Shadow Falls Camp - Erwählt in tiefster Nacht: Band 5 (German Edition)
Training äußerst schweißtreibend.
Kylie drehte das warme Wasser auf und ließ ihre Kleider auf den Boden fallen. Dann betrat sie die Dusche. Sie schloss die Augen und genoss das warme Wasser, das ihre strapazierten Muskeln entspannte.
Plötzlich fiel die Temperatur, und sie riss erschrocken die Augen auf. Ihr stockte der Atem. Die Kälte verursachte ihr am ganzen Körper Gänsehaut. Eine dichte Wolke aus Wasserdampf bildete sich um sie herum.
Sie war nicht allein. Jemand war in der Dusche mit ihr. Und es war eine fremde Kälte.
»Dieses Mal kannst du mir nicht aus dem Weg gehen, nicht wahr?«,
raunte eine Stimme ihr zu.
40 . Kapitel
Kylie drehte sich blitzschnell um und bedeckte sich so gut es ging mit den Händen. Der Nebel war so dicht, dass sie nur die Umrisse der Person erkennen konnte. Aber es stand auf jeden Fall jemand da.
Kylie hörte im Kopf schon die bekannte Horror-Filmmusik, die immer die Duschszenen mit tödlichem Ausgang untermalten. Doch sie konnte sich gar nicht so sehr fürchten, weil sie viel zu wütend war. Hatten Geister eigentlich überhaupt keinen Sinn für Privatsphäre?
»Ich bin in der Dusche!«, schimpfte Kylie. »Kann das denn nicht warten?«
»Nein, kann es nicht«,
sagte die Stimme.
»Er wird mich bald finden, und es wird ihn sehr verletzen. Er sollte nicht allein sein.«
Die Stimme kam Kylie irgendwie bekannt vor. Doch woher konnte sie die Person kennen?
Ohne auf ihre Nacktheit zu achten, wedelte Kylie mit der Hand durch die Luft, um den Wasserdampf zu lichten. Als sie erkannte, wer mit ihr in der Dusche stand, schnappte sie entsetzt nach Luft. Nicht aus Angst, sondern vor Schreck. Es tat ihr so furchtbar leid – nicht um die Frau, die tot war, sondern um ihren Enkelsohn. Lucas.
»Er ist auf dem Weg zu meinem Haus, um nach mir zu sehen. Beeil dich. Er darf nicht allein sein.«
Kylie sprang hastig aus der Dusche und rannte in ihr Zimmer, um sich anzuziehen. Während sie sich abmühte, Kleidungsstücke über ihre nasse Haut zu ziehen, war sie die ganze Zeit in Gedanken bei Lucas, und wie er sich fühlen würde, wenn er seine tote Großmutter fand. »Moment mal, wo wohnen Sie eigentlich? Weiß das Burnett vielleicht?«
»Burnett? Ist das nicht dieser stattliche Vampir, der die Schulleitung innehat?«
»Ja«, erwiderte Kylie ungeduldig. Dass Lucas’ Großmutter sich auch immer so gewählt ausdrücken musste.
Sie nickte.
»Ja, er war schon mal bei uns zu Hause.«
»Della!«, rief Kylie.
»In meiner Schreibtischschublade befindet sich ein Brief. Sorge bitte dafür, dass er ihn bekommt.«
Della kam angesaust. »Was gibt’s?«
»Er hatte recht, weißt du?«
»Wer hatte recht?«, fragte Kylie und ignorierte ihre hibbelige Freundin, die in ihrem Mickey-Mouse-Pyjama vor ihr herumhüpfte.
»Du bist Teil seiner Aufgabe, und er ist ein Teil der deinen. Ich sehe die Dinge klarer von hier oben. Weißt du, ihr wart von Anfang an Teil eurer jeweiligen Lebensaufgabe – seit ihr euch vor Jahren kennengelernt habt. Du bist der Grund, wieso er seine Mission erfüllen wird, und er wird dir bei deinen Aufgaben zur Seite stehen. Aber brecht besser jetzt auf. Du musst ihm helfen.«
»Ist das ’ne Vision?«, fragte Della verunsichert.
»Los, gehen wir!« Kylie rannte auf die Tür zu und aus der Hütte. Sie waren schon fast bei Holidays Hütte angekommen, als Kylie auffiel, dass sie flogen. Sie musste sich also in einen Vampir verwandelt haben.
»Ich hoffe, das ist ’ne Pyjama-Party«, meinte Della von der Seite.
»Wir brauchen Burnett«, antwortete Kylie knapp. Sie schluckte mühsam die Tränen runter.
Sie landeten auf der Veranda, und noch bevor sie einen Schritt gemacht hatten, riss Burnett auch schon die Tür auf – noch mit den Knöpfen seines Hemds beschäftigt. »Was ist los?«
»Weißt du, wo Lucas’ Großmutter wohnt?«
Burnett blinzelte noch leicht verschlafen. »Ja. Lucas hat vor etwa zehn Minuten angerufen, dass er auf dem Weg zu ihr ist, um nach ihr zu sehen.«
»Wir müssen sofort dorthin.«
»Wieso?«, fragte Burnett.
»Sie ist tot.« Kylie konnte die Tränen jetzt nicht mehr zurückhalten. »Er darf nicht derjenige sein, der sie findet.«
»Oh, Mist!« Burnett lief schnell nach drinnen und kam mit seinem Handy am Ohr zurück. »Er geht nicht dran.«
»Du bleibst hier«, wies er Della an und sauste dann davon. Kylie brauchte drei Anläufe, bis sie neben Burnett durch die Luft glitt.
Nach weniger als zehn Minuten begann Burnett mit dem Sinkflug. Sie
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