sicher.
Die Menge verstummte. Kylie blickte nach vorn. Chris stellte sich vor die Jugendlichen und schwenkte seinen Hut. »Heute haben wir …« Er schaute in seinen Hut. Dann hob er den Blick und … sah Kylie an.
O verdammt,
dachte Kylie,
wer ist es denn diesmal?
»Kylie Galen.« Chris grinste. »Das Mädchen, das uns so viele Blutspenden beschert hat wie niemand zuvor.« Er hielt kurz inne. »Du, meine Liebe, wirst heute das Vergnügen haben mit …« Er machte eine theatralische Pause. »Steve.«
Kylie sah zu Steve rüber, dem Gestaltwandler mit dem süßen Arsch, der Della den Knutschfleck verpasst hatte. Er kam lässig auf Kylie zu geschlendert. Kylie wusste genau, was er von ihr wollte: ihre berühmten Beziehungsratschläge.
Doch was sollte sie ihm denn bitte schön raten? Ihr üblicher Rat in so einem Fall wäre, Geduld zu haben. Doch Della war die sturste, unnachgiebigste Person, die sie kannte. Es würde wohl der Geduld eines Heiligen bedürfen, um den kleinen Vampir zu knacken.
»Ich soll Geduld haben? Das ist echt alles, was du mir sagen kannst?«,
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