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Shadow Guard: Die dunkelste Nacht (German Edition)

Shadow Guard: Die dunkelste Nacht (German Edition)

Titel: Shadow Guard: Die dunkelste Nacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Lenox
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jedem Moment, der verstrich, wurde ihr Gekritzel fahriger.
    Schließlich erklärte sie unglücklich: »Sie hat nicht einmal mit der Wimper gezuckt.«
    »Vielleicht braucht der Impfstoff einfach ein wenig mehr Zeit, um zu wirken«, befand Rourke und wiederholte das inbrünstige Mantra, das sich bereits tausendmal in seinem Geist abgespult hatte.
    Sie warf ihm einen dankbaren Blick zu, wenn sie auch ein Lächeln nicht so recht zustande bringen konnte. »Ich verstehe das nicht. Ich war mir so sicher, dass das Serum wirken würde.«
    Archer trat neben sie und legte die Hände auf ihre schlanken Schultern. »Erlaube mir, dich nach Hause zu bringen. Du bist erschöpft.« Er beugte sich dicht zu ihr und murmelte leise etwas in ihr Ohr, etwas, das selbst Rourke mit seinem scharfen Rabengehör nicht verstehen konnte.
    Rourke sagte: »Wir werden eine Nachricht schicken, sollte sich irgendetwas verändern.«
    An der Tür zur Treppe ergriff Elena Rourkes Hand. Die vertraute Geste verblüffte ihn. Es kam nicht oft vor, dass jemand ihn berührte. Nicht aus Freundschaft. Nicht im Licht.
    »Ich kann Ihnen gar nicht sagen«, erklärte sie, »wie enttäuscht ich bin. Ich werde am Morgen meine Notizen noch einmal durchgehen und sehen, welche Veränderungen vorgenommen werden können. Geben Sie mir nur noch eine weitere Nacht, Lord Avenage. Ich bin nah daran, die richtige Formel herauszufinden. Ich kann es spüren.«
    An Tres gewandt sagte sie: »Wir werden die Kapelle ein andermal besuchen. Ich bin jetzt nicht in der Stimmung für eine Geisterjagd.«
    Flynn, der jüngste der sieben Raben, erschien auf dem Treppenabsatz und kam an den Blacks auf ihrem Weg hinaus vorbei. Er traf genau rechtzeitig ein, um Tres für den Rest der Nacht abzulösen.
    Rourke wandte sich von der offenen Tür von Selenes Gemach ab und fuhr sich mit den Fingern durchs Haar. Eine weitere Nacht unter demselben Dach wie die Gräfin. Vielleicht sogar länger?
    Gott, er musste aus London weg – weg von ihr, nur für ein paar Tage. Wenn er das nicht tat, würde er ausrasten. Er betrachtete die Karte von England, die an der Wand hing, und folgte der östlichen Küstenlinie nach Norden, nach Northumbria, bis fast nach Schottland.
    Swarthwick. Ihm kam die Erinnerung an purpurnen Himmel, sich wiegendes Gras und hohe, gezackte Felsspitzen. Traurigkeit erfüllte sein Herz. Welchen besseren Ort gab es, um sich wieder an seine Prioritäten zu erinnern?
    Erst in der vergangenen Woche hatte er eine Anfrage von dem örtlichen Grundbuchamt erhalten, ob der Besitz vielleicht zum Verkauf stand. Er nahm an, dass er das Gut viel zu lange vernachlässigt hatte. Vielleicht würde er es tatsächlich verkaufen oder, besser noch, den Besitz einer örtlichen Wohltätigkeitsstiftung überschreiben. Es wäre ihm ein Gräuel, auch nur einen einzigen Schilling an seinem Kauf zu verdienen.
    Er zog ein Pergament aus dem Schreibtisch und griff nach Feder und Tinte. Momente später unterzeichnete und versiegelte er seine Anfrage. Er nahm sein Siegel und presste es in das abkühlende schwarze Wachs, dann legte er den Umschlag auf die anderen Dokumente, die durch das Feuer ins Innere Reich transportiert werden sollten.
    Er war erschöpft und wollte nichts mehr, als sich dem Vergessen des Schlafs anheimzugeben. Das würde nicht möglich sein. Nicht heute Nacht. Nicht, bis sie fort war.
    An Flynn gewandt sagte er: »Ich gehe für ein Weilchen hinaus.«
    »Ja, Sir.« Der Rabe, ein stämmiger Rotschopf, der von den Wikingern abstammte, schaute vom Schreibtisch auf, wo er die abendlichen Einträge im Band mit den Tagesberichten nachlas. Wie Rourke waren alle Raben amaranthinische Rekruten, geboren als Sterbliche, aber unsterblich gemacht, um einem notwendigen Zweck zu dienen. Die Mitgliedschaft im Orden galt nicht ewig, und von Zeit zu Zeit wurde Ersatz notwendig. »Macht Euch wegen der Dinge hier keine Sorgen. Wir werden rufen, wenn wir Euch brauchen.«
    Rourke kehrte in die schmale Zelle zurück, die ihm seit acht Jahrhunderten als privates Gemach diente, und zog Kleidung an, die für einen Abend auswärts besser geeignet war. Er betrachtete sich in dem kleinen, runden Spiegel über dem Wasserbecken. Er wusste, dass er nicht im klassischen Sinne gut aussah. Seine Züge waren ein wenig zu kantig, die Nase zu ausgeprägt und recht breit. Aber anscheinend hatten ihn Frauen trotzdem immer attraktiv gefunden.
    Es konnte nicht an seiner Persönlichkeit liegen. Er wusste ganz genau, dass er keine allzu

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