Shadow Falls Camp - Geboren um Mitternacht: Band 1 (German Edition)
dazugehören wollte. Sie ging davon aus, dass das die Feen waren. Ob er nicht gern als ›Fee‹ bezeichnet wurde? Kylie hatte Feen immer für weiblich gehalten, aber Derek war alles andere als das. Und sein Benehmen zeigte ganz klar, dass er auch nicht schwul war, sondern Frauen mochte – genau wie Trey.
Mit gesenktem Blick schielte sie zu Derek hinüber und bewunderte eine Weile seinen männlichen Körper. Die breiten Schultern, das eckige Kinn, die enge Jeans, die seine muskulösen Beine betonte. In dem Moment wurde ihr bewusst, dass sie es schon wieder tat – sie verglich Derek mit Trey. Sie wollte wirklich, wirklich nicht in dieses Gefühlschaos geraten, deshalb zwang sie sich wegzuschauen.
Wie es der Zufall so wollte, fiel ihr Blick gleich wieder auf einen attraktiven männlichen Körper in einer anderen Gruppe: Lucas. Seine Drohung hallte noch in ihrem Kopf, als sie ihren Blick über seine hochgewachsene Gestalt gleiten ließ. Sie hatte nicht vor, diese Aussicht allzu lange zu genießen. Die Tatsache, dass sie ihn überhaupt interessant fand, ärgerte sie schon. Ihr Kater hätte mehr Loyalität verdient, oder?
Doch bevor sie ihren Blick von seinem festen Oberkörper in dem schwarzen T-Shirt abwenden konnte, bemerkte sie das Mädchen in Gothic-Klamotten neben ihm. Ihr Körper war so eng an seinen gepresst, dass nichts mehr dazwischenpassen würde.
Lucas drehte sich um, als hätte er ihren Blick gespürt. Kylie versuchte, wegzuschauen, aber sein Blick hielt den ihren fest. Sie fühlte sich ertappt. Dann passierte etwas Seltsames. Eine vergessene Erinnerung tauchte wieder in ihr auf. Sie war von der Schule nach Hause gegangen, und ein paar der älteren Jungs hatten angefangen, sie zu ärgern. Einer der Jungs nahm einen Stein und warf damit nach ihr. Wie aus dem Nichts tauchte Lucas auf und fing den Stein. Wie ein Profi-Baseballspieler schleuderte er ihn zurück und traf den Werfer genau zwischen den Beinen. Der Junge fiel jammernd zu Boden. Den Rest des Weges wich Lucas nicht von ihrer Seite – wie zu ihrem Schutz. Die Kerle hatten sie von da an jedenfalls nicht mehr belästigt.
Kylie wurde klar, dass sie Lucas immer noch anstarrte, und sie wandte sich schnell ab. Sie erkannte Miranda, die bei einer etwas schrill aussehenden Gruppe stand – offensichtlich die Hexen des Camps. Sie fühlte immer noch das Kribbeln von Lucas’ Blick. Um sowohl ihn als auch den Trey-Doppelgänger aus dem Kopf zu bekommen, machte sich Kylie auf den Weg zu Miranda.
Sie hoffte inständig, dass sie genug der Springer-Fähigkeiten von Sara gelernt hatte, um die nächsten Monate zu überstehen. Denn mal ernsthaft – wieso sollte das Camp anders sein als die Highschool?
Kylies Kissen roch komisch – und es fühlte sich auch komisch an. Alles fühlte sich komisch an. Sie war die Erste gewesen, die das Lagerfeuer verlassen hatte. Als Holiday sie abgefangen hatte, um sie zu fragen, wie es ihr ginge, war Kylie versucht, die Leiterin mit Fragen zu überhäufen. Hätte ich nicht einfach nur ein bisschen verrückt sein können, anstatt eine Gabe zu haben? Und wenn ich wirklich eine Gabe habe, wie finde ich heraus, was ich bin? Und … wie stehen die Chancen, dass das Camp wirklich von den Männern in den schwarzen Anzügen geschlossen wird? Oh, und kann ich irgendetwas unternehmen, um die Sache zu beschleunigen? Okay, die letzte Frage hätte sie nicht gestellt, auch wenn sie auf jeden Fall Lust dazu gehabt hätte.
Mehr als alles andere auf der Welt wollte Kylie nach Hause – zurück zu ihrem eigenen miesen Leben, zurück in ihre eigene miese Welt.
Gerade noch rechtzeitig fiel ihr dann wieder das Supergehör einiger ihrer Campkollegen ein, und sie verkniff sich die Fragen. Laut ihrem Stundenplan, der beim Feuer ausgeteilt worden war, würde sie ohnehin am nächsten Tag vor dem Mittagessen ein Beratungsgespräch mit Holiday haben.
Doch davor, gleich nach dem Frühstück, musste Kylie zu ihrer täglichen Lern-deine-Campkollegen-kennen-Stunde antreten. Sinn der Sache war wohl, dass jeder im Camp eine Stunde mit jemand anderem verbrachte, um etwas über ihn zu erfahren, über seine Gabe und die Besonderheiten seiner Art.
Klang das nicht nach super viel Spaß? Haha.
Sicher, Kylie war schon neugierig auf die anderen. Trotzdem wäre es schön gewesen, erst einmal herauszufinden, was sie selbst war oder hoffentlich nicht war, bevor sie andere darüber ausfragen sollte. Und wenn sie beweisen könnte, dass sie nichts weiter war als
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