Shadow Falls Camp - Geboren um Mitternacht: Band 1 (German Edition)
»Irgendwann wird es klappen, da bin ich mir sicher«, versprach ihr Holiday nach jeder erfolglosen Stunde.
Für Kylie war es nur noch ein weiterer Beweis dafür, dass sie keine von ihnen war. Nicht, dass sie noch weitere Beweise brauchte, aber trotzdem …
Das Einzige, was sie ein wenig ratlos machte, war die Tatsache, dass der Soldat immer noch auftauchte. Kylie bat Holiday, ihm eine Nachricht zu schicken, dass er aufhören sollte, ihre Zeit zu verschwenden. Holiday gab Kylie darauf nur die platte Antwort: »So funktioniert das nicht.«
Kylie hasste diesen Satz inzwischen.
Fast genauso, wie sie die täglichen Besuche des Geistes hasste.
Gott sei Dank hatte er nicht noch einmal so einen Anfall bekommen und Blut tropfen lassen, aber ihn nur zu sehen, war schon gruselig genug. Die Art und Weise, wie er sie ansah und wie er dastand, war ihr seltsam vertraut. Kylie redete sich ein, dass Holiday recht hatte. Ihre Albträume enthielten vermutlich Bilder von ihm, deshalb hatte sie immer dieses seltsame Déjà-vu-Erlebnis.
Holiday hatte sogar vorgeschlagen, dass Kylie versuchen sollte, mit ihm zu reden, aber nur der bloße Gedanke daran jagte ihr eine Heidenangst ein. Sie stellte sich dann vor, wie er den Mund öffnete und Würmer oder Blut daraus hervorquollen. Nein danke, sie würde schön den Mund halten und beten, dass er dasselbe tat.
Die letzten Tage hatte sie es glücklicherweise geschafft, Lucas und Fredericka aus dem Weg zu gehen. Aber jeden Morgen, wenn sie darauf wartete, dass jemand ihren Namen für die Kennenlernstunde zog, war Kylie ein Nervenwrack, weil sie befürchtete, dass sie bei einem von ihnen landen könnte.
Und das war heute nicht anders. Für den Fall, dass einer von beiden ihren Namen ziehen sollte, hatte sich Kylie schon überlegt, dass sie schlimme Kopfschmerzen vortäuschen wollte, um nicht teilnehmen zu müssen. Fredericka würde zwar behaupten, Kylie habe Angst vor ihr, aber das konnte sie ruhig tun, solange sie es nicht mit Sicherheit wusste. Doch wenn Kylie eine ganze Stunde allein mit der Werwölfin verbringen müsste, würde Fredericka Kylies Angst bestimmt riechen.
Kylie stand zwischen Miranda und Della, während die anderen Namen zogen und ihre Partner bekanntgaben.
Kylie wusste, Miranda betete, dass Chris, ein echt süßer Vampir, ihren Namen ziehen möge. Della schien es ziemlich egal zu sein, wer ihren Namen zog, aber gestern hatte Kylie beobachtet, wie sie Steve angeschaut hatte, einen der Gestaltwandler.
Als Kylie Della danach gefragt hatte, hatte sie es geleugnet, aber Kylie hatte bemerkt, wie Dellas Wangen tatsächlich etwas mehr Farbe bekommen hatten. Wer hätte gedacht, dass ein Vampir erröten kann?
Derek tauchte neben Kylie auf. »Hey.« Sie lächelte. Und ja, vielleicht war ihr Lächeln etwas breiter als normal.
»Hi«, sagte er ziemlich reserviert und schien sich auf das Ziehen der Namen zu konzentrieren. Da seine Aufmerksamkeit nicht auf sie gerichtet war, ließ Kylie den Blick über seinen Körper schweifen. Er trug ein hellgrünes T-Shirt, das an seiner Brust eng anlag. Kylie erinnerte sich daran, wie es gewesen war, den Kopf bei ihm anzulehnen. Sie wusste noch genau, wie gut es sich angefühlt hatte und wie nah seine Lippen ihrem Mund gewesen waren, als sie den Kopf gehoben hatte.
Sie blinzelte und versuchte, nicht mehr daran zu denken, und ließ den Blick weiter schweifen. Er trug khakifarbene Shorts, die beinahe bis zu den Knien gingen. Seine Beine waren behaart und muskulös. Sie schaute wieder nach oben und bemerkte ein Pflaster in seiner Armbeuge.
Sie fasste seinen Arm und zog ihn zu sich heran. »Ist das … ist das … Hast du dein Blut abgegeben?«
»Ja.« Ihre Blicke trafen sich, und das erste Mal seit Tagen schaute er nicht gleich wieder weg. Sie hatten einen dieser Momente, die sie schon vermisst hatte.
Sie strich vorsichtig mit den Fingern über das Pflaster. »Das tut mir leid.«
»Was denn? Du hast doch nichts getan.«
»Hat es wehgetan?«, fragte sie.
»Nein.« Er schaute weiter zu ihr hinunter, und es fühlte sich so an, als gäbe es außer ihnen niemanden sonst auf der Welt. Sie sah die goldenen Sprenkel funkeln und hatte das dringende Bedürfnis, sich näher zu ihm zu lehnen.
»Derek!«, rief eine aufgeregte Stimme. »Ich hab deinen Namen gezogen!«
Plötzlich wurde Derek weggezogen. Kylie schaute auf und sah die Rufende – Mandy, eine süße braunhaarige Fee.
Kylie sah, wie das Mädchen die Arme um Dereks Hals schlang und ihn
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