Shadow Guard: Wenn die Nacht beginnt (German Edition)
England eingetroffen war, nachdem die Morde begonnen hatten. Er hatte außerdem einen Blick auf den handgeschriebenen Brief werfen können, der ihn bezichtigte, an den Verbrechen des Rippers beteiligt zu sein. Obwohl der Schreiber versucht hatte, seine Schrift zu verstellen, erkannte Archer sie mühelos als die des Rippers.
Fluchend ging er in der schmalen Zelle auf und ab. Wie lange würde es dauern, bis sie ihn entließen?
Die einzige Möglichkeit, wie er aus der Zelle entkommen konnte, wäre, sich in einen Schatten zu verwandeln und durch die Metalltür zu schlüpfen. Doch der junge Sergeant draußen vor seiner Zelle beobachtete jede seiner Bewegungen, und er würde ihn nicht nur sehen, sondern von seinen paranormalen Fähigkeiten berichten können. Er war Archer niemals nahe genug gekommen, damit der ihn hätte berühren und seinen Geist schwärzen können. Steif setzte sich Archer auf einen Hocker mitten in seiner Zelle. Er senkte den Kopf in die Hände und richtete sich darauf ein zu warten.
Stunden später saß Elena, benommen vor Erschöpfung, mit einer anderen Krankenschwester auf einer Bank. Seit die Opfer aus der Brauerei nach und nach eingetroffen waren, hatte sie keine Gelegenheit gefunden, nach Black House aufzubrechen. Mit Harcourts Erlaubnis hatte sie einen der Krankenhauskuriere mit einem Brief fortgeschickt, in dem sie Selene über Archers Verhaftung informierte.
Ihr Rücken schmerzte vom stundenlangen Stehen auf dem Linoleumboden des Hospitals. Sie knotete ihre Schürze auf, die hoffnungslos besudelt war. Traurigerweise waren zwei Brauereiarbeiter an ihren Verletzungen gestorben, aber Dr. Harcourt und die drei Nachtärzte hatten das Leben der anderen gerettet.
»Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber ich bin halb verhungert«, rief die stets fröhliche Schwester Braxton und lehnte sich neben Elena an die Wand. Auch sie nahm ihre Schürze ab und benutzte den Zipfel, um sich etwas Blut vom Handgelenk zu rubbeln.
Elena sah auf ihre Uhr. »Es ist zu früh für den Speisesaal.«
Nicht, dass sie Hunger gehabt hätte. Ihr Magen war vollkommen verkrampft, seit man Archer weggebracht hatte. Ihre einzige gnädige Ablenkung war das Hospital gewesen, dass sich als zuverlässiger Rettungsanker erwiesen hatte … bis jetzt.
Wo war Archer jetzt? Warum hatten die Polizisten ihn und Mr Leeson mitgenommen – und würde man sie bald freilassen? Wieder und wieder gingen ihr diese Fragen durch den Kopf.
Schwester Braxton stieß sie mit dem Ellbogen an. »Da ist dieser Krämer an der Philpot, der hat immer früh geöffnet. Kommen Sie mit mir. Sie wissen, dass wir das Krankenhaus nicht allein verlassen sollen.«
Harcourt eilte vorbei, offensichtlich alarmiert von irgendeinem neuen Notfall. Eine der Tagesschwestern, die gerade zum Dienst erschienen war – das Haar adrett zurückgekämmt, die Tracht makellos und gestärkt – folgte in seinem Kielwasser.
»In Ordnung«, stimmte Elena zu.
Alles war ihr recht, um nicht untätig zu sein. Sie würde keine Ruhe finden, bis sie wusste, dass man Archer entlassen hatte.
Draußen machte die Nacht bleichem, blauem Morgenlicht Platz. Hinter dem Hospital überquerten sie und Schwester Braxton den Rasen und gingen die Philpot Street hinunter, wobei sie sich einer erklecklichen Anzahl von Kaiarbeitern und Lagerhauspackern auf dem Weg zur Themse anschlossen. Schließlich kamen sie zu dem Krämer. Licht fiel durch die Fenster auf die anderen Kunden. Sie gingen unter der gelben Markise entlang, und Schwester Braxton drückte die Tür auf.
»Schwester Whitney!«
Elena hielt inne. Lizzy stand an der Ecke des Gebäudes, ein schiefes, entschuldigendes Lächeln im Gesicht. Sie trug ihre alten Kleider und sah schmuddelig und erschöpft aus, als hätte sie die Nacht auf der Straße verbracht.
Elena sagte zu Schwester Braxton: »Gehen Sie nur hinein. Ich werde mich gleich zu Ihnen gesellen.«
Schwester Braxton sah neugierig zu Lizzy hinüber und nickte. »In Ordnung.«
Einige schnelle Schritte, und Elena stand vor dem Mädchen.
»Lizzy, was ist passiert? Warum sind Sie nicht in Black House?«
»Es ist ein Telegramm von der Königin persönlich, Sir. Sie verlangt in unmissverständlichen Worten die Freilassung Seiner Lordschaft. Unverzüglich.«
Archer saß auf dem Hocker in der Mitte seiner Zelle. Er hörte die Worte und begriff, dass Selene Ihrer Majestät telegrafiert haben musste, aber sein Blick blieb starr auf das schmale Fenster auf der anderen Seite des Raums
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