Shadow Guard: Wenn die Nacht beginnt (German Edition)
Lächeln in seinem Gesicht.
Das lenkte die Aufmerksamkeit einer ganzen Schar Frauen auf Archer. Es waren reife Frauen – als Anstandsdamen ausgewählte Witwen und wahrscheinlich einige abenteuerlustige verheiratete Damen. Eine Welle des Interesses brandete Archer entgegen, als er näher trat. Marcus Helios, Lord Alexander, spürte sie ebenfalls. Sein Lächeln wurde sofort eisig.
»Alexander«, begrüßte Archer ihn mit einer knappen Neigung des Kopfs.
»Was für eine Überraschung, Englands menschenscheuesten Edelmann unter uns niederen Sterblichen wandeln zu sehen.«
Ein platter Scherz unter Unsterblichen, und einer, den Archer nicht im Mindesten komisch finden konnte. Im Gegensatz zu ihm hatte Mark es stets genossen, sich in Gesellschaft und Frauenbetten zu amüsieren.
»Keine geringere Überraschung als die, Sie hier zu sehen. Bestimmt haben Sie viel für Ihre Abreise vorzubereiten?«
Bei den Damen regte sich allgemeiner Protest, und sie schüttelten vehement ihre kunstvoll frisierten Köpfe.
Mark runzelte die Stirn. »Ich fürchte, Sie sind falsch informiert worden. Ich hege keine Reisepläne.« Er richtete den Blick auf eine junge Frau und dann auf eine andere, und das Lächeln kehrte sogleich auf seine Lippen zurück. »Jedenfalls keine, die mich weiter führen würden als zu einem Hausfest in Yorkshire oder einer Jagd in Kent.«
Die Damen kicherten verhalten.
»Sie und ich sollten reden.«
Mark hob das Glas an die Lippen, auf denen nun kein Lächeln mehr lag. »Daran besteht kein Zweifel.«
»Guten Abend.« Archer verbeugte sich vor den Damen und drehte sich auf dem Absatz um, um den Weg zur Tür einzuschlagen.
»Black«, rief Mark ihm nach.
Archer hielt inne und spürte, wie ihn der Blick des jungen Unsterblichen eiskalt streifte. »Ja, Alexander?«
»Ihr Mündel ist einfach bezaubernd.«
Mrs Hazelgreaves schaute finster aus dem Kutschenfenster und fixierte dann Elena und Lord Black mit argwöhnischem Blick. In der Luft lag der Duft von Regen. Neben ihnen knarrte die geöffnete Tür des Wagens im Wind, und die Stufen waren heruntergeklappt. Der Diener stand in respektvoller Entfernung da. Weitere Kutschen fuhren vor, um Mitglieder der lärmenden und gut gekleideten Menge, die sich auf der Treppe versammelt hatte, abzuholen, während andere gerade erst eintrafen.
»Werden Sie ebenfalls nach Black House zurückkehren, Mylord?«, fragte Elena, die nicht wollte, dass ihre Zeit mit ihrem geheimnisvollen Vormund endete.
»Noch nicht.«
Sie konnte nicht umhin, sich zu fragen, wohin er gehen würde. Gehörte Lord Black einem Klub an wie die anderen Herren seiner Klasse? Schätzte er Glücksspiele, Zigarren oder Alkohol?
»Ich habe immer noch so viele Fragen an Sie.« Sie raffte ihren Umhang gegen die nächtliche Kälte vor der Brust zusammen.
Sein Blick fiel dorthin, auf ihre Hände, dann wanderte er hinauf zu ihren Lippen. »Morgen früh werde ich all Ihre Fragen beantworten.« Er hob die Hand, dann berührte er mit den Fingerspitzen ihre Wange. Aufregung ließ ihren Magen prickeln.
Ein hartes Klopfen erklang an der Fensterscheibe neben ihnen.
»Ich nehme an, ich sollte einsteigen«, flüsterte sie. Bedauern lag in ihrer Stimme.
Langsam und lächelnd zog er die Hand zurück. »Dann wünsche ich Ihnen jetzt eine gute Nacht, Ms Whitney.«
Er ergriff Ihren Ellbogen und half ihr in die Kutsche.
Eine halbe Stunde später rollte Archers Kutsche vom Strand auf die Whitehall. Obwohl es kurz nach Mitternacht war, herrschte auf Londons Straßen immer noch Verkehr. Die Nachtschwärmer drängten sich. Als die Säulenfront der Admiralität in Sicht kam, schloss Archer die Augen und verwandelte sich in einen Schatten. Seine Kutsche fuhr klappernd weiter.
Er schwebte in der dunklen Straße über regennassen Pflastersteinen. Eingehüllt in Dunkelheit rauschte er unter die Arkaden von Whitehall Nr. 4 und schlüpfte zwischen Tür und Rahmen hindurch.
Er folgte den Misstönen, der aufreizenden Schwärze und dem üblen Geruch seiner Beute, die wie eine dunkle Sonate durch die Luft drangen. Unterwegs kam er an einem Sergeant und drei uniformierten Polizeiwachtmeistern vorbei.
Endlich gelangte er in einen kleinen, fensterlosen Raum neben dem Büro des Assistenten des Kommissars. Die Tische waren mit Untersuchungsberichten, Fotografien und leeren Tassen übersät, aber für Archer war ein Karton mit Briefen das Interessanteste.
Er nahm den ersten Brief samt anhängendem Umschlag heraus und prüfte jeden
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