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Shadow Guard: Wenn die Nacht beginnt (German Edition)

Shadow Guard: Wenn die Nacht beginnt (German Edition)

Titel: Shadow Guard: Wenn die Nacht beginnt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Lenox
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nach Bermontsley zu gehen, um meine Annie zu besuchen, müssen Sie wissen. Ich bin vorbeigekommen, um zu fragen, ob Lizzy auch Lust hätte auszugehen, und da habe ich das arme Mädchen in diesem Zustand gefunden. Ihr Mann, der Mistkerl, hatte sie die Treppe hinuntergeworfen, jawohl.«
    Elena biss sich auf die Unterlippe und runzelte die Stirn. Niemand verdiente solche Gewalttätigkeit, erst recht nicht eine sanfte Seele wie Lizzy.
    »Nein.« Mrs Eddowes schüttelte resolut den Kopf. »Ich werde sie nicht nach Hause bringen. Sie kann bei mir bleiben, ich muss nur irgendwo die acht Pence für unser Bett auftreiben, sonst werden wir beide morgen früh im Armenhaus Wassersuppe essen.
    »Mrs Eddowes …«
    Die Frau winkte ab. »Ich werde das Geld auftreiben. Das tue ich immer.«
    Elena wusste, was das bedeutete. Es bedeutete, sich mit einem Fremden in eine dunkle Gasse zu wagen, auf das Risiko von Krankheit oder Tod hin, und das alles für eine oder zwei schäbige Münzen. Ein solches Unternehmen war gefährlich genug, auch ohne die zusätzliche Bedrohung durch Jack the Ripper, der Frauen wie Lizzy und Catherine gerade in diesen Straßen auflauerte. Sie verließen den Wartebereich und traten in die Stille des zentralen Flurs.
    »Warten Sie.« Elena legte Mrs Eddowes eine Hand auf den Arm, sodass diese stehen bleiben musste. Sie schaute sich um, um sich davon zu überzeugen, dass niemand sonst sie sah. Die Näherin hatte eine kleine Tasche in den Bund ihrer Schürze eingenäht. Sie zog einige Münzen heraus und drückte sie Mrs Eddowes in die schmale Hand. »Nehmen Sie die, für sich selbst und für Lizzy.«
    Elena betete, dass sie keinen Fehler machte. Die anderen Krankenschwestern hatten sie vor persönlicher Wohltätigkeit gewarnt. Sie sagten, sie würde von dem, was dabei herauskam, nur enttäuscht sein. Aber aus irgendeinem Grund hatte Lizzy eine Saite tief in ihrem Inneren zum Schwingen gebracht, und Mrs Eddowes schien aufrichtig an dem jungen Mädchen gelegen zu sein.
    »So eine unerwartete Freundlichkeit.« Ungläubig starrte sie auf die Münzen in ihrer Hand. »Lizzy wird so dankbar sein.«
    »Sagen Sie ihr nicht, dass Sie das Geld von mir haben. Lassen Sie die Freundlichkeit Ihre eigene sein.«
    Zum ersten Mal trafen sich ihre Blicke wirklich. Plötzlich änderte sich der Gesichtsausdruck der Frau, und Begreifen trat in ihre Züge. »Himmel, meine Liebe, ich kenne Sie von irgendwoher, nicht wahr?«
    »Ich arbeite jetzt seit drei Wochen im Hospital. Vielleicht haben Sie mich hier gesehen?«
    Mrs Eddowes runzelte die Stirn. »Ich bin ein- oder zweimal hier gewesen wegen meiner Wassersucht, aber nein. Es war diese Pension auf der Berner. Ich bin mir ganz sicher. Erinnern Sie sich? Verdrecktes Haus und voller Ratten. Ich bin froh zu sehen, dass Sie dort weggekommen sind und respektable Arbeit gefunden haben.«
    Elena lächelte und schüttelte den Kopf. »Ich fürchte, so ist es nicht. Ich bin andernorts aufgewachsen und erst vor – nun, vor nicht allzu langer Zeit in London eingetroffen. Seither habe ich außerhalb von Whitechapel nur eine Adresse gehabt.«
    Eine einfache Erklärung für eine komplizierte Zeit von mehreren Monaten.
    »Merkwürdig. Ich könnte schwören, Sie sind dieses Mädchen.« Mrs Eddowes schaute ihr forschend ins Gesicht. »Ich erinnere mich an Ihre Augen. Eins braun und eins blau. So unterschiedlich. Ich hatte vorher noch nie solche Augen gesehen.«
    Elenas Lächeln verblasste. Sie hatte auch nie jemanden mit Augen wie ihren gekannt.
    Aber Mrs Eddowes musste sich irren. Elena war mit ihrem verwitweten Vater, einem Missionar und Arzt, an der Elfenbeinküste aufgewachsen. Erst nach seinem Tod war sie nach London gezogen, um unter Lord Blacks Vormundschaft zu leben.
    Nicht, dass sie sich an irgendetwas von alledem erinnerte – nicht seit dem Unfall mit der Kutsche, der sie völlig ihrer Erinnerungen beraubt hatte. Sie wusste einfach, dass es stimmte, weil …
    Lord Black ihr das in seinem Brief so mitgeteilt hatte.
    Archer ging über die schmale Laufplanke. Wasser, schwarz und stinkend, schwappte gegen den Kai, ein Spiegelbild seiner düsteren Stimmung. Hinter ihm verschwamm eine dunkle Wolkenwand mit dem Nachthimmel, senkte sich über die Themse, Augenblicke, bevor der Sturm die Stadt erreichen würde.
    Ungeduld machte ihn übellaunig. Die Unfähigkeit eines anderen Vollstreckers hatte ihn zur vorzeitigen Rückkehr nach England gezwungen, während er eigentlich auf der anderen Seite der Erde

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