Shadow Falls Camp - Geboren um Mitternacht: Band 1 (German Edition)
sich, nicht schon wieder zu weinen. »Ich kann das jetzt nicht auch noch gebrauchen. Aber ich brauche wirklich einen Freund.«
Er schaute sie resigniert an. »Okay. Wenn Freundschaft alles ist, was du mir anbieten kannst, dann nehme ich sie. Ungern, aber ich nehme sie.«
»Danke«, sagte sie und meinte es auch so.
Er nickte und musterte sie, als würde er wieder ihre Gefühle lesen. Vielleicht konnte er sie ja lesen und ihr dann erklären, was sie bedeuteten, denn im Moment fühlte sie sich wie ein verdammtes Gefühlswrack.
»Es wird schon alles gut werden«, beruhigte er sie.
»Wirklich?« Sie hielt inne. »Ich weiß nur nicht, wo ich anfangen soll, nach den Antworten zu suchen.«
Derek holte tief Luft und schaute sich dann um, als hätte er Angst, es könnte jemand mithören, auch wenn weit und breit niemand zu sehen war. Er beugte sich zu ihr.
»Ich hab auch nicht alle Antworten«, sagte er, und seine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern. »Ich glaube zwar nicht, dass es so ist, aber … da gibt es etwas, das du ausprobieren könntest.«
20. Kapitel
»Was denn? Sag schon«, bat Kylie, froh um jede Hilfe, die sie bekommen konnte. »Ich bin bereit, alles zu versuchen.« Naja, fast alles.
»Da ist doch dieses Mädchen«, erklärte Derek. »Sie ist auch Fee. Ihr Name ist Helen.«
»Ich weiß, wen du meinst«, sagte Kylie. »Sie war in der Gruppe mit mir, als Holiday uns erklärt hat, wieso wir hier sind.«
»Genau. Ihre Gabe ist Heilen. Aber als sie uns über sich erzählt hat, sagte sie, dass sie den Tumor bei ihrer Schwester sehen konnte, noch bevor er gefunden wurde. Ich glaube ehrlich gesagt nicht, dass du einen Tumor hast, aber wenn du dir darüber Sorgen machen solltest, kann sie dich ja mal durchchecken. Wenigstens hättest du das dann aus dem Kopf.«
»Das ist eine super Idee.« Kylie hätte ihn fast umarmt, entschied sich aber im letzten Moment dagegen. Sie wollte Derek nicht auch noch dazu ermutigen, dass da zwischen ihnen mehr als nur Freundschaft sein könnte. Zumindest jetzt noch nicht, flüsterte eine leise innere Stimme – dieselbe innere Stimme, die das Gefühl mochte, ihm nahe zu sein, und dieselbe innere Stimme, die sie dazu hatte bringen wollen, ihn zu küssen. »Danke«, sagte sie.
»Gern geschehen.« Er strich ihr mit dem Handrücken über die Wange, und, o ja, der inneren Stimme gefiel das sehr. »Übrigens …«
»Übrigens was?« fragte sie.
Er lächelte, und das Gold in seinen Augen funkelte warm. »Da drüben. Du warst nicht die Einzige, die … Also, ich meine, ich wollte auch, dass du mich küsst.«
»Aber wir sind nur Freunde«, beeilte sie sich zu sagen und wünschte sich, dass ihre Stimme dabei überzeugender klingen würde.
»Genau.« Und er sagte es auch nicht gerade aus voller Überzeugung.
Als sie zum Camp zurückkamen, war es schon beinahe Zeit für das Treffen mit Holiday. Kylie wollte noch schnell Sara anrufen, deshalb versteckte sie sich hinter dem Büro, wo sie gestern ein ruhiges Plätzchen gefunden hatte.
Sie war gerade ums Gebäude herumgegangen, als sie feststellen musste, dass sie nicht die Einzige war, die diesen Platz entdeckt hatte. Kylie legte den Rückwärtsgang ein, aber sie war nicht schnell genug. Lucas und das Mädchen, das sich an ihn gepresst hatte, fuhren herum. Lucas schnitt eine Grimasse, und das Gothic-Girl lächelte. Dann griff sie an ihren Ausschnitt und machte eine Show daraus, sich die Bluse zuzuknöpfen.
»’tschuldigung«, murmelte Kylie und machte auf dem Absatz kehrt. Aber sie spürte den Blick aus zwei hellblauen Augen im Rücken, als sie davonging.
Sie bog um die Ecke und sah Miranda und Della, die in der Nähe des Büros gerade dabei waren, sich gegenseitig anzuschreien.
Kylies erster Gedanke war, sie damit allein zu lassen, aber als sie Sky, die andere Campleiterin, aus dem Speisesaal kommen sah, lief sie doch schnell zu den beiden rüber, um sie auseinanderzubringen, bevor sie noch Ärger bekamen.
»Ich schwör dir, wenn du deinen verhutzelten kleinen Finger noch einmal auf mich richtest, breche ich ihn dir.« Della beugte sich nach vorn. »Und du weißt, dass ich das könnte.«
»Hört auf«, rief Kylie und trat zwischen sie. Miranda schob sich an Kylie vorbei wieder nach vorn und stand Nase an Nase mit Della.
»Wenn mich auch nur einer deiner Blutsauger-Finger berührt, hexe ich dir die schlimmsten Pickel, die du dir vorstellen kannst.«
»Du kannst mich gar nicht verhexen«, tönte Della. »Deine
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