Shadow Falls Camp - Geboren um Mitternacht: Band 1 (German Edition)
hielt sich die Ohren zu. »Ich hab dich nicht eingeladen.«
»Womit aufhören?«, fragte Kylie. Das seltsame Verhalten des Mädchens verwirrte sie. »Und wozu eingeladen?«
Miranda antwortete nicht. Sie warf einen finsteren Blick nach vorn und ließ sich dann zurück auf ihren Platz fallen.
Kylie musste feststellen, dass sie sich geirrt hatte. Es konnte doch noch seltsamer werden.
Und es wurde noch seltsamer.
Nicht schlimm. Außer, du kannst kein Blut sehen. Mirandas Worte drehten sich wie eine CD mit Gruselmusik in Kylies Kopf. Okay, sie hatte zugegeben, dass sie übertrieben hatte, aber auch nur ein bisschen Blut zu verlieren, war schon zu viel für Kylie. In was für eine Hölle hat mich meine Mutter nur geschickt? , fragte sie sich wohl zum hundertsten Mal, seit sie in den Bus eingestiegen war.
In dem Moment vibrierte Kylies Handy. Wieder eine SMS von Sara. Bitte sag jetzt nicht, dass du es mir ja vorhergesagt hast …
Kylie schob ihre eigenen Probleme zur Seite und versuchte, sich auf ihre beste Freundin zu konzentrieren. In den letzten Monaten war es nicht so super gelaufen zwischen ihnen, aber sie waren immerhin seit der fünften Klasse beste Freundinnen. Sara brauchte sie jetzt.
Kylie fing an zu schreiben. Das würde ich nie tun. Weiß nicht, was ich sagen soll. Bist du okay?? Wissen es deine Eltern? Weißt du, wer der Vater ist? Kylie löschte die letzte Frage. Natürlich wusste Sara, wer der Vater war. Es musste einer der drei Typen sein, oder? Außer, Sara hatte gelogen, was die letzten beiden Dates anging.
O Gott, Kylie machte sich wirklich Sorgen um ihre Freundin. Auch wenn ihre Lebensumstände mit der Scheidung ihrer Eltern, Omas Tod und jetzt dem aufgezwungenen Camp mit den ganzen komischen Leuten nicht gerade super waren, war Sara echt schlimmer dran.
Egal wie schlimm es werden würde – Kylie konnte nach zwei Monaten wieder nach Hause. Bis dahin würde sie hoffentlich darüber hinweg sein, dass ihr Vater sie verlassen und Oma tot war. Und vielleicht würde auch der Stalker über den Sommer das Interesse an ihr verlieren und für immer verschwinden. Sara dagegen würde in wenigen Monaten einen Bauch so groß wie ein Basketball haben.
Kylie fragte sich, ob Sara dann überhaupt in die Schule gehen würde. Sie würde sich so schämen. Für Sara war es das Wichtigste, dazuzugehören. Wenn blauer Lidschatten gerade in war, trug auch Sara blauen Lidschatten. O Mann, sie hatte einmal sogar fast eine Woche die Schule geschwänzt, weil sie einen großen Pickel auf der Nasenspitze hatte. Kylie fand es auch alles andere als cool, mit so einem Ding im Gesicht in die Schule zu gehen, aber, mein Gott, es hatte doch echt jeder einmal einen Pickel.
Aber nicht jede wurde schwanger.
Kylie konnte sich nur schwer vorstellen, was Sara jetzt durchmachte.
Kylie las noch einmal ihren SMS-Text durch, fügte noch ein Herz hinzu und drückte »Senden«. Während sie auf eine Antwort wartete, wurde ihr klar, dass sie noch nie so froh darüber gewesen war, bei Trey standhaft geblieben zu sein, wie in diesem Moment.
»Zehn Minuten Toilettenpause«, rief die Busfahrerin.
Kylie blickte von ihrem Handy auf und sah, dass sie vor einer Raststätte angehalten hatten. Sie musste noch gar nicht, aber da sie nicht wusste, wie lange die Fahrt noch dauern würde, ließ sie ihr Handy in ihrer Handtasche verschwinden und stand auf, um mit den anderen den Bus zu verlassen.
Sie war gerade zwei Schritte gegangen, als sich eine Hand auf ihren Arm legte. Eine sehr kalte Hand. Kylie zuckte zusammen und fuhr herum.
Das blasse Mädchen starrte sie an. Oder zumindest nahm sie an, dass sie sie anstarrte. Durch die fast schwarzen Gläser ihrer Sonnenbrille konnte Kylie das nicht so genau erkennen.
»Du bist aber warm«, sagte das Mädchen, fast verwundert.
Kylie zog ihren Arm weg. »Und du bist kalt.«
»Neun Minuten«, bellte die Busfahrerin und trieb sie mit einer Handbewegung zur Eile an.
Kylie drehte sich wieder nach vorn und verließ den Bus. Dabei spürte sie die ganze Zeit den Blick des blassen Mädchens, der sich in ihren Rücken bohrte. Freaks. Sie saß den ganzen Sommer mit Freaks fest. Kalte Freaks. Sie berührte ihren Arm an der Stelle, wo das Mädchen seine Hand hingelegt hatte, und sie hätte schwören können, dass sie immer noch die Kälte spürte.
Als sie fünf Minuten später zum Bus zurückgehen wollte, sah sie ein paar der anderen, die sich Getränke kauften. Das Gothic-Girl stand vorn in der Warteschlange
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