Shadow Guard: Wenn die Nacht beginnt (German Edition)
Kerrigan und Mrs Hazelgreaves kamen herein, eine Garde von zwei Personen in Rosa und Grün. Beide Frauen lächelten angespannt.
Lady Kerrigan hielt zwei Gläser in den Händen. »Hätte einer von Ihnen vielleicht Lust auf eine Erfrischung?«
Archer lehnte sich gegen den Fensterrahmen, in einer Pose lässiger Anmut. »Nein, aber vielen Dank.«
Mrs Hazelgreaves drohte ihm spielerisch mit ihrem Gehstock. »Sie hat nicht wirklich gefragt, ob Sie Limonade wollen. Was Sie sagte, war, dass Sie sich … auffällig benehmen. Alle reden. Oder zumindest tuscheln sie. Und Tuscheln ist schlimmer als Reden.«
Lady Kerrigan drückte Elena ein Glas in die Hand und reichte das zweite Lord Black. »Nachdem Sie so exotische Orte bereist haben, muss es schwierig sein, zu den strengeren Regeln der guten Gesellschaft zurückzufinden.«
Elenas erster Instinkt war es, Lord Black zu verteidigen, aber er wirkte nicht im Mindesten verlegen. Bei Licht besehen war sie es auch nicht. Sie nippte an ihrer Limonade.
Archer antwortete leise: »Ms Whitney war erschöpft. Ich habe sie lediglich hierher gebracht, damit sie sich abseits der Aufregung und der Lichter erholen konnte. Ich bin ihr Vormund – sollte ich mich nicht um ihr Wohlergehen sorgen?«
Lady Kerrigan stieß ein nervöses Lachen aus. »Es gibt verschiedene Definitionen von ›Wohlergehen‹. Bitte, nehmen Sie dies als Kompliment, Lord Black, aber Ms Whitneys Gesellschafterin hat noch nie einen Vormund wie Sie gesehen. Ich muss Sie warnen – allein der geringe Altersunterschied zwischen ihnen wird zu Gerede führen.«
Mrs Hazelgreaves pochte mit ihrem Gehstock auf den Teppich. »Und Gerede oder Getuschel, das ist etwas, das ich einfach nicht dulden werde. Dies ist der Grund, warum Ihre Rechtsanwälte mich als Gesellschafterin des Mädchens eingestellt haben, habe ich nicht recht, Lord Black? Um nämlich sicherzustellen, dass ihr Charakter über jeden Tadel erhaben ist.«
»Ja, in der Tat.« Er sah Elena an. Erheiterung blitzte in seinen Augen.
Sie biss sich auf die Unterlippe, um nicht zu lächeln.
»In diesem Sinne«, verkündete Mrs Hazelgreaves, »ich bin erschöpft und wünsche nach Black House zurückzukehren.«
Elena protestierte leise: »Wir sind doch gerade erst angekommen.«
Lady Kerrigan flehte: »Sie werden Eddy verpassen.«
Mrs Hazelgreaves rümpfte die Nase. »Er ist beim Court Circular auf Balmoral.«
»Erst heute Nachmittag hat er in einem Telegramm angedeutet, dass er vielleicht mit dem Zug kommen würde, nur für die Nacht.«
Eine Grimasse verzerrte die Lippen der älteren Frau. »Eddy ist ein Dummkopf.«
»Nichtsdestotrotz«, flüsterte Lady Kerrigan mit einem Blick über ihre Schulter, um sich davon zu überzeugen, dass niemand sonst sie hören würde, »könnte dieser Dummkopf sehr gut unser zukünftiger König sein.«
Mrs Hazelgreaves’ Lippen verzogen sich zu einer dünnen, weißen Linie. »Es ist fast Mitternacht.«
»Natürlich.« Elena nickte. »Wenn Sie erschöpft sind, sollten wir gehen.«
Lord Black richtete sich zu voller Größe auf. »Ich werde veranlassen, dass Ihre Kutsche gebracht wird.«
Elena murmelte. »Vielen Dank, Lord Black.«
Mrs Hazelgreaves sah ihn mit schmalen Augen an. »Ms Whitney wirdmich begleiten.«
Er zog die dunklen Brauen hoch. »Das habe ich nicht bezweifelt.«
Archer schritt durch die überfüllte Galerie, den Blick starr auf den Ausgang gerichtet. Die Stimmen und Gedanken der Leute im Raum um ihn herum hallten unerfreulich in seinem Kopf wider. Verdammt, die Hälfte der Bevölkerung von West London plante, ihn morgen Nachmittag in Black House zu besuchen, um ihn daheim willkommen zu heißen.
Als er die Türen fast erreicht hatte, veränderte sich etwas – er durchschritt eine Zusammenballung von Gedanken, die ihn innehalten ließ. Die Gedanken Unsterblicher waren durch die natürliche Ordnung der Dinge geschützt. Er war nicht in der Lage, Leesons oder Selenes Gedanken zu lesen – oder die Gedanken des jungen Unsterblichen, der sich anscheinend hier unter die Gäste der Kerrigans gemischt hatte. Jedoch gab sich eine Anzahl von Frauen gegenwärtig Fantasien über jemanden hin, den er mühelos erkannte. Er suchte und fand schnell einen blonden Herrn, der die Schar schöner Frauen, die sich um ihn versammelt hatte, um mehr als Haupteslänge überragte.
»Der unfassbare Lord Black«, rühmte ihn der blonde Amaranthiner und hob sein Kristallglas zum Gruß. Ein kurz geschnittener Bart umrahmte das schelmische
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