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Shadow Guard: Wenn die Nacht beginnt (German Edition)

Shadow Guard: Wenn die Nacht beginnt (German Edition)

Titel: Shadow Guard: Wenn die Nacht beginnt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Lenox
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an die Ziegelsteine, stieg auf die Straße hinab und ging in nördlicher Richtung den Houndsditch entlang.
    Wie ein gespenstischer Fischer warf er das gewaltige Netz seiner Sinne aus und fing nur die bösartigsten Gedanken ein. Worte, Gefühle und andere nebulöse Reste blieben wie Spinnweben an seinem Geist kleben. Verzweiflung. Neid. Habgier. Er schüttelte sie ab, denn sie gehörten nicht dem einen, den er suchte. Seine Beute würde sich durch ein fehlendes Gewissen auszeichnen und eine Neigung zum Bösen, die den dunkelsten Wahnsinn noch übertraf.
    »Suchst du nach Gesellschaft für heute Nacht?«, rief eine Frau aus einer schmalen Gasse.
    Sie schien nicht mehr zu sein als ein dünner Schatten in einer schmuddeligen Schürze. Sie stand mitten im Regen, die Tropfen klatschten in die Pfützen, die sich auf der löchrigen Straße angesammelt hatten.
    »Ich bin das richtige Mädchen für dich, jawohl, das bin ich.«
    Die Werbung war nicht für Archer bestimmt, sondern eher für die drei jungen Männer, die vor ihm über den Gehsteig schlenderten, den Rücken durchgedrückt wie Soldaten, während sie ihr Bestes taten, so auszusehen, als gehörten sie auf diese rauen Straßen. In Wirklichkeit waren sie Jüngelchen aus respektablen Häusern, und hier in diesem Bezirk auf einer Mutprobe unterwegs, die sie einander gestellt hatten. Sie gingen jetzt ein wenig schneller.
    Als er näher kam, bebten seine Nasenflügel. Eine ungewöhnliche Menge Bosheit besudelte die Luft. Er nahm seine menschliche Gestalt an und ging über die Pflastersteine auf die Frau zu, wobei er eine Brille mit dunklen Gläsern aus seiner Tasche zog. Eilig setzte er sie auf, um den noch nicht verblichenen Glanz seiner Augen zu verbergen.
    Als die Frau ihn sah, versteifte sie sich, offensichtlich erschrocken über sein plötzliches Auftauchen aus der Dunkelheit. Sie unterdrückte ihre Verwirrung wohl, denn ein Lächeln kehrte auf ihre Lippen zurück. Irgendwo in der Ferne begann jemand auf einem arg verstimmten Zymbal eine Melodie zu spielen. Sie waren gleich hinter der Commercial Street, einer selbst zu dieser Stunde noch bevölkerten Straße.
    »Was ist mit Ihnen, Meister?« Sie kicherte, ein trunkener Versuch, verführerisch zu sein. »Was tut ein gut aussehender Herr wie Sie heute Nacht allein auf der Straße?«
    »Guten Abend, Madam.« Er tippte sich an den Zylinder und blieb vor ihr stehen.
    »Ich bin Kate, Schätzchen, und Siiie sind der schnuckeligste Bursche, den ich je nachts hier gesehen habe.« Sie schwankte auf ihn zu und legte flirtend eine Hand auf seine Schulter; sie roch, als hätte sie in Gin gebadet. Die Bewegung offenbarte etwas an der Ziegelsteinmauer hinter ihr, etwas Bleiches, wie Kreide. Wegen der Dunkelheit wäre das Zeichen jedem Sterblichen verborgen geblieben, seinem übersinnlichen Blick offenbarte es sich jedoch als klar konturiertes Relief: N.
    Eine Schmiererei oder ein Kratzer, den eine Schubkarre im täglichen Gedränge hinterlassen hatte? Archer griff über ihre Schulter. Sie zuckte zusammen.
    »Entschuldigung«, sagte er.
    Er hielt seine weiß gewordenen Fingerspitzen an die Nase und atmete den schwachen, aber unverkennbaren üblen Geruch ein – den gleichen, den er in der Asservatenkammer wahrgenommen hatte, während er die Briefe untersucht hatte. Schwefel gemischt mit eitriger Fäulnis. Sein Blut pulsierte durch seine Adern, ein Hinweis, dass die Seele, die er jagte, vielleicht nahe war.
    »Schon gut, Meister. Wir sind in diesen Nächten alle ein wenig nervös.« Sie lächelte breit; doch ihre Hand, die sie in einer schützenden Geste auf die Kehle presste, verriet ihre Furcht. »Immerhin treibt ein Wahnsinniger hier sein Unwesen.«
    »Davon habe ich schon gehört.«
    »Denken Sie, man wird ihn schnappen, bevor er wieder tötet?« Ihr Blick wanderte zu den dunkleren Schatten auf der anderen Seite der Straße.
    »Daran habe ich keinen Zweifel. Wissen Sie zufällig, wer dieses Zeichen hinter Ihnen hinterlassen hat?«
    Sie schaute über ihre Schulter. »Hmpf! Ich dachte, er hätte etwas gekritzelt.«
    »Wer?«
    »Ein anderer Herr, elegant gekleidet wie Sie. Hat etwas aus seiner Tasche gezogen, jawohl, und auf die Wand gekritzelt, aber Siiie haben viel bessere Augen als ich, selbst mit diesen dunklen Brillengläsern, wenn Sie erkennen können, was er geschrieben hat.«
    »Es scheint ein N zu sein.«
    Sie zuckte die Achseln. »Könnte stimmen.«
    »Wieso?«
    »N für Mr Nemo.« Sie wedelte mit der schlaffen Hand. »Er

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