Shadow Falls Camp - Geboren um Mitternacht: Band 1 (German Edition)
sie dazu sagen sollte. Sie schaute nach vorn und sah das rote und orange Flackern des Lagerfeuers. Die Stimmen der Campteilnehmer, die am Feuer standen, füllten die Nacht. Sie wandte sich wieder Della zu und sagte das Einzige, das ihr einfiel: »Wenn es dich irgendwie tröstet, mein Leben zu Hause ist gerade auch ganz schön beschissen.«
Sie ließen die letzte Baumreihe hinter sich und betraten die Lichtung, wo sie fast mit einer dunklen Gestalt zusammenstießen, die aus den Bäumen gesprungen kam und beinahe lautlos vor ihnen landete. Della knurrte. Kylie hätte fast geschrien vor Schreck, da erkannte sie die tiefblauen Augen.
Lucas Parker.
»Das kann auch nach hinten losgehen«, zischte Della ihn an.
Sein Blick verharrte auf ihnen, hart und vorwurfsvoll.
Kylie erstarrte unter seinem intensiven Blick, während Della unbeeindruckt schien. Sie gab Kylie einen Stoß, um sie zum Weitergehen zu bewegen.
Lucas ging neben Della, und seine tiefe Stimme war kaum mehr als ein Flüstern. »Wenn er noch einmal hier auftaucht, werde ich nicht tatenlos zusehen.« Damit war er wieder verschwunden.
»Scheiße«, murmelte Della.
Yep.
Kylie sah, wie Lucas sich zu den anderen aus dem Camp gesellte. Alle begrüßten ihn, so als hätten sie nur auf ihn gewartet. Noch bevor Kylie wieder wegsehen konnte, wandte sich das Mädchen um, das immer an Lucas klebte, und durchbohrte sie mit ihrem Blick.
»Da ist wohl jemand eifersüchtig«, raunte Della ihr zu.
Der Gedanke war zwar total lächerlich, trotzdem hätte Kylie schwören können, dass sie Eifersucht in den Augen des Mädchens hatte aufblitzen sehen.
Kurze Zeit später stand Kylie etwas abseits von den anderen am Feuer. Sie starrte in die Flammen und lauschte den seltsamen Tiergeräuschen in der Ferne. Ihr Blick folgte dem Rauch, der sich wie eine Schlange gen Himmel wand, wo der Mond sanft leuchtete. Kylie atmete den Geruch von brennendem Holz und geschmolzenen Marshmallows ein und kämpfte mit ihrem Gefühlschaos. Als sie wieder ins flackernde Feuer sah, vermisste sie Sara mit einem Mal so sehr, wie sie sie noch nie vermisst hatte.
Zuerst konnte sie sich die plötzlich aufkommende Sehnsucht nach ihrer besten Freundin nicht erklären. Doch als sie sich umschaute, wurde es ihr klar. Sonnenklar.
Willkommen in der Welt der Cliquen.
In der Schule drehte sich auch immer alles um Cliquen. Darunter die Cheerleader-und-Sportler-Clique, die Schulband-Clique, die Intellektuellen-Clique – nicht zu verwechseln mit der Streber-Clique – und die Kunst-AG-Clique. Und dann gab es da noch die, zu der Kylie und Sara gehörten, die Clique der Cliquenlosen.
Das war an sich nicht die schlechteste Clique, obwohl es in Wahrheit überhaupt keine Clique war. Sie gehörten zu der Gruppe, die als Springer gesehen wurden. Sie hingen, ohne wirklich dazuzugehören, eine Zeitlang mit einer Gruppe ab und gingen dann zu einer anderen weiter. Glücklicherweise waren die Springer nicht wirklich unbeliebt oder wurden verarscht, wie das bei anderen unbeliebten Cliquen in der Schule durchaus der Fall war. Naja, wie sollte man sich auch über sie lustig machen, wenn kaum jemand wusste, dass es sie überhaupt gab? Zumindest hatte sich Kylie immer so in der Schule gefühlt. Nicht wirklich unbeliebt oder schlecht behandelt, sondern einfach nur unsichtbar.
Und der Grund dafür, dass sie Sara jetzt vermisste, lag auf der Hand. Kylie war vielleicht ein Springer gewesen, aber sie musste nie allein springen. Seit der fünften Klasse waren Sara und sie ein Team gewesen. Und Sara war eindeutig der Vor-Springer gewesen – was sich natürlicherweise ergab, da sie diejenige war, die sich am meisten darum sorgte, irgendwo dazuzugehören.
Wieder drehte sich der Wind, und der warme Rauch des Feuers traf sie. Schnell ging sie in eine andere Richtung. Während ihr Blick von einer Gruppe zur nächsten schweifte, kam ihr eins der Sprichwörter ihrer Großmutter in den Sinn: ›Gleich und gleich gesellt sich gern.‹
Die Cliquen hier unterschieden sich jedoch von denen in der Highschool. Sie entdeckte Della und Jonathon, den Gepiercten, inmitten einer Gruppe, die zweifellos nur aus Vampiren bestand.
Direkt am Feuer stand Perry, der Gestaltwandler. Er war gerade dabei, ein Marshmallow an einem Stock zu rösten. Bei ihm waren zwei andere Typen und ein Mädchen. Kylie fragte sich, ob sie sich alle in ein Einhorn verwandeln konnten.
Derek stand am Rande einer Gruppe, als wäre er sich noch nicht ganz sicher, ob er
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