Shadow Falls Camp - Erwählt in tiefster Nacht: Band 5 (German Edition)
hatte.
Und Kylies Nummer eins der schönen Dinge war, dass sie wieder in Shadow Falls sein durfte. Trotz der ganzen Probleme wusste sie doch, dass sie hierhergehörte. Mindestens einmal pro Stunde musste sie daran denken, wie sie sich im Haus ihres Großvaters bei den Chamäleons gefühlt hatte. Und auch wenn sie Malcolm und ihre Großtante vermisste, so konnte sie doch gut auf das beklemmende Gefühl verzichten, das sie dort empfunden hatte. Das Gefühl, am falschen Ort zu sein.
Außerdem war sie noch dankbar dafür, dass das Schwert bisher nicht wieder aus dem Nichts aufgetaucht war. Natürlich konnte es gut sein, dass es bereits in ihrer Hütte auf sie wartete, doch im Moment war sie froh, dass sie nicht wieder Erklärungen dafür finden musste. Und als letzter, bestimmt aber nicht als unwichtigster Punkt auf ihrer Liste stand, dass Mario sich anscheinend wieder in seine dunkle Höhle verkrochen hatte.
Zumindest konnte Kylie seine Anwesenheit nicht spüren, und Miranda war auch der Meinung, dass keine fremde Magie in der Nähe war. Kylie hätte gern geglaubt, dass Mario verschwunden bleiben würde, doch dann könnte sie auch noch an den Weihnachtsmann glauben.
Mario würde zurückkommen. Die Frage war nur, würde Kylie dann bereit sein? Sie wusste beim besten Willen nicht, wie man sich auf etwas vorbereiten sollte, das so mächtig und böse war.
Kylie wartete sehnsüchtig auf das Klingeln zum Ende der Geschichtsstunde. Mr Cary Cannon zeigte gerade auf die schriftliche Aufgabe an der Tafel. Sein enges, weißes Hemd betonte seine breite Brust.
Sie musste Fredericka zugutehalten, dass der Lehrer tatsächlich recht ansehnlich war. Wenn er statt der Krawatte und dem Anzug ein T-Shirt und Jeans tragen würde, könnte man ihn bestimmt glatt für einen Schüler halten. Er war groß und dunkelhaarig, mit schwarzen Augen. Und er unterrichtete wirklich gut. Offenbar hatte er eine echte Leidenschaft für Geschichte, die er in seinen Unterricht einbrachte. Für einen Werwolf war er außerdem extrem freundlich. Das hatte er wahrscheinlich im Studium gelernt.
Kylie war aufgefallen, dass der Lehrer ständig zu Fredericka rüberschaute. Also war die Schwärmerei nicht nur einseitig. Das hoffte sie wenigstens für Fredericka.
Drei Minuten später war die Stunde vorbei, und Kylie verließ das Klassenzimmer. Della, ihr aktueller Schatten, folgte ihr pflichtbewusst. Kylie war kaum aus der Tür, als sie jemand am Unterarm packte. Fast hätte sie aufgeschrien vor Schreck, doch die Wärme der Berührung beruhigte sie sofort wieder.
»Hey …« Holiday schaute Della an. »Ich muss mir Kylie mal ausleihen.«
»Alles klar. Bringst du sie dann bei uns zu Hause vorbei? Oder soll ich sie irgendwo abholen?«
»Ich bring sie bei euch vorbei.«
Della sah so aus, als würde sie ihre Schattenpflicht nur ungern abgeben.
Und sie war nicht die Einzige, die von Holidays Aktion etwas verwirrt war. »Was ist los?«, fragte Kylie, sobald sie außer Hörweite der anderen waren.
»Nichts –
hicks
– ist los. Außer …« Sie zeigte auf ihren Mund. »Ehrlich gesagt, hab ich ein paar Dinge mit dir zu besprechen, aber eins nach dem anderen.« Sie seufzte tief, als hätte sie schlechte Nachrichten zu überbringen. »Ich hab Burnett blöderweise angelogen, und ich brauch dich jetzt als Backup.«
»Du verlangst von mir, einen Vampir anzulügen?« Kylie sah sie entgeistert an. »Wow, das ist ja fast nichts.«
»Nein, du sollst ihn nicht anlügen.« Holiday spielte nervös an ihren Haaren. »Er wird dich nichts fragen. Aber du musst mir trotzdem helfen.«
»Ich versteh nur Bahnhof.«
»Okay, ich erklär’s dir. Ich hab Burnett erzählt, dass ich zur Drogerie muss, um was zu besorgen. Da hat er angeboten, selbst zu gehen und mir das, was ich brauche, mitzubringen. Also hab ich davon angefangen, dass ich dir gesagt hab, du wärst hier nicht gefangen, und ich hätte das Gefühl, du müsstest mal raus hier. Dass du es nicht ausdrücklich gesagt hättest, aber dass ich das Gefühl hatte, du bräuchtest was von der Drogerie – Tampons oder so.«
Kylie riss die Augen auf. »Du hast Burnett gesagt, ich bräuchte Tampons?«
»Nein, ich hab ihm gesagt, dass du sie brauchen könntest. Und glücklicherweise war es keine Lüge, weil Miranda mir erzählt hat, dass sie in deiner Abwesenheit welche von dir genommen hat.«
»Okay …« Kylie verstand die Sache immer noch nicht ganz. »Also …«
»Also, musst du jetzt mit Burnett und mir in die
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