Shadow Falls Camp - Geboren um Mitternacht: Band 1 (German Edition)
Kylie lehnte sich an die Kühlschranktür und fing an, mitzulachen. Die nächsten fünf Minuten verbrachten sie laut lachend und kichernd am Küchentisch, bis sie Tränen in den Augen hatten. So war es oft mit Sara gewesen.
Zumindest bis vor kurzem, bis sich alles verändert hatte.
»Du hättest sein Gesicht sehen sollen, als du ihn am Ohrläppchen nach draußen gezerrt hast«, grinste Della. »Ich wünschte, ich hätte eine Kamera gehabt.«
»Er hat mir schon fast leidgetan«, meinte Miranda.
»Er hat dir leidgetan?«, fragte Kylie.
»Ja, er ist irgendwie süß … Findest du nicht?«
»Süß? Ach komm. Er ist ein Freak«, entgegnete Kylie.
»Sind wir das nicht alle?«, fragte Della, ein klein wenig ernster.
Ich bin mir nicht sicher, ob ich einer bin , dachte Kylie und sagte es beinahe laut. Doch in dem Moment plumpste etwas auf den Tisch. Kylie schrie auf, als sie die Kröte sah.
Miranda rollte mit den Augen und schnappte sich das Tier. »Sind wir wieder unartig, MrPepper?«, schimpfte sie die Amphibie, während sie sie einen halben Meter von ihrem Gesicht weghielt; die Krötenbeine baumelten fast bis auf die Tischplatte.
»Was hat er dir nur getan, dass du ihn so verhext hast?«, fragte Della und musterte die Kröte angeekelt.
»Wie auch unser Freund Perry gehört er zum Club der Perversen.« Miranda schüttelte die Kröte leicht. »Er war mein Klavierlehrer, und er hat versucht, auf was anderem als auf dem Klavier zu spielen, wenn ihr wisst, was ich meine.«
Della knurrte die Kröte an. »Warum machen wir nicht einen Mitternachtssnack aus ihm und beenden die Sache? Schmecken Krötenschenkel so gut wie Froschschenkel?«
»Mmh. Ich weiß nicht.« Miranda schielte zu Della hinüber. »Aber ich hätte Lust, es herauszufinden«, sagte sie und beäugte die Kröte.
Kylie konnte sich auch täuschen, aber sie hätte schwören können, dass die Augen der Kröte vor Angst geweitet waren.
Miranda lachte. »Wenn ich nur diese Art von Hexe wäre.«
»Was für eine Art?«, fragte Kylie ein wenig erleichtert.
»Eine, die sich nicht an die Regeln hält.« Miranda runzelte die Stirn und blickte die Kröte finster an. »Du kennst das Spiel, MrPepper. Keine bösen Gedanken mehr, und du wirst wieder normal.«
Die Kröte wackelte mit den Beinchen und löste sich dann in Luft auf.
»Mit welchem Zauberspruch hast du ihn verhext?«, fragte Della.
Miranda seufzte frustriert. »Wenn ich das wüsste, hätte ich es schon lange rückgängig gemacht.«
»Soll das heißen, du weißt es nicht mehr?«
Miranda senkte den Blick. »Ich erinnere mich an etwas, von dem ich gedacht habe, dass ich es gesagt hätte, aber ich … ich bin Legasthenikerin, ich vertausche manchmal meine Sprüche. Aber um den Zauber rückgängig zu machen, muss ich genau wissen, was ich gesagt habe. Das heißt, bis ich das herausfinde, verwandelt sich der perverse Kerl jedes Mal, wenn er an ein minderjähriges Mädchen denkt, in eine Kröte und schaut bei mir vorbei.«
»Das ist für dich natürlich nervig, aber für mich klingt das so, als hätte er es verdient«, sagte Kylie.
»Ja, das hat er wohl. Aber er ist eine Erinnerung daran, dass ich nicht normal bin.«
»Das kann ich verstehen«, Della sah sie verständnisvoll an. »Aber, um es mal positiv zu sehen, hältst du ihn davon ab, etwas Falsches zu tun. Ich hasse solche perversen Typen. Wir hatten mal einen älteren Nachbarn, der immer an seinem Fenster stand, sich die Hände eingecremt hat und sich dann vor mir und den anderen Mädchen einen runtergeholt hat.«
»Das ist ja ekelhaft«, Miranda verzog angewidert den Mund.
»Ja, aber noch schlimmer fand ich, dass ein Mädchen aus meiner Straße mir schon vorher mal erzählt hat, dass er das auch vor ihr gemacht hatte. Sie hatte es ihren Eltern erzählt, die die Polizei anriefen. Die kamen dann mit der Erklärung, er sei ein Diakon der Kirche, und sein Wort stünde gegen ihres. Und sie glaubten ihm.«
»Deshalb hab ich das mit den Flüchen gelernt«, warf Miranda ein.
»Aber ich habe die Sache geregelt.« Della grinste breit.
»Was hast du denn gemacht?« Kylie hatte fast Angst, zu fragen.
»Ich bin in sein Haus eingebrochen und habe seine Lotion gegen einen oberfiesen Superkleber ausgetauscht. Ihr hättet seinen Gesichtsausdruck sehen sollen, als er seine Hand nicht mehr von seinem Schwanz losbekam. Dann habe ich anonym die Polizei angerufen und ihn angezeigt. Da konnte er es nicht mehr verleugnen. Wie auch? Seine Hand klebte sozusagen am
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