Shadow Guard: Wenn die Nacht beginnt (German Edition)
viel zu oft von Mrs Hazelgreaves’ »Stärkungsmitteln« gehört. Sie würde die Situation mit Dr. Harcourt besprechen, wenn sie morgen früh wieder ins Krankenhaus ging. »Dann werde ich meine Mahlzeit in meinem Zimmer einnehmen und mich meiner Lektüre widmen.«
»Sehr wohl. Ms Harper und ich werden in der Küche Bescheid sagen. Oh, und konnten Sie mit der Gräfin sprechen?«
»Ja.« Schlangen! »Ah – ich habe ihr die Handtücher gegeben, und was den Rest betrifft, wie die Bettwäsche, die würde ich draußen vor ihre Tür legen, damit sie sie austauschen kann, wenn es ihr passt.«
Elena kehrte zur Treppe zurück und raffte ihre Röcke, um hinaufzugehen; sie fühlte sich, als könnte sie schweben. Sie hatte ein so wunderbares und unerwartetes Geschenk bekommen und war so aufgeregt, dass sie die Gräfin und ihre Schlangen beinahe vergaß.
Sie erinnerte sich an Lord Blacks Gesichtsausdruck an diesem Nachmittag, als ihre Droschke davongerollt war. Er hatte so streng gewirkt, so reserviert.
Wenn sie daran dachte, dass er sich im nächsten Moment durch die Menge gezwängt hatte, um Lizzy zu finden – wie konnte sie ihm jemals dafür danken?
Stunden später zog Leeson die schweren Vorhänge zu und blendete den unergründlichen Nachthimmel aus.
»Mylord, ich habe Ihre Tageskorrespondenz auf Ihren Ankleidetisch gelegt.«
Er durchquerte den Raum und stocherte mit dem Schürhaken in der Glut, um das Feuer anzufachen.
Archer kam aus seinem Ankleidezimmer und gürtete seine Flanellhose in der Taille. »Irgendetwas Interessantes?«
»Nicht, dass ich mich erinnern würde. Nur die letzten Kontoauszüge. Und etliche Besuchskarten und Vorstellungsschreiben von Leuten, die Ihre Bekanntschaft zu machen wünschen. Mr Jasper fragte, ob Sie in Kürze einmal nachmittags zu Hause sein würden, um Besucher zu empfangen.«
Archer runzelte die Stirn. Was für eine grässliche Vorstellung. Wäre Elena nicht gewesen, würde niemand außer seinen Anwälten und Bankiers auch nur ahnen, dass er in London weilte.
»Ich nehme an, wir müssen das irgendwann tun.« Archer musste Mrs Hazelgreaves aufsuchen. Viele der außergewöhnlichsten Juwelen der Welt wurden nur ganz exklusiv vorgezeigt. Vielleicht konnten Elena – und er, was das betraf – sich tatsächlich die Unannehmlichkeiten eines großen, förmlichen Ereignisses ersparen, und sie konnten potenzielle Verehrer in kleinerer Gesellschaft empfangen.
Lord Blacks Sekretär ging durch den Raum und hob auf, was sein unsterblicher Arbeitgeber an Kleidungsstücken verstreut hatte, als er auf dem Weg zum Badezimmer gewesen war. »Werden Sie heute Nacht wieder in die Stadt fahren?«
»Ja.« Archer wühlte im Posthaufen. »Noch vor Mitternacht.«
Sein Blick blieb an etwas hängen.
»Leeson, erinnern Sie sich an den hier?« Er hob einen Umschlag hoch.
Im Zuge seiner Pflichten öffnete Leeson all seine Korrespondenz – alles bis auf jene Sendschreiben, die das dreieckige Siegel der Ahnen trugen. Dieser Umschlag, kleiner als die im Rest des Stapels, war ungeöffnet geblieben.
Leeson kniff die Augen zusammen. »Nein, Sir. Seltsam, den muss ich übersehen haben.«
Archer starrte auf den Namen, geschrieben in einer großen, dunklen Schrift über der Adresse von Black House, doch es gab keine anderen Zeichen. Irgendetwas kitzelte seine Erinnerung – etwas Bösartiges und Hässliches. Archer nahm seinen Brieföffner vom Schreibtisch und schlitzte den oberen Falz des Umschlags auf.
Jacks widerwärtiger Duft quoll heraus wie ein Seuchenhauch. Mit einem Fluch zerknüllte Archer instinktiv den Umschlag in der Hand.
»Was ist los, Euer Lordschaft?« Leeson musterte ihn besorgt von der gegenüberliegenden Seite des Raums über den Stapel an Kleidungsstücken in seinen Armen hinweg.
Archer wollte schreien. Wollte fluchen. Aber allein. Mit gedämpfter Stimme antwortete er: »Es ist nichts. Sie können gehen.«
»Sehr wohl, Sir. Dann werde ich diese Dinge mit nach unten nehmen, damit sich die Wäscherin darum kümmern kann. Haben Sie Hunger? Wollen Sie, dass die Küche etwas heraufschickt?«
»Nicht heute Abend.«
Archer wartete, bis sein Sekretär die Tür hinter sich zugezogen hatte, bevor er den Umschlag auf der hölzernen Oberfläche seines Schreibtischs glattstrich.
Er hatte einen Brief von seiner verdammten Zielperson erhalten.
Jack the Ripper war transzendiert. Aber so etwas hatte es noch nie gegeben. Er hatte niemals eine direkte Mitteilung von irgendeiner der Seelen erhalten,
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