Shadow Guard: Die dunkelste Nacht (German Edition)
dem Polizisten zurückkehre.«
»Dann reiten Sie.« Rourke nickte.
»Verdammt«, fluchte Leeson. »In dieser sterblichen Welt ist überall Gewalt und Mord. Selbst hier.«
Der Reiter galoppierte davon.
Rourke drehte sich auf der Bank und sah in die Kutsche. Selene beugte sich aus dem Fenster.
»Haben Sie das gehört?«, fragte er leise.
Sie nickte. »Ich habe den Kindern gesagt, dass jemand verletzt ist. Rourke, sie haben gefragt, ob es ihr Stiefvater sei. Wir reiten an seinem Besitz vorbei, wissen Sie.«
Das taten sie wirklich.
Es gab keinen anderen Weg nach Swarthwick. Er nahm eine Laterne der Kutsche ab, hielt sie hoch und drehte so lange an ihrem Docht, bis ihr Licht einen großen Kreis Gras um die Kutsche herum erhellte. Zu Leeson sagte er: »Bleiben Sie hier. Ich werde nachsehen gehen.«
Er kletterte hinunter und ging auf die Männer zu.
»Ich bin Lord Avenage«, erklärte er. »Mein Besitz, Swarthwick, liegt weiter die Straße hinauf. Wenn ich es richtig verstanden habe, hat es einen Todesfall gegeben.«
Mit ihren aufgerissenen Augen und den bleichen Gesichtern wirkten sie halb von Sinnen vor Furcht. Auf einmal spürte er jemanden an seiner Seite.
Selene griff nach seinem Arm. »Ich will es ebenfalls sehen. Leeson bleibt bei den Kindern.«
»Oh, Sir«, rief einer der Männer und kam auf sie zu. »Ihr würdet nicht wollen, dass die Dame das sieht.«
Sie verkündete leise: »Ich muss feststellen, ob es jemand ist, den ich kenne.«
»Ich denke, dass Seine Durchlaucht vielleicht zuerst nachschauen sollten«, sagte der Mann und trat zurück.
»Also gut«, stimmte Selene zu.
Sie konnten nicht wissen – noch konnte er es ihnen sagen –, dass sie im Laufe ihrer Existenz viele Leichen gesehen hatte, und eine Menge davon schrecklich verstümmelt.
»Gehen Sie nur«, flüsterte sie ihm zu.
Rourke trat an das Mädchen heran, das mit dem Gesicht nach oben im hohen blutbefleckten Gras lag, die blauen Augen weit geöffnet. Sie hatte rotes Haar, und ihre Finger umklammerten eins der Blätter mit den Ankündigungen des Zirkus. Wer immer sie getötet hatte, hatte sie tatsächlich verstümmelt.
»Wie haben Sie sie gefunden?«
Der größere der beiden Männer antwortete: »Ihre beiden Schuhe und der Inhalt ihres Handkoffers lagen auf der Straße, zusammen mit einigen ihrer Kleidungsstücke.« Er streckte die Hand aus, und Rourke folgte dem Pfad, auf den er deutete.
In der Tat, es schien, als sei das Mädchen über die Straße gejagt worden. Garnrollen, eine Anzahl von Taschentüchern und einige metallene Maßbecher waren verstreut. Blut befleckte die Erde.
Selene schloss die Augen. Die letzten Augenblicke des Mädchens waren offensichtlich entsetzlich gewesen.
»Ist es Hannah, die Kesselflickerin?«, fragte Selene.
»Das wäre schwer zu erkennen«, antwortete einer der Männer leise, »wäre da nicht ihr Haar. Das ist Hannah, in der Tat.«
Rourke schaute in die Dunkelheit am Straßenrand. Obwohl tiefste Dunkelheit herrschte, die die Sterblichen mit ihren Augen nicht durchdringen konnten, nahm er ein kleines, armseliges Cottage wahr. Draußen weidete ein altes Pferd neben einem Wagen. Es war derselbe Wagen, in dem der Stiefvater der Kinder in die Stadt gekommen war.
In diesem Moment ging das Cottage in Flammen auf.
Vier Tage später klopfte der Wachtmeister der Gemeinde, der die Ermittlungen zum Mord an Hannah geführt hatte, an Swarthwicks Tür und teilte, nachdem er hereingebeten worden war, die Ergebnisse seiner Ermittlung mit. Selene sorgte dafür, dass Nathan, Hannah und Kate unter Leesons Anleitung im hinteren Innenhof mit ihren täglichen Kricket-Lektionen beschäftigt waren, bevor sie sich zu ihnen gesellte.
»Ja, Euer Durchlaucht.« Der Wachtmeister nickte. »Nach dem Missgeschick mit ihrem Wagen hat unsere arme Hannah anscheinend einige Tage damit verbracht, mit den Zirkusleuten zu reisen und zu lagern. Nach dem, was man mir erzählt hat, ist sie schließlich allein aufgebrochen, vor den anderen, in der Absicht, zu ihrem Heim in Dornenmoor zurückzukehren. An irgendeinem Punkt muss sie den Weg ihres Mörders gekreuzt haben. Wir haben ihn in dem ausgebrannten Cottage gefunden, das Messer zu seinen Füßen. Es waren andere Gegenstände zu finden, von denen Leute sich erinnern, sie in Hannahs Wagen gesehen zu haben. Er könnte sie dort gefangen gehalten haben, in seinem Haus, tagelang, bevor sie versuchte zu fliehen. Wir glauben, dass er, nachdem er das Mädchen getötet hat, sich selbst
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