Shadow Guard: Wenn die Nacht beginnt (German Edition)
auf die er Jagd machte, nicht einmal von jenen, die in diesen gefährlichen, übernatürlichen Status transzendiert waren. Die Spielregeln hatten sich verändert und waren unendlich gefährlicher geworden. Aber wann war es geschehen? Wie stark war Jack geworden?
Mit einem Knurren öffnete er den Brief.
Black.
Willkommen in London. Haben Sie Gefallen gefunden an den beiden liebreizenden Geschenken, die ich Ihnen hinterlassen habe?
Ihr Mündel ist ein entzückendes Mädchen. Ich habe gehört, sie bereitet sich auf einen medizinischen Beruf vor? Ich könnte sie das eine oder andere über menschliche Anatomie lehren, da ich in letzter Zeit ein Experte in diesem Fach geworden bin … haha! Vielleicht sollte ich sie aufsuchen und ihr eine Lektion erteilen, wenn ich von meiner kurzen Reise zurück bin.
Bis dahin.
Elena fuhr hoch und riss sich aus dem beunruhigenden Traum heraus. Sie war durch eine dunkle, neblige Straße gerannt. Sie hatte Angst gehabt. Schreckliche Angst. Plötzlich hatten sich alle Straßenlaternen aus Metall und Glas in schwarze Bäume mit loderndem Geäst verwandelt. Jemand hatte sie verfolgt – jemand, dessen schwere Schritte dem gleichen Rhythmus folgten wie ihr hämmerndes Herz.
Glücklicherweise hatte sie irgendetwas geweckt. Das Schließen einer Tür? Stimmen?
Von ihrem Platz auf dem Fenstersitz aus spähte sie zu der Uhr auf dem Kaminsims. Elf Uhr. Sie schob das Lehrbuch, in dem sie gelesen hatte, von ihrem Schoß auf das Kissen neben sich und ging zur Tür.
Als sie sie öffnete, erhaschte sie einen Blick auf Mr Leeson, der ein Haufen Kleider auf den Armen trug und auf die Dienstbotentreppe zuging. Den Flur hinunter war unter der Tür zu den privaten Räumen Lord Blacks Licht zu sehen.
Elena stieß den Atem aus, ein wenig nervös jetzt.
Sie hatte versucht, wach zu bleiben, bis er zurückkehrte. Sie musste ihm dafür danken, dass er Lizzy die Position als Hausmädchen gegeben hatte. Vielleicht würde sie am Morgen keine Gelegenheit mehr haben, mit ihm zu sprechen, bevor sie zu ihrer Schicht im Hospital aufbrach.
Sie überzeugte sich davon, dass die Knöpfe ihres Morgenrocks alle geziemend geschlossen waren, und strich sich mit den Fingern kurz durchs Haar.
Einen Moment später klopfte sie an seine Tür.
»Herein«, rief er angespannt.
Sie erstarrte, denn sie hatte vollauf damit gerechnet, dass er an die Tür kommen würde, wo sie kurz ihren Dank hätte vorbringen können und sich eilends wieder in ihr Zimmer zurückziehen.
In der nächsten Sekunde wurde die Tür aufgerissen. »Leeson …«
Elena trat zurück. Lord Black ragte über ihr auf, und seine breiten Schultern versperrten ihr die Sicht auf den Raum dahinter. Er trug kein Hemd – nur eine lose gegürtete Hose, die tief auf seinen markanten Hüften saß. Offensichtlich hatte er gerade gebadet. Sein Haar war feucht, und sie konnte die Seife auf seiner Haut riechen.
»Nein, nicht Leeson«, antwortete sie atemlos. »Ich bin es nur.«
»Hallo … nur Sie.« Er schien nicht sehr erfreut, sie zu sehen. Sein Blick war eindringlich, und er presste die Kiefer aufeinander.
»Ich – ich wollte mit Ihnen über etwas sprechen.«
»Gut. Ich habe ebenfalls den Wunsch, mit Ihnen zu sprechen.«
Bevor sie reagieren konnte, wandte er sich von ihr ab. Mit trockenem Mund schaute sie ihm nach und betrachtete seine wohlgerundeten Schultern und den muskulösen Rücken. Sein Haar klebte ihm an der Haut, ein dicker feuchter Vorhang. Hatte sie jemals etwas so Schönes gesehen? Sie hatte Statuen und Kunstwerke gesehen, aber Lord Black war kraftvoll und lebendig, und seine katzenhafte Anmut war zutiefst verwirrend.
Sie folgte ihm, aber nur so weit, bis sie auf der Türschwelle stand. »Ich weiß, es ist spät, und ich möchte nicht stören. Aber ich wollte mich bei Ihnen bedanken.«
Er trat neben seinen Rasiertisch und schaute über die Schulter. »Dafür, dass ich Ihr Mädchen, Lizzy, nach Black House gebracht habe?«
»Ja.«
Feuerschein erhellte sein Zimmer. Gewaltige schwarze Möbel, elegant mit heller asiatischer Seide bespannt, beherrschten den Raum. Sie konnte sich nicht dazu überwinden, direkt zum Bett hinüberzublicken. Stattdessen suchte sie sein Spiegelbild in dem goldgerahmten Spiegel.
Seine Augen blitzten dunkel. »Wenn Sie mich besser kennen würden, würden Sie mir nicht danken.«
Ihr Lächeln verblasste. »Ruinieren Sie nicht mit Worten die wunderbare Tat, die Sie vollbracht haben.«
Er zog ein weites Leinenhemd an – in
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