Shadow Falls Camp - Erwählt in tiefster Nacht: Band 5 (German Edition)
wortlos an.
Das Gezanke der beiden erinnerte Kylie irgendwie an Burnett und Holiday – oder noch besser, an Kylie und Derek am Anfang. Und sie kannte auch den Grund dafür: sexuelle Spannung. Wäre Kylie ein Vampir gewesen, hätte sie sicher die Hormone in der Luft riechen können.
Derek sah Kylie an. »Da siehst du mal, was ich in den letzten vierundzwanzig Stunden mitmachen musste.«
Kylie hätte mit Sicherheit gelächelt, wenn ihr nicht die Bilder der Vision noch so deutlich vor Augen stehen würden. Außerdem machte sie sich Sorgen um Jenny und was jetzt mit ihr passieren würde. Sie konnten zu Holiday gehen, aber Kylie war sich nicht sicher, ob die Campleiterin Jenny erlauben würde hierzubleiben. Doch wie lange konnten sie das Mädchen noch versteckt halten?
Plötzlich wurde Dereks Fenster schwungvoll aufgeschoben, und Della landete mit einem Satz auf dem Boden vor ihnen. »Okay, passt auf. Burnett hat mich grade angerufen. Er hat Kontrollgänge gemacht und dabei festgestellt, dass wir nicht zu Hause waren. Er ist auf dem Weg hierher. Du hast also etwa eine Sekunde, um dich zu verstecken, Supergirl, oder er wird wissen, dass du hier bist.«
Jenny verschwand sofort. Della, die den Vorgang des Verschwindens zum ersten Mal miterlebte, sah ehrlich beeindruckt aus. Im selben Moment kam schon Burnett durchs geöffnete Fenster geschossen. »Was ist denn hier los?«
»Ich hatte eine Vision.« Kylie versuchte es mit der Wahrheit. »Ich wollte Derek etwas dazu fragen.«
»Und du hättest mich nicht erst anrufen können?«
»Du weißt, wie ich nach einer Vision bin. Ich war total durcheinander und konnte nur daran denken, die Wahrheit herauszufinden.«
»Was denn für eine Wahrheit?«
»Ich weiß jetzt, wer der Geist ist. Sie ist … war mit Mario verwandt. Sie war seine Schwiegertochter, Reds Mutter. Mario hat sie töten lassen.« Kylie seufzte, als sie an die letzten Minuten der Frau dachte. Es war furchtbar, dass Red den schrecklichen Tod seiner Mutter mitangesehen hatte.
Burnett runzelte misstrauisch die Stirn. »Und dein Schwert? Ist das auch von ihr?«
»Nein. Sie meint es wäre von … den Todesengeln.«
Stille hing über dem Zimmer, während jeder für sich diese Information verarbeitete. »Weißt du, wieso sie es dir geschickt haben?«, fragte Burnett schließlich.
Kylie runzelte die Stirn. Sie nahm an, sie sollte damit gegen Mario kämpfen. Und sie ging davon aus, dass Burnett sich das auch dachte. Doch sie wollte es nicht aussprechen. »Nein, nicht wirklich.« Es war keine Lüge. Es gab einen Unterschied zwischen wissen und annehmen.
»Komm, lass uns zu Holiday gehen und mit ihr über deine Vision sprechen«, schlug Burnett vor.
Kylie verließ mit ihm Dereks Hütte, um sich schon mal einem ihrer Probleme zu widmen, in dem Wissen, dass ein weiteres ungelöst blieb. Jenny.
Wie lange würde sie sich wohl verstecken können? Hoffentlich so lange, wie Kylie brauchte, um sich einen Plan auszudenken.
Burnett und Holiday brachten sie nach dem Gespräch gemeinsam zurück zu ihrer Hütte. Kylie hatte es geschafft, nicht einmal zu lügen – indem sie nur über die Vision geredet hatte. Kylie hatte ihnen nichts über Jenny oder über ihren Vater erzählt, der seine Nachricht – dass sie bald zusammen sein würden – wiederholt hatte. Um ehrlich zu sein, versuchte Kylie, selbst nicht mehr daran zu denken. Hatte Holiday ihr nicht mal gesagt, dass jemand, der sich auf seinen Tod vorbereitet, sich seine verbleibende Lebenszeit vermiest? Und … irgendwie wusste sie, dass seine Definition von bald auch genauso gut in achtzig oder neunzig Jahren sein konnte.
Sobald Burnett und Holiday gegangen waren, schnappte sich Kylie ihr Handy und rief Derek an.
Er nahm nach dem ersten Klingeln ab. »Hast du’s überlebt?«
»Grad so.«
»Wie hast du es geschafft, Burnett anzulügen?«
»Indem ich die Wahrheit vermieden hab.«
Derek seufzte. »Wo wir schon von der Wahrheit sprechen. Ich hab die Artikel über Reds Mutter noch mal gelesen. Als Todesursache sind mehrere Stichwunden angegeben. Oh, und ihr Name war Lucinda Esparza.«
»Danke, Derek.« Kylie wiederholte den Namen in Gedanken.
»Also, was machen wir denn jetzt in Bezug auf
mein
Problem?«, wollte Derek wissen.
Also bezeichnete er Jenny schon als
sein
Problem? »Keine Ahnung. Aber würde es dir etwas ausmachen, sie noch eine Weile bei dir zu verstecken, bis mir was Besseres einfällt? Da bei dir kein Vampir wohnt und Burnett nicht ständig
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