Shadow Falls Camp - Geboren um Mitternacht: Band 1 (German Edition)
Dellas Vater einen Drogentest sehen wollte.
Kylie beobachtete Della, wie sie mit ihrer Schwester redete, während ihre Eltern steif dabeisaßen und zuhörten. Aus der Entfernung betrachtet, schien der Besuch nicht so besonders gut zu laufen. Della war vorher schon total angespannt gewesen, und nachdem Kylie die Launen ihres Vaters kennengelernt hatte, konnte sie es ihr nicht mehr verübeln.
Mirandas Eltern kamen etwa zwanzig Minuten nach Dellas. Kylie hatte Miranda noch nie so unsicher erlebt, wie sie es in Gegenwart ihrer Eltern zu sein schien. Sie hatte die Schultern nach vorn gebeugt und lächelte nicht. Dabei lächelte Miranda eigentlich immer, und ihre Haltung war normalerweise alles andere als die eines eingeschüchterten Kindes – allerdings wirkte sie in Anwesenheit ihrer Eltern, als wäre sie eines. Kylie wäre am liebsten losmarschiert und hätte sowohl Dellas als auch Mirandas Eltern erzählt, wie glücklich sie war, die beiden als Mitbewohner zu haben, aber irgendwie erschien ihr das unangemessen.
Derek und seine Mutter waren zu einem Spaziergang aufgebrochen. Er hatte seine Mutter tatsächlich zu ihr rübergebracht, damit sie Kylie kennenlernen konnte. Kylie hatte sich das Lachen verkneifen müssen, als seine Mutter ihm eine Haarsträhne hinters Ohr gestrichen hatte und Derek deshalb rot geworden war. Das konnten Jungs wohl nie leiden, wenn ihre Mutter sie betüdelten.
»Hey.« Holiday kam zu Kylie herüber. »Ist dein Vater noch nicht hier?«
»Bis jetzt noch nicht. Er hat wahrscheinlich die Fahrzeit falsch eingeschätzt. Fürs Kartenlesen und so war sonst immer meine Mutter zuständig. Und du weißt ja, wie Männer sind, sie fahren lieber stundenlang durch die Gegend, bevor sie nach dem Weg fragen.«
Kylie wusste, dass sie dummes Zeug redete. Aber es war besser, dummes Zeug zu reden, als über die Möglichkeit nachzudenken, dass ihr Dad einfach nicht kommen würde.
Holiday grinste. »Männer. Wir können nicht mit ihnen, aber auch nicht ohne sie – das würde keinen Spaß machen.«
»Hast du denn … jemanden?«, fragte Kylie, auch wenn sie sich unsicher war, ob die Frage vielleicht zu persönlich war. »Ich meine, ich sehe keinen Ring oder so.«
Holiday zuckte die Achseln. »Tja, manchmal ist kein Spaß doch besser, als sich mit ihnen rumzuschlagen.«
»Also bist du geschieden?«, fragte Kylie.
»Nein, wir haben es nie bis zum Traualtar gepackt. Ich hatte schon den Ring und das Datum und sogar schon das Brautkleid. Eine Stunde vor der Hochzeit fiel mir auf, dass nur eine Sache nicht da war: mein Verlobter.«
»Das muss schlimm gewesen sein«, sagte Kylie bestürzt.
»Ja, das war es.«
»Hat er dir jemals gesagt, warum?«, fragte Kylie.
»Er sagte, er habe jemanden gefunden, der besser zu ihm passt, jemand, der auch Vampir ist.«
»Oje, es ist ja wohl nicht Burnett, oder?«
Holiday riss die Augen auf. »Nein. Wie kommst du darauf, dass …«
»Er steht auf dich«, platzte Kylie heraus. »Immer wenn du nicht hinschaust, beobachtet er dich.«
»Also bitte, der Typ ist so arrogant, ich würde niemals …«
»Er sieht ziemlich gut aus«, meinte Kylie grinsend.
»Ich weiß, verdammt gut.« Holiday seufzte. »Und ich hasse ihn dafür.«
Sie mussten beide lachen.
Holiday schaute hinüber zu Della und ihrer Familie. »Danke, dass du mich gewarnt hast, ihr Vater ist ein echter Kotzbrocken.«
»Total«, sagte Kylie. »Ich hab festgestellt, was ich für ein Glück habe. Warte, bis du meinen Dad kennengelernt hast. Er ist nicht so.«
»Ich freue mich schon darauf«, entgegnete Holiday.
Kylie wusste, dass Holiday hoffte, einen Blick auf ihren Dad werfen zu können, um ihn als übernatürlich zu enttarnen. Kylie glaubte allerdings nicht daran. Ihr Dad hatte keine Gabe. Zumindest nicht eine dieser Art.
Kylie seufzte und schaute nach vorn zur Tür. Sie wünschte, er würde sich beeilen. Sie brauchte dringend eine Umarmung von ihm.
Ihr Blick wanderte wieder zu Della hinüber, und sie fragte sich, ob sie jemals von ihrem Dad umarmt wurde. »Glaubst du, Della sollte lieber bei Vampiren leben?«, wollte sie von Holiday wissen.
Holiday seufzte ebenfalls. »Es ist schwer für einen ›neuen‹ Vampir, bei normalen Menschen zu leben. Besonders, wenn diese Menschen auch noch so streng sind. Aber Della hängt wirklich an ihrer Familie, und sie zu verlassen, wäre auch sehr hart für sie. Ich fürchte, wie auch immer sie sich einmal entscheiden wird, es wird kein leichter Weg werden.«
»Ich
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