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Shadow Guard: Die dunkelste Nacht (German Edition)

Shadow Guard: Die dunkelste Nacht (German Edition)

Titel: Shadow Guard: Die dunkelste Nacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Lenox
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gegenteiligen Effekt zu der intendierte Höflichkeit.
    »Warum nicht?«, fragte Shrew mit belegter Stimme.
    Rourke kam auf den Tisch zu. Der Blick seiner grünen Augen streifte sie, und ihre Beine wurden schwach.
    War es denn möglich, dass er über Nacht noch attraktiver geworden war? Er trug einen alten, grob gewebten Mantel und darunter ein raues Leinenhemd, das am Hals offen stand. Seine Stiefel mit den dicken Sohlen, die bereits schlammverkrustet waren, klangen dumpf auf dem Steinboden. Er trat dicht neben sie, so dicht, dass sie seine Wärme auf ihrer Haut spürte. Er duftete nach Regen und brennendem Holz.
    Dumme Helena. Sie verachtete Helena immer, aber noch nie mehr als jetzt.
    »Sie könnten giftig sein«, sagte er.
    Eifersucht konnte ebenfalls giftig sein. Selene grub die Finger in ihre Handflächen und zuckte zusammen, als ihre Nägel sich in die Haut bohrten.
    Shrew starrte in den Beutel, als seien die Pilze darin die faszinierendsten, die er jemals gesehen hatte. »Wir haben uns darüber nie zuvor Sorgen gemacht.«
    »Das Serum hat die körperliche Abwehr der Gräfin geschwächt. Genau wie bei ihrem Natternbiss wissen wir nicht, wie sich irgendein Gift auf sie auswirken würde. Ich würde es lieber nicht auf einen Versuch ankommen lassen.«
    »Lassen Sie nur«, warf Selene ein. »Verwenden Sie sie. Ich habe gar keinen Hunger mehr.«
    »Natürlich werden wir sie nicht verwenden«, antwortete Shrew und warf den Beutel in Richtung der Tür, die in den Innenhof hinausführte. Er zeigte mit der Spitze der Klinge auf Selene. »Und Sie werden etwas von meinem Eintopf essen. Sie haben seit zwei Tagen nichts mehr zu sich genommen. Das weiß ich genau.«
    »Wenn es Sie freut«, erwiderte sie. »Ich werde in den großen Raum gehen und dort fegen.«
    Wenn es Sie freut.
Ihre Worte hallten in Rourkes Kopf wider, während er Selene zur großen Halle folgte, wo er sie fand, den leeren Schlangenkorb in der Hand. Von dem Moment an, in dem er die Küche betreten hatte, hatte er sich wie ein Eindringling gefühlt. Shrew hatte immer ein Händchen für Frauen gehabt. Sie fühlten sich zu ihm hingezogen wie Blumen zum Licht. Rourke hatte noch nie zuvor auch nur die geringste Eifersucht auf den jüngeren Rabenkrieger verspürt, aber etwas in ihm hatte sich zusammengezogen, als er ihn und Selene allein vorgefunden hatte, so offensichtlich entspannt im Umgang miteinander.
    »Haben Sie Mrs Hazelgreaves gesehen?«, fragte sie, die Stirn vor sichtlicher Sorge gefurcht. Sie schien seinen Blick zu meiden.
    »Sie war gestern Nacht nicht ihrem Korb.«
    »Oje.« Sie biss sich auf die Unterlippe.
    »Aber ich habe sie gefunden. Würden Sie sie gern sehen?«
    »Ja.«
    »Sie ist draußen, und es regnet, daher …«
    Die Gräfin griff sich ihren Schal, den sie aufs Sofa geworfen hatte, und legte ihn sich wieder um die Schultern. »Bringen Sie mich bitte zu ihr.«
    Er führte sie durch den Vordereingang hinaus, der von einem tiefen, steinernen Bogen überwölbt wurde. Ein kleines Weilchen gingen sie schweigend nebeneinander her, Seite an Seite durch den stillen, trüben Morgen, bevor sie in den gekiesten Hof kamen. Regen prasselte herunter und durchnässte die Schultern seines Mantels. Selene zog sich den Schal übers Haar. Dir Luft war kühler geworden in der vergangenen Nacht.
    Sie gingen weiter über einen erdigen Hang, der sich um die südöstliche Ecke der Festung schmiegte. Dort hatte die Zeit einen schmalen Riss in dem grauen Stein der Mauer entstehen lassen. Sein Rabe hockte auf der Mauer, still und wachsam.
    Rourke kniete sich hin und spähte in die Dunkelheit. Tief in dem Spalt sahen sie Mrs Hazelgreaves’ flachen, dreieckigen Kopf, ihre winzigen, schwarzen Knopfaugen blickten ihnen entgegen.
    »Sie hat sich in der Spalte eingenistet«, erklärte er.
    Selene bückte sich und drückte sich den Schal an die Brust. »In der Tat.«
    Sie richtete sich auf und sah ihm in die Augen. »Ich glaube nicht, dass es eine Möglichkeit gibt, sie einzufangen, bis sie selbst beschließt, herauszukommen. Vielleicht hat sie Angst vor ihm.« Sie schaute zu dem Raben hinüber, der, wie um ihre Vermutung zu bestätigen, seine Flügel ausbreitete und ein leises »Krah
«
ausstieß.
    »Vielleicht.« Rourke musterte ihr Gesicht. Der Regen wurde jetzt stärker.
    »Swarthwick ist wunderschön. Ich verstehe nicht, warum Sie nicht mehr Zeit hier verbringen. Als Schattenwächter arbeiten wir alle sehr hart, aber gleichzeitig ist es uns gestattet, an den

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