Shadow Falls Camp - Geboren um Mitternacht: Band 1 (German Edition)
überhaupt hier? Gab es da nicht so eine ›Keine Jungs im Schlafzimmer‹-Regel? Wenn nicht, musste Kylie dringend dafür sorgen, dass das geändert wurde.
Sie schaute Holiday an.
»Das passiert manchmal«, beruhigte Holiday sie. »Wenn die Geister anfangen, näher zu kommen.«
»Es geht mir wieder gut.« Kylie schwang sich aus dem Bett und … verdammt, der Raum begann, sich zu drehen. Lucas fing sie am Ellbogen auf.
Seine Berührung war fest, aber nicht so fest, dass es wehtat.
Seine Hände waren warm, und ein ebenso warmes Kribbeln tanzte ihren Arm hinauf, und ihr wurde noch schwindliger. Aber wenigstens stand alles um sie herum wieder still.
Ihr erster Impuls war, ihren Arm wegzuziehen, aber sie hatte Angst, dass das zu eindeutig wäre. Also zwang sie sich, ruhig zu bleiben. Wenn er allerdings ihren Herzschlag so spüren konnte wie Della, dann war sie bereits aufgeflogen. Apropos Della, wo waren eigentlich … Kylie ließ den Blick zur Tür schweifen. Della und Miranda standen dort, Schulter an Schulter, und lugten ins Zimmer, als sei Kylie eine nächtliche Unterhaltungsshow. Na super, wie peinlich. Sie konnte sich nur allzu gut vorstellen, wie die beiden aus ihrem Versteck gerannt kamen – sie hatte eine vage Erinnerung daran, die beiden vorher wegrennen gehört zu haben – und sie auf dem Boden gefunden hatten. Aber wie war sie in ihr Bett gekommen?
Kylie schaute von ihren Mitbewohnerinnen zu Lucas. Hatte er sie aufgehoben? Sie in seinen Armen getragen? Ihr Herz schlug wieder schneller. In dem Moment bemerkte sie, dass er sie immer noch berührte.
»Mir geht’s wirklich gut.« Sie zog nun doch ihren Arm weg.
Er ließ sie los, einen Finger nach dem anderen, als hätte er Angst, dass sie wieder hinfallen könnte. Bevor sein letzter Finger losließ, bemerkte sie, wie sein Blick nach unten wanderte. Obwohl ihr Schlafanzug nicht aufreizend oder so war, wurde ihr plötzlich bewusst, wie dünn das Trägertop war – und noch bewusster, dass der Ausschnitt ihres Tops ganz schön tief war. Oder, wie Sara es ausgedrückt hätte, ihre ›Mädels‹ schauten etwas mehr heraus als sonst und sagten Hallo .
Kylie machte einen Schritt zurück und verschränkte die Arme vor der Brust.
»Lass mich mal mit Kylie alleine reden«, sagte Holiday zu Lucas, der Kylie immer noch anstarrte, auch wenn sein Blick mit kühler Gleichgültigkeit wieder von ihrem Busen zu ihrem Gesicht gewandert war.
Er nickte, aber sie sah, wie seine dunklen Augenbrauen ganz leicht zuckten. Versuchte er immer noch zu erkennen, was sie war? Jetzt war sie froh, zu wissen, dass er nichts erfahren würde.
In dem Moment kam eine weitere Erinnerung in ihr hoch. Sie erinnerte sich, dass Lucas Parker die Sache mit den Augenbrauen früher auch gemacht hatte. Hatte er da etwa schon versucht, sie zu lesen? Der Gedanke warf wieder die Frage auf, die ihr schon die ganze Zeit im Kopf herumging, seit sie ihn das erste Mal gesehen hatte. Erinnerte er sich an sie?
»Wir können morgen weiterreden«, sagte Holiday zu Lucas, als sei er damit entlassen.
»Okay«, sagte er und lächelte Holiday an. Dann ging er hinaus.
Della und Miranda machten die Tür frei, um ihn durchzulassen. Kylie entging nicht, dass sich Della und Lucas unfreundliche Blicke zuwarfen. Machte sich Della Sorgen, dass Lucas Holiday vom Überraschungsbesuch ihres Cousins erzählt haben könnte? Wahrscheinlich.
»Mach bitte die Tür zu«, fügte Holiday hinzu, als Lucas schon fast draußen war.
Kylie schaute zurück zur Campleiterin. Sie fühlte sich so, als würde sie bestraft werden für … wofür? In Ohnmacht fallen? Oder hatte Lucas ihr von Chan erzählt, und Kylie war jetzt dran, weil sie der Campleitung nichts erzählt hatte?
»Du musst vor Lucas keine Angst haben«, sagte Holiday.
Kylie musterte sie. »Kannst du auch meinen Herzschlag hören?«
Holiday grinste. »Ich lese Gefühle, nicht den Herzschlag, aber ich erkenne deine Angst schon daran, dass du weiß wie ein Bettlaken geworden bist, als du ihn gesehen hast.«
Kylie wollte schon verraten, was sie über Lucas wusste, aber sie tat es nicht. Es fühlte sich zu sehr nach Petzen an. Stattdessen stellte sie eine Frage. »Warum war er hier?«
»Er war im Büro, als Miranda kam, um mich zu holen.«
Kylie schaute auf die Uhr; es war fast ein Uhr nachts. Sie fragte sich, was genau Lucas und Holiday um diese Uhrzeit gemacht hatten. Sicher, die Leiterin war älter als sie alle, aber nur ein paar Jahre.
»Seid ihr zwei …
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