Shadow Falls Camp - Geboren um Mitternacht: Band 1 (German Edition)
von uns schon mit dem Virus geboren. Dieser wird aktiviert, wenn man auf einen anderen Vampir trifft.«
Kylie bemühte sich, mitzukommen. »Also wusstest du schon immer, dass du ein Vampir bist?«
Della lachte. »Nein, natürlich nicht. Der Virus liegt zwar in der Familie, aber wir wussten nichts davon, weil nur einer von fünfzig in der Familie ihn bekommt, und auch dann muss es noch kein aktiver Virus sein. Wir dachten alle, dass Chan bei einem Autounfall in Frankreich ums Leben gekommen ist. Dann, eines Abends, hab ich ihn auf einer Party gesehen. Das hat mir einen riesigen Schrecken eingejagt, und ich wäre fast komplett ausgerastet.«
»Das kann ich mir gut vorstellen.« Fast alle Dinge hier jagten ihr einen Schrecken ein – und ans Ausrasten hatte sie auch schon mehrfach gedacht …
»Jedenfalls konnte er natürlich spüren, dass ich das Gen hatte, und da ich mit ihm in Kontakt gekommen war, wusste er, dass ich mich verwandeln und es mir verdammt dreckig dabei gehen würde. Er kam vorbei, um mir zu helfen. Er sagte mir, dass ich ein Vampir sei. Das war ein krasser Schock für mich. In etwa so wie das, was du gerade durchmachst.«
»Wahrscheinlich. Nur dass es mir körperlich nicht schlechtgeht. Wir sind uns ja nicht einmal sicher, ob ich überhaupt etwas bin.«
»Es zu verleugnen, ist ein wichtiger Teil davon«, gab Della zurück. »Ich erinnere mich. Ich hätte schwören können, dass mich nur eine schlimme Grippe erwischt hat.«
Kylie schluckte ein weiteres »Aber« hinunter und ließ Della weiterreden. »Ich habe das auch alles durchgemacht. Natürlich ist es für Vampire noch schlimmer. Die Verwandlung ist verdammt schmerzhaft.« Sie schob ein paar Äste aus dem Weg und hielt sie zurück, bis Kylie daran vorbei war.
»Also wissen deine Eltern nichts davon?«, fragte Kylie.
»Machst du Witze?«, entgegnete Della. »Die würden durchdrehen.«
Sie gingen weiter, und Della fuhr fort: »Zuerst wurde ich richtig krank. Die Ärzte wussten auch keinen Rat. Chan erklärte mir dann alles. Er versteckte sich in meinem Schlafzimmer und kümmerte sich fast zwei Wochen lang um mich. Dafür bin ich ihm echt was schuldig.«
»Genug, um deine Familie für ihn zu verlassen?«, fragte Kylie. Sie erinnerte sich an das Thema des Streits zwischen Della und ihrem Cousin. Als Kylie ihre eigene Familientragödie in den Sinn kam, konnte sie Dellas Misere plötzlich verstehen. Jemanden, den man liebt, zu verlieren, tat höllisch weh. Ein Bild von ihrem Vater blitzte vor Kylies innerem Auge auf, und ihr Herz wurde schwer.
Dellas Gesicht hellte sich auf. »Da gibt es so eine Gemeinschaft von Vampiren in Pennsylvania. Chan denkt, es wäre für mich das Beste, wenn ich dorthin gehen und dort leben würde. Es ist schwer, mit der eigenen Familie zu leben und ihnen das zu verheimlichen. Es ist nur … Ich weiß nicht, was richtig ist. Wir …, meine Familie und ich, waren uns immer so nah. Naja, mein Vater war schon immer ein harter Brocken, aber ich weiß, dass er mich liebt. Mom war meine beste Freundin, und ich habe eine kleine Schwester, die ich nie verlassen könnte.«
»Würde dich deine Mom gehen lassen, wenn du sie fragen würdest?«, wollte Kylie wissen.
»Nein. Ich müsste schon weglaufen, und ich weiß, dass ihnen das das Herz brechen würde. Aus diesem Grund täuschen die meisten Vampire ihren Tod vor, denn dann können die Familien besser damit klarkommen. Ich will das eigentlich nicht, aber … Ich breche ihnen sowieso schon das Herz. Wir haben grad nur Zoff zu Hause.«
Dellas Stimme zitterte. Kylie konnte es zwar nicht sehen, nahm aber an, dass Tränen in Dellas Augen standen. Andererseits wusste sie ja gar nicht, ob Vampire überhaupt weinen konnten. Doch ob mit oder ohne Tränen, sie konnte den Schmerz in Dellas Stimme deutlich hören.
»Es ist echt schwer für mich zu Hause«, fuhr Della fort. »Ich musste mich nachts rausschleichen, um mir Blut zu besorgen. Ich kann mir ja schlecht einen Vorrat im Kühlschrank anlegen. Ich bin dadurch fast immer nachts unterwegs, so dass es fast unmöglich für mich ist, in der Schule wach zu bleiben, besonders wenn es auch noch langweilig ist. Die Schule hat meinen Eltern gesagt, dass ich entweder drogensüchtig bin oder depressiv. Mein Vater und sogar meine Mutter haben mir daraufhin alle möglichen Dinge unterstellt. Wir haben uns nur noch gestritten, und ich konnte nichts dagegen tun. Deshalb glaube ich manchmal, dass Chan recht hat.«
Kylie wusste nicht, was
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