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Shadow Guard: Die dunkelste Nacht (German Edition)

Shadow Guard: Die dunkelste Nacht (German Edition)

Titel: Shadow Guard: Die dunkelste Nacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Lenox
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drehte sich wieder zu ihr um, beugte sich über den Tisch und flüsterte: »Er hat eine Frau in London.«
    »Ach ja?« Selene lächelte … Obwohl ihr mehr danach zumute war, die Katze zu treten.
    Ihr Interesse war geradezu krankhaft, sie
musste
einfach mehr dazu hören. Sie schlenderte um die Ecke des Tischs herum, trat näher an ihn heran und zwang sich, einen leichten Ton anzuschlagen. »Wer ist es? Jemand, den er … bezahlt?«
    »Eine Kurtisane?« Shrew kicherte und griff wieder nach seinem Schwert und dem ›Lauch‹. »Das kommt darauf an, wen Ihr fragt.«
    Visionen von tausend verschiedenen schönen Frauen wirbelten in schneller Folge durch ihren Geist. Brünett. Blond. Rothaarig. Grazil. Drall.
    »Was meinen Sie damit?«
    »Es ist Helena«, flüsterte er. »Sie wird ihn zahlen lassen, oh ja. Helena lässt jeden Mann bezahlen. Teuer.«
    Der Schreck verschlug ihr den Atem. Es gab nur eine
Helena
, und das war die unsterbliche Versucherin, die einst Helena von Troja gewesen war.
    Ihr Temperament ging mit ihr durch. »Oh bitte. Nicht sie.«
    Kurz nach dem Sturz Trojas hatte Helena den gut aussehenden, doch nichtsnutzigen Paris verlassen. Seither war sie von einem mächtigen Mann zum nächsten gezogen.
    Shrew zuckte die Achseln. »Sie ist für die Saison nach London gekommen.«
    »Die Saison ist vorüber.«
    »Anscheinend nicht die Saison für Männerjagd. Und nach allem, was man so hört, ist sie gekommen, um auf Rourke Jagd zu machen.« Er gestikulierte mit seinem Schwert. »Sie hat seit Jahrzehnten Erkundigungen nach ihm eingeholt.«
    Selene schloss die Augen und knirschte mit den Zähnen.
    Shrew, der immer noch den Lauch oder das Gras oder was immer es war, das er den Wurzelgemüse hinzufügen wollte, gehackt hatte, blickte auf. »Das scheint Euch aufzuregen.«
    »Ganz und gar nicht«, blaffte sie. Wenn irgendetwas ihr Temperament anstachelte, kam immer die Wahrheit heraus. »Es ist nur so, dass Helena ein … ein … dummes Nilpferd ist und wir nicht besonders gut miteinander zurechtkommen.«
    Das war nicht besonders überraschend. Selene kam mit den meisten Frauen nicht gut zurecht. Aber ausgerechnet
Helena
.
    Sie ballte die Fäuste. »Sie ist ein eingebildetes, selbstsüchtiges Miststück.«
    »Wie viele Unsterbliche es sind, mich selbst in aller Bescheidenheit eingeschlossen.« Shrew hielt auf halbem Wege zwischen dem Tisch und dem Topf inne, die Hände voll mit gehacktem, mysteriösem Blätterwerk. Fragend legte er die Stirn in Falten. »Und Ihr seid ganz sicher, dass Ihr Euch nicht aufregt?«
    Selene verschränkte die Arme vor ihren Brüsten, drehte sich um und schaute wütend aus dem Fenster.
    »Warum sollte ich?«
    Weil du vernarrt bist in Rourke.
    Weil du von ihm träumst, wann immer du schläfst.
    Weil irgendetwas befremdlich ist an ihm. Er lässt dein Herz schmerzen.
    »Ich bin nur überrascht, das ist alles. Perplex. Ihre Persönlichkeiten sind so unterschiedlich. Was können sie nur zu bereden haben?«
    Am Feuer hob er den Deckel an und warf das Zeug in den Topf. »Ich glaube nicht, dass sie sehr viel reden, wenn Ihr versteht, was ich meine. Persönlichkeit hat sehr wenig damit zu tun.«
    Selene schloss die Augen, um die Übelkeit niederzukämpfen, die in ihr aufstieg, wenn sie sich vorstellte, wie Rourke sich im Bett mit der schönen, blonden Helena tummelte – einer Frau, deren rehäugige, zierliche Schönheit die engsten Verbündeten zu erbitterten, mörderischen Rivalen machte.
    »Oh, das hätte ich fast vergessen«, sagte Shrew. »Könntet Ihr mir diesen Beutel reichen, der am Türhaken hängt?«
    Selene holte den Leinensack. »Was ist da drin?«
    »Einige Pilze, die ich auf dem Hügel gefunden habe. Ich werde sie klein schneiden und dem Eintopf hinzufügen.«
    »Nein, das tun Sie nicht«, erklang eine Stimme hinter ihnen.
    Rourke stand in der Tür und füllte die Öffnung mit seinen breiten Schultern aus. Shrew erbleichte sichtlich. Hatte Rourke ihr Getuschel über Helena gehört? Um der Wahrheit die Ehre zu geben, Selene fühlte sich nicht im Mindesten schuldig. Nicht wegen des Geflüsters. Sie hatte eine in jeder Hinsicht schamlos neugierige Natur, eine Eigenschaft, die sie in die Lage versetzt hatte, im Laufe ihres Lebens eine verblüffende Menge an nützlichem Wissen anzuhäufen.
    Shrew wirkte jedoch tief beschämt. Einen Moment lang befürchtete sie, dass er mit einem Geständnis herausplatzen und sie damit beide in Schwierigkeiten bringen würde. Es hätte zudem genau den

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