Shadow Guard: Wenn die Nacht beginnt (German Edition)
einen Schlüssel.«
Archer hatte Mr Matthews bereits nach irgendeiner Spur von abnormer Verderbnis abgesucht und nichts Besorgniserregendes gefunden. Archers Augen wurden schmal. »Steht Mr Limpett heute Nachmittag für ein Gespräch mit mir zur Verfügung?«
»Mr Limpett war während der letzten Woche in Urlaub. Ich kann ihm selbstverständlich eine Nachricht für Sie überbringen.«
»Nicht nötig.«
»Sehr wohl. Ms Whitney, es war mir wirklich ein Vergnügen.«
»Vielen Dank für Ihre freundliche Begleitung, Mr Matthews.«
»Euer Gnaden, gibt es sonst noch etwas, das ich für Sie tun könnte?«
»Ich habe alles hier, was ich brauche.«
Alles bis auf eine Originaltafel und Mr Limpett.
Mr Matthews zog die Tür leise hinter sich zu.
Mark trat vor. »Ms Whitney, ich hatte noch nicht das Vergnügen. Ich bin Marcus Helios, Lord Alexander. Die Gräfin Pawlenko ist meine Schwester.«
Elena lächelte und schaute zwischen den beiden hochgewachsenen, schlanken Unsterblichen hin und her. »Sagen Sie nicht, Sie sind Zwillinge.«
»Die sind wir in der Tat.«
»Helios und Selene.« Sie sog scharf die Luft ein. »Ich komme gerade aus dem ägyptischen Salon und nehme an, Sie beide wurden nach Alexander Helios und Kleopatra Selene benannt, Königin Kleopatras Zwillinge mit Marc Antonius.«
Selene kam näher. In ihren Augen stand ein provokativer Glanz. »Unsere Mutter war in der Tat fanatisch, was alles Ägyptische betraf.«
Fragend zog Elena die Brauen hoch. »Und Sie sind beide Bekannte von Lord Black? Sie drei sind beschäftigt mit dem Erwerb und der Erhaltung von Antiken?«
Mark verdrehte die Augen und murmelte: »Verdammt, ich nehme an, so ist es.«
Als sie das Museum verließen, waren die Schatten in den Straßen lang. Dünner Nebel schwebte in der Luft und wirbelte um Elenas Röcke, während sie darauf warteten, dass der Fahrer die Victoria-Kutsche aus den Ställen holte. Die beiden anderen waren bereits in einer Droschke aufgebrochen, die zerfallene Schriftrolle in einer Hülse unter Marks Arm.
Schon bald hielt Lord Blacks makellose Kutsche vor ihnen an. Gerade als Archer Elena hinaufhalf, flammten die Gaslaternen auf, die die Allee säumten.
Elena erschauerte, als er sich neben sie setzte.
»Sie frieren.«
»Ein wenig«, gestand sie und rieb sich die Hände.
Er spürte die Anspannung in ihr und wusste, dass sie sich genau wie er an ihre leidenschaftliche Umarmung in dem Ausstellungssaal erinnerte.
»Dann rücken Sie näher an mich heran.«
Mit einem scheuen Lächeln schmiegte sie sich dichter an ihn.
Die Kutsche fuhr die Allee hinunter und kam hinter einer Anzahl anderer Wagen zum Stehen, die alle darauf warteten, die Kreuzung zu passieren. Ungeduldige Rufe erklangen überall.
Lord Blacks Kutscher rief einem anderen Wagenfahrer etwas zu, dessen Wagen klappernd vorbeirollte. »Was ist das Problem da vorn?«
»Alle versuchen, rasch nach Hause zu kommen, und es ist kein Beamter da, der den Verkehr regelt. Sie sind alle für zusätzliche Patrouillen nach Whitechapel gerufen worden.«
Der Fahrer nickte und tippte zum Dank an seinen Hut.
»Sir! Sir! Und Mylady!«
Elena schaute seitlich aus dem Wagen und sah einen Mann mit einem roten Samtzylinder, der sie und alle anderen in Hörweite anrief.
»Vergessen Sie Tussaud’s, denn wir haben hier die besten Wachsfiguren! Jack the Ripper und seine Damen. Kommen Sie und sehen Sie sich selbst ihre schrecklichen Gesichter an.«
Hinter ihm war ein Vorhang aus schwerer, grauer Leinwand angebracht worden. Der Stoff rollte sich am Saum und flatterte im Wind, und das bot Elena einen Blick auf ein Frauenkleidungsstück, das einer steifen, menschlichen Figur angezogen worden war.
Auf einem Schild auf der Brust stand EDDOWES.
Der Wind ließ ein wenig nach, der Vorhang fiel herunter und versperrte ihr wieder die Sicht.
Sie fuhr hoch, um den Türknauf zu drehen.
»Elena?«, rief Archer.
Sie sprang auf die Straße hinunter, raffte ihre Röcke und lief über den Bordstein und den Gehweg entlang.
Der Mann in dem Hut vollführte eine Drehung, als sie vorbeilief. »He, Ms Sie müssen zuerst bezahlen.«
Sie schob den Vorhang zur Seite und keuchte auf.
Dort im Schatten stand eine Frau aus Wachs, mit abscheulichem, falschem braunem Haar, das Gesicht zu einem schauerlichen Ausdruck des Entsetzens geformt. Um ihren Hals war ein Tuch gewickelt, das mit falschem Blut bespritzt war. An ihre Schürze war ein unbeholfen bemaltes Holzschild geheftet: KATE KELLY, und
Weitere Kostenlose Bücher