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Shadow Guard: Die dunkelste Nacht (German Edition)

Shadow Guard: Die dunkelste Nacht (German Edition)

Titel: Shadow Guard: Die dunkelste Nacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Lenox
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angenehme Gesellschaft war.
    Er verließ den Tower, holte Assassin aus den nahen Ställen und ritt nach Belgravia.
    Die Londoner Saison hatte offiziell geendet, aber es gab immer noch Dinnerpartys und Zusammenkünfte, nur in einem kleineren, intimeren Rahmen. Während viele der großen Häuser dunkel und verschlossen waren, strahlten andere hell erleuchtet und voller Leben.
    Die Adresse, an der er schließlich absaß, versinnbildlichte ein Leben irgendwo dazwischen. Sanftes Lampenlicht drang durch geputzte Fenster. Nach einem einzigen Klopfen öffnete ein livrierter Diener die Tür, und binnen weniger Augenblicke war sie da, glitt aus einem Hinterzimmer, gekleidet in himmelblauen Satin, mit einem Juwelencollier und einer Pfauenfeder im Haar.
    Ihr Kopf reichte ihm nur bis zur Schulter. Sie lachte leise und weich und sagte etwas über das Theater und eine wunderbare Vorstellung. Obwohl er ihr nicht direkt ins Gesicht sah – nein, niemals –, wusste er, dass sie getrunken hatte. Sie roch leicht nach Wein. Männliches und weibliches Gelächter erklang aus Räumen des Hauses, begleitet vom Klimpern von Silber und Kristall.
    »Du hast Gäste«, murmelte er. Er berührte die Spitze seines Huts und wich zurück. »Dann ein andermal.«
    »Gesell dich zu uns, Avenage. Mr Irving ist da, und Miss Terry aus dem Lyzeum und einige andere. Es ist auch ein Schriftsteller hier, Mr Wilde. Schrecklich merkwürdig und ungehobelt, aber charmant.« Sie ergriff seine Hände. »Bitte. Sie würden dich anhimmeln, genau wie ich es tue.«
    »Nicht heute Nacht.«
    Niemals. So war das nicht zwischen ihnen. So höflich wie möglich löste er sich von ihr und drehte sich zur Tür um.
    »Ich werde sie nach Hause schicken.« Ihre hochhackigen Pantoffel klapperten auf dem Marmor hinter ihm. »Bleib nur.«
    Ihm gefiel der angespannte Ton ihrer Stimme nicht. Er signalisierte eine bedauerliche Veränderung ihrer Gefühle für ihn. Er war von Anfang ihr gegenüber ehrlich gewesen. Also tat er so, als hätte er nichts gehört, und ging weiter.
    »Avenage!« Sie trat durch den Türrahmen und folgte ihm hinaus auf die Straße.
    Er blieb stehen, nur weil er wollte, dass sie ebenfalls stehen blieb. Er konnte die Vorstellung nicht ertragen, dass sie ihm auf der Straße nachlief.
    »Dann lass mich zu dir kommen«, flüsterte sie. »Heute Nacht. In den Tower.«
    »Du weißt, dass das nicht möglich ist.«
    »Weil niemand außer deinen edlen Rabenkriegern dort Zutritt hat?«, blaffte sie. Sie warf ihre Worte wie Steine gegen seinen Rücken und seine Schultern.
    Er würde an keinem Streit unter Liebenden teilnehmen. Sie waren keine Liebenden. »Liebende« implizierte eine gefühlsmäßige Bindung. Da war nichts Derartiges zwischen ihnen.
    Er antwortete: »Es ist immer so gewesen.«
    »Aber
sie
ist dort«, hakte sie nach, ihr Tonfall so nadelspitz wie ein Wespenstich.
    Er hätte auf alle möglichen Arten reagieren können:
Sie ist eine Schattenwächterin.
Sie
ist des Towers würdig.
Sie
gehört zu uns.
    Stattdessen nahm er, ohne auch nur einen Blick zurückzuwerfen, die Treppe zur Straße und stieß seinen Stiefel in den Steigbügel. Die Augen des Stallburschen weiteten sich, und er überließ Rourke die Zügel und huschte davon. Etwas wurde hinter Rourke zerschmettert. Aus dem Augenwinkel sah er Erde und Blumen und die Scherben eines kleinen Topfs.
    Während der nächsten Stunde ritt er ziellos durch die Stadt und nahm ihre Lichter, Gerüche und Geräusche nur vage wahr. Er erwog, auf ein Gläschen irgendwo haltzumachen, aber die Vorstellung, Schulter an Schulter im dichten Gedränge zwischen Fremden zu sitzen, stieß ihn ab. Drei Nächte lang hatte er nicht geschlafen, und doch mied er sein Bett. Er wollte nichts mehr als Schlaf, aber Schlaf führte ihn in eine süße und schreckliche Verdammnis.
    Rabenmeister!
    Shrews stummer Ruf traf ihn wie ein Rammbock in die Brust, so hart und drängend, dass alle Luft aus seinen Lungen wich.
    Die Rockschöße seines Wintermantels peitschten hinter ihm her, während er herumwirbelte … sich in Schatten auflöste, Assassin allein weiterlaufen ließ. Binnen Sekunden erreichte er den Tower und lief die Treppen hinauf – und wurde von einer unsichtbaren Macht zurückgeworfen.
    Hart schlug er mit der Schulter voran auf der Erde auf. Er rollte sich ab, ging in die Hocke und schüttelte den Kopf, um wieder klar denken zu können. Ein heller Blitz lenkte seinen Blick nach oben. Weißglühendes Licht drang aus den obersten

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