Shadow Guard: Wenn die Nacht beginnt (German Edition)
entscheidend…«
»Versiegelte Korrespondenz von den Ahnen, für mich bestimmt. Und Sie haben Informationen aus dieser Korrespondenz genutzt, um zu vollstrecken. Um die Zielperson zu eliminieren und ihre Seele ihrer Strafe zuzuführen … Meine Zielperson.«
»Eine verdammte Seele weniger in Ihrer perfekten Akte, Archer, und Sie wollen uns ewig dafür bestrafen.«
»Meine Verstimmung hat nichts mit dieser Seele zu tun, Mark, oder mit meiner Akte. So etwas nennt man Vertrauen.«
»Nein, man nennt es Ehrgeiz«, knurrte Mark. »Sie sind nicht der einzige Amaranthiner, der welchen hat. Ja, Sie waren unser Mentor, nachdem der Rat der Ahnen uns rekrutiert hatte. Ja, Sie haben uns gelehrt, Seelen ihrer Strafe zuzuführen, aber haben Sie gedacht, wir würden für ewig unter Ihrem Pantoffel stehen wollen? Es wurde Zeit für uns beide, uns loszureißen.«
»Denken Sie, ich wollte, das Sie mir beide an den Rockschößen hängen? Es sind die Ahnen – nicht ich –, die über Ihre Unabhängigkeit entscheiden. Sie kannten die Regeln, Mark, und Sie haben sie gebrochen, und alles für ein wenig Ruhm. Schauen Sie sich an, was Ihnen das eingetragen hat. Ein verpfuschter Auftrag, das Misstrauen von Ihresgleichen und die Verstimmung des Rats. Selene versucht zumindest, sich zu ändern. Aber Sie – Sie fahren mit Ihrer kindischen Arroganz fort.«
Marks Kinn schob sich vor. In seinen Augen brannte Trotz, aber er erwiderte nichts mehr.
Archer brauchte keine Erklärung. Er war mit dieser Sache fertig.
Scharf fragte er: »Wo zum Teufel ist die echte Mrs Hazelgreaves? Sie haben sie doch nicht umgebracht, oder?«
»Ihr geht es gut«, befand Mark schäumend. »Sie ist in einem der unbenutzten Schlafzimmer und ruht sich bis zu meiner Rückkehr aus.«
»Und wie lange ist sie schon dort? Haben Sie sich die ganze Zeit für sie ausgegeben? Seit dem Ausbruch ihrer Schwermut?«
»Natürlich nicht. Nur heute Nachmittag. Sie war ja so fügsam, und als Kupplerin ist sie zu Ihrer größten Fürsprecherin geworden. Trotzdem, ich konnte nicht zulassen, dass sie sich zu tief in Ms Whitneys Angelegenheiten einmischt oder all die hübschen kleinen Ungehörigkeiten zwischen Ihnen beiden vereitelt.« Er lachte leise. »Ich hatte gehofft, dass sie beim Tee zugegen sein würde, aber sie hat heute Morgen von meinen speziellen Stärkungsmitteln ein Gläschen zu viel getrunken und war ganz und gar nicht imstande, Gäste zu empfangen.«
»Spezielle Stärkungsmittel?« Archer funkelte ihn an.
»Schwermut. Eine so unspezifische Diagnose.«
»Sie haben sie betäubt, dass sie sich wie im siebten Himmel fühlte?
Marks Augen wurden schmal. »Sie war noch nie glücklicher.«
Elena stieg, ihren hastig gepackten Koffer in der Hand, aus der Droschke. Sie betrat das Hospital durch den Hintereingang. Den Flur hinunter fand sie Schwester James an ihrem Schreibtisch.
Die Frau schaute unter ihrer weißen Haube auf. »Schwester Whitney, ich war mir nicht sicher, ob wir Sie wiedersehen würden.«
»Ich höre, Sie sind ein wenig unterbesetzt.«
»Das sind wir.«
»Ich werde mich nur im Wohnheim eintragen, dann komme ich zurück, um festzustellen, wo ich gebraucht werde.«
Eine Viertelstunde später kehrte Elena in ihrer Schwesterntracht auf die Krankenstation zurück. Die schnellste Möglichkeit, Lord Black und ihre Gefühle zu vergessen, bestand darin, ihr Leben weiterzuleben. Allein. Sie wusste nicht, wie sie ohne ein Erbe ihres Vaters die medizinische Fakultät besuchen sollte und ohne Unterstützung ihres Vormunds, aber sie würde einen Weg finden.
»Schwester James, welcher Patient ist als Nächster an der Reihe?«
»Ich habe wirklich gleich eine Bitte; könnten Sie Mr Stephenson in sein Zimmer zurückbegleiten?« Schwester James deutete mit dem Kopf auf einen Mann, der auf einem Holzstuhl an der Wand saß. Er trug einen Schlafanzug und eine Melone. »Ein Polizist hat ihn vor wenigen Augenblicken draußen aufgegriffen, als er durch das Fenster des Gemeinschaftsraums kroch. Das ist das dritte Mal diese Woche.«
»Was stimmt nicht mit ihm?« Elena musterte den Mann. Seine Schultern waren herabgesunken, und er starrte auf seine nach oben gedrehten Handflächen.
»Nervöse Erschöpfung, sagen die Ärzte. Ihn verzehren diese Morde des Rippers; immerzu schreibt er Briefe an die Zeitungen und Behörden und legt seine Theorien dar. Wie dem auch sei, er ist so harmlos wie eine Maus. Könnten Sie ihn nach oben auf die Männerstation bringen?«
»Aber
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