Shadow Guard: Wenn die Nacht beginnt (German Edition)
natürlich.« Sie tätschelte dem Mann sanft die Schulter. »Mr Stephenson, ich bin Schwester Whitney. Ich werde Sie in Ihr Zimmer begleiten.«
Elena geleitete Mr Stephenson die Treppe hinauf in sein Zimmer. Nachdem sie ihn bettfertig gemacht hatte, zog sie die Tür bis auf einen Spalt hinter sich zu.
»Schwester Whitney.«
Elena drehte sich um, um festzustellen, wer nach ihr gerufen hatte. Dr. Harcourt trat aus einem der benachbarten Räume. Bei ihm waren drei Herren, die offiziell aussehende Abzeichen trugen. Er nickte ihnen zu, und sie gingen an Elena vorbei, um die Treppe hinunterzusteigen.
Harcourt schüttelte den Kopf. Zornesfalten zeichneten seine Stirn. »Polizisten. Sie verhören jeden, weil sie denken, der Ripper könnte jemand mit chirurgischem oder medizinischem Wissen sein. Sie haben sogar Nachforschungen über Mr Merrick angestellt.«
Elena protestierte: »Mr Merrick kann nicht einmal den Kopf gerade halten, geschweige denn, eine Frau auf der Straße angreifen.«
»Nachdem sie ihn selbst verhört haben, verstehen sie es jetzt besser, glaube ich.«
»Halten Sie es für möglich, dass der Mörder etwas mit dem Hospital zu tun hat?«
Harcourt zuckte die Achseln. »Ich habe keine Ahnung. Es ist eine schreckliche Vorstellung für mich, dass jemand, an dessen Seite ich gearbeitet habe, zu etwas so Grausamem fähig wäre. Aber genug von diesem morbiden Thema. Ich freue mich so sehr, Sie zu sehen. Dann sind Sie also zur Arbeit zurückgekommen?«
»Ja. Und ich hoffe, ich habe immer noch die Genehmigung des Hospitals, ein Zimmer im Wohnheim der Krankenschwestern zu beziehen? Ich habe bereits meine Sachen hergebracht.«
Er zog die Augenbrauen hoch. »Selbstverständlich. Wir können alle Krankenschwestern brauchen, die wir bekommen können. Im Laufe der vergangenen Tage haben wir drei Freistellungsgesuche erhalten, und jede der Frauen beteuert, dass sie erst wiederkommen werde, wenn der Ripper unschädlich gemacht ist.«
»Es tut mir leid, das zu hören. Und es tut mir leid, dass ich in den vergangenen zwei Wochen nicht hier war.«
»Es ist nicht Ihre Schuld. Ich verstehe Lord Blacks Gefühle diesbezüglich vollkommen. Ehrlich gesagt kann ich nicht glauben, dass er seine Meinung geändert hat.«
»Ich weiß nicht, ob er seine Meinung geändert hat. Ich habe mich vor meiner Rückkehr nicht mit ihm beraten.«
Dr. Harcourts Lächeln verschwand. »Elena …«
»Wirklich, ich bin mir sicher, dass er heilfroh ist, dass ich weg bin. Ich denke nicht, dass er die Verantwortung für ein Mündel jemals wirklich wollte. Es ist offensichtlich, dass er nicht weiß, was er mit mir anfangen soll, abgesehen von seiner Idee, mich zu verheiraten.« Sie lächelte schwach.
»Er hat Macht und Einfluss, Elena. Wenn er über ihre Rückkehr ins Krankenhaus verstimmt ist, könnte er Ärger machen. Vielleicht sollten Sie nach Black House zurückkehren, bis die Dinge geklärt sind.«
»Er wird keinen Ärger machen. Übrigens bezweifle ich, dass er meine Abwesenheit überhaupt bemerkt hat.«
Eine mürrische Bemerkung, wie sie selbst feststellte. Sie konnte nicht leugnen, dass sie um jede Ecke spähte und insgeheim hoffte, dass Archer auftauchen würde, um sie um Verzeihung anzuflehen und ihr zu sagen, dass sich alles genau so entwickeln würde, wie sie es geplant hatte. Und dann würde es natürlich weitere Küsse geben.
Wann war sie zu einer derart lächerlichen Frau geworden?
Elena ließ Harcourt stehen, kehrte nach unten zurück und verbrachte den Rest des Nachmittags und den Abend konzentriert mit der Behandlung der Verletzungen und Krankheiten ihrer Patienten. Die Intensität der Arbeit besänftigte ihre strapazierten Nerven und führte dazu, dass sie sich daran erinnerte, warum sie die Medizin liebte und auch den Dienst an den weniger privilegierten Bewohnern der Stadt. Sie hatte gerade ein Bündel schmutziger Wäsche in der Wäscherei abgegeben, als Schwester James an sie herantrat.
»Wir sind froh, Sie zurückzuhaben, Schwester Whitney, aber überanstrengen Sie sich nicht. Denken Sie daran – wir werden Sie morgen wieder brauchen, gesund und munter. Gehen Sie einen Happen essen, bevor der Speisesaal schließt, und legen Sie sich für die Nacht nieder.«
Erst da bemerkte Elena den intensiven Schmerz in ihrem Rücken und ihren Füßen, weil sie stundenlang auf den Beinen gewesen war.
Sie nickte. »Vielen Dank, Schwester James. Dann sehe ich Sie morgen früh.«
Ihr war überhaupt nicht nach essen zumute. Eine
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